Montag, 8. Januar 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Januar 1917Zur Ersparung von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln wird in einem Rundschreiben des Ministers des Innern an die Regierungspräsidenten darauf hingewiesen, daß die für die Durchführung der Bundesratsverordnung erforderlichen Maßnahmen getroffen werden müssen. Um den Lichtverbrauch in gewünschtem Umfange einzuschränken, ist aber nicht nur der durch die Bundesratsverordnung begründete Zwang, sondern auch die bereitwillige Mitwirkung aller Privatpersonen, der Hausbesitzer und des ganzen Publikums unerläßlich. Ein unmittelbarer Zwang zur Sparsamkeit wird auf sie vorläufig nicht ausgeübt werden, man setzt aber voraus, daß jeder Einzelne die im Nutzen der Allgemeinheit ergangenen Richtlinien zu einer sparsamen Verwendung der Beleuchtungsmittel und Brennstoffe beherzigt. Die Munitionsherstellung erfordert große Kohlemengen, deren schnelle Lieferung durch die Verkehrserschwerungen behindert wird. Der private Kohlenbedarf für Heizzwecke und zur Beschaffung von Beleuchtungsmitteln kann und muß wesentlich herabgedrückt werden, damit die Kriegszwecke auch in dieser Beziehung vor jeder Beeinträchtigung sichergestellt sind. Das Vaterland wird sich in dem Vertrauen auf das Verständnis aller Kohlen- und Lichtverbraucher für die Notwendigkeit der Einschränkung gewiß nicht getäuscht sehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg, 8. Jan. In der vergangenen Woche wurde hier die vom Freundinnenkreis ins Leben gerufene Kriegskrippe eingeweiht. Die Einrichtung soll Kriegerfrauen, welche morgens zur Arbeit und nach Verdienst ausgehen müssen, der Sorge um ihre unverwahrten Säuglinge tagsüber entheben. Von ausgebildeten Säuglingsschwestern sollen diese Kleinen, die bis zum zweiten Jahre Aufnahme finden, in dieser Tageskrippe gepflegt werden, bis sie dann abends von ihren heimkehrenden Müttern wieder abgeholt werden. Pastor Neumann heilt die Weiherede und Bürgermeister Zander begrüßte namens der Gemeinde das von echter Christen- und Vaterlandspflicht zeugende neue Unternehmen werktätiger Nächstenliebe. Durch Unterstützungen seitens der Spender war dem Freundinnenkreis die Einrichtung dieser Krippe ermöglicht worden. Herr Dr. Fricke hat die ärztliche Leitung ehrenamtlich übernommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

      

Godesberg, 8. Jan. Die Eröffnung der hiesigen Speisegemeinschaft wird voraussichtlich nunmehr in der letzten Hälfte dieses Monats beginnen. Von diesem Zeitpunkte ab wird die seit dem 30. Juni des letzten Jahres seither bestandene vorläufige Einrichtung einer Volksküche, welche zuletzt nur hundert Portionen täglich auszuteilen hatte, ihre Betrieb im ehemaligen Hotel Hüttenrauch einstellen. Das vollständige Mittagessen in diesen künftigen ordnungsgemäß eingerichteten Gemeinschaftsküche wird für 75 Pfennig verabreicht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

       

Der Umlauf des Kleingeldes, namentlich durch kurzfristige Leerung der Opferstöcke, möglichst zu fördern. Das Erzbisch. Gen.-Vikariat in Köln macht im Kirchl. Anzeiger bekannt: In Verkehr und Handel macht sich der große Mangel an Kleingeld mehr und mehr unangenehm bemerkbar. Von seiten der geordneten Vertretungen des Handels sei daher darauf hingewiesen worden, daß es wünschenswert sei, die Opferstöcke von jetzt ab häufiger, möglichst am Anfang einer jeden Woche, zu leeren. Die in denselben vorgefundenen Geldbestände mögen den Sparkassen oder sonstigen öffentlichen Kassen baldigst zur unmittelbaren Abführung an den Verkehr zugestellt werden. Neben dem macht sich auch ein großer Mangel an Münzen und kleinen Scheinen aller Art bemerkbar. Schon vor längerer Zeit ist darauf hingewiesen worden, daß im Interesse einer siegreichen Durchführung des Krieges und zur Erlangung eines guten Friedens es erwünscht sei, daß bei den Privaten und in den einzelnen Haushaltungen möglichst wenig Geld verwahrt werde. Was nicht zur alsbaldigen Begleichung von Rechnungen benötigt wird, möge den Sparkassen und öffentlichen Geld-Instituten zugeführt werden, da auf diese Weise den Kriegszwecken am besten gedient wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)