Sonntag, 7. Januar 1917

Am Tag nach dem Dreikönigstag erschien in Bonn nur die Bonner Zeitung.

     

Besitz- und Kriegssteuer. Der Vorsitzende der Veranlagungskommission für die Kreise Bonn-Stadt und –Land und für den Siegkreis schreibt uns: Zur rechtzeitigen Durchführung der neuen Reichssteuergesetze sind die öffentlichen Aufforderungen zur Abgabe der Besitzsteuer- und Kriegssteuererklärungen vorschriftsmäßig zu Ende des Monats Dezember 1916 erlassen worden. Der darin enthaltenen Mitteilung, daß jeder Steuerpflichtige ein Steuererklärungs-Formular bei der Veranlagungs- oder Gemeindebehörde entnehmen könne, ließ sich aber bisher nicht entsprechen. Die Formulare konnten nämlich aus verschiedenen Gründen, Papierknappheit, beschränkter Arbeitsleistung in den Druckereien und Verzögerungen beim Transport, nicht rechtzeitig angeliefert werden. Eine frühere Bestellung der Drucke war nicht möglich, da noch im vorigen Monat Anträge auf Aenderungen des Gesetzes vom Reichstag angenommen wurden. So werden denn noch zwei Wochen vergehen, ehe alle Steuerpflichtige im Besitze des Formulars sind. Eine Verlängerung der bis zum 15. Februar 1917 gestellten Frist erfolgt nicht. Die Formulare entsprechen im großen und ganzen den bei der Veranlagung zum einmaligen Wehrbeitrag im Jahre 1914 verwendeten. Auf Wunsch können Steuerpflichtige in dringenden Fällen ihre Besitz- und Kriegssteuererklärung auch jetzt schon im Amtslokale des Vorsitzenden der Veranlagungskommission während der Dienststunden vormittags 9 bis 12 Uhr zu Protokoll abgeben.

Die Bonner Bücher- und Lesehalle erfreut sich in den Kriegsjahren eines stets wachsenden Zuspruchs, so daß der Bürgersteig vor ihrem Eingang, besonders abends, oft dicht von Wartenden besetzt ist, die ein Buch begehren. In dieser schweren Zeit greift jeder mehr wie je mit Freuden nach einem guten Buch als einem stillen Helfer und Tröster in trüben Stunden. Wie mancher Feldgraue holt sich in der Quantiusstraße Anregung und Belehrung oder vergnügt sich an einer lustigen Erzählung, die ihn hinaushebt aus den Eindrücken der unmittelbaren Kriegserlebnisse. Es möchten darum alle, die in der glücklichen Lage sind, Bücher, „diese stillen, treuen Freunde“, ihr eigen zu nennen, daran denken, welche große Freude sie vielen dankbaren Unbekannten bereiten können, indem sie unserer Bücher- und Lesehalle eine kleine Stiftung in Büchern machen. Auch durch die Zahlung eines Beitrages läßt sicher der gute Zweck der Bücher und Lesehalle unterstützen. Es sei noch bemerkt, daß die Bücher unentgeltliche ausgeliehen werden.

Das Hochwasser des Rheins geht jetzt zurück. Es hatte sich vorgestern noch den ganzen Tag auf 6,44 Meter (Bonner Pegel) gehalten, gestern morgen 6 Uhr zeigte der Pegel 6,34 Meter und gestern abend 6,28 Meter. Das ganze Rheinwerft ist jetzt vom Wasser wieder frei, dagegen sind die Rheinanlagen noch stellenweise überschwemmt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)