Montag, 11. Dezember 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Dezember 1916Die Allgemeine Ortskrankenkasse Bonn hat gestern vormittag im Hähnchen ihre Ausschußsitzung abgehalten. [...] Die Geschäftsjahre 1914 und 1915 waren für die Kasse ganz besonders günstig. Beim Kriegsausbruch rechnete man mit einer größeren Arbeitslosigkeit, als aber die ersten Stockungen überwunden waren, trat das Gegenteil, Mangel an Arbeitskräften, ein, sodaß die Krankenzahl und dadurch die Ausgaben für Krankengeld und Arzneien sich verringerten. Im laufenden Jahre 1916 hat sich das Bild aber schon wesentlich verschoben. Die Zahl der arbeitsunfähigen Kranken hat sich bedeutend erhöht. Auch andere Verhältnisse haben die Verhältnisse der Kasse ungünstig beeinflußt. [...] Die Preise für Arzneien und Heilmittel sind wieder ganz bedeutend gestiegen, bei einigen um das Mehrfache des vorherigen Preises. Die Aerzte haben sich aber den veränderten Verhältnissen angepaßt, sie sehen, wo es ohne Schaden für die Kranken möglich ist, von knappen und darum teuren Mitteln, etwa für die Volksernährung wichtigen Fetten, ab und verordnen gleichwertige wohlfeilere. Die Kasse mußte infolge der Steigerung der Lebensmittelpreise den Krankenhäusern eine Erhöhung der Pflegekosten zugestehen. Die Kranken in Krankenhäusern unterzubringen, macht keine Schwierigkeiten mehr. [...] Die Beitragseinnahmen der Kasse sind gestiegen, weil die Löhne in die Höhe gegangen sind und von der freiwilligen Weiterversicherung in erhöhtem Maße Gebrauch gemacht wird. Die Ausgaben werden durch die Einnahmen gedeckt, es wird aber, wie der Geschäftsführer betonte, nicht möglich sein, die Leistungen zu erhöhen, auch deshalb nicht, weil man nicht weiß, welche Anforderungen nach dem Kriege an die Kasse gestellt werden. [...]

Der „kupferne“ Sonntag war von schönstem Wetter begünstigt und brachte der Stadt einen außerordentlich regen Geschäftsverkehr. Namentlich die Landbevölkerung, die ja jetzt noch mehr als in normalen Jahren als kaufkräftig angesprochen werden darf, kam mit den verschiedenen Bahnen herein, um ihre Weihnachtseinkäufe zu machen. In allen Arten von Geschäften wurde denn auch viel verkauft, selbst in den Bekleidungsgeschäften trotz der einschränkenden Bezugsscheinbestimmungen. Auch manchen Wirtschaften und den Vergnügungsstätten kam der starke Landbesuch zugute.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Weihnachtsverkehr. Der gestrige erste geschäftsfreie Sonntag vor Weihnachten brachte bereits großen Verkehr in unsere Stadt. In den Hauptgeschäftsstraßen drängt sich namentlich in den Abendstunden eine vielhundertköpfige Menge, um die prächtigen Auslagen der Geschäfte zu besichtigen. Bei dem Besichtigen blieb es natürlich nicht, obwohl erfahrungsgemäß die beiden kommenden Sonntage vornehmlich zum Einkauf der Weihnachtsgeschenke vorgesehen werden. Viele Geschäfte waren stark von Käufern besucht, namentlich solche, die ihre Waren ohne Bezugsscheine abgeben können. Der Verkehr auf unseren Vorortbahnen war ebenfalls recht lebhaft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Bestimmungen über die Beschränkungen im Lichtverbrauch, frühzeitigen Ladenschluß etc. werden zweifellos eine ganz bedeutende Abnahme im Verbrauch von Gas und Elektrizität zur Folge haben. Alle Abnehmer haben nun bei den städtischen Werken eine ihrem jetzigen Verbrauch entsprechende „Sicherheit“ in bar hinterlegen müssen. Da durch die gesetzlichen Neuregelungen der Verbrauch wohl mindestens auf die Hälfte herabsinkt, dürfte es wohl ein billiges Verlangen der Konsumenten sein, wenn ihnen auch die Hälfte der hinterlegten Sicherheiten sofort zurückgegeben wird. Auch wäre es wünschenswert, wenn die Stadt sich darüber äußerte, wie sie sich den Verträgen über eine Mindestabnahme von Elektrizität gegenüber verhält. Die Möglichkeit, die abgeschlossene Menge zu verbrauchen, ist doch jetzt nach Erlaß der neuen Bundesratsverfügung ausgeschlossen. Ein Großkonsument.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Eine Weihnachtsbücherschau wird der Borromäusverein im großen Saale des Borromäushauses am Wittelsbacherring (Haltestelle der Elektrischen Linie 3) am Mittwoch, den 13. Dezember, eröffnen. Die Ausstellung soll, wie in früheren Jahren die Weihnachtsausstellung in den Räumen der Münsterbibliothek, der Beratung für die Weihnachtskäufe dienen; sie steht aber auf breiterer Grundlage, weil sie nicht allein Jugendbücher umfaßt, sondern vor allem eine vorzügliche Auslese der neuesten und besten Literatur für die heranwachsende Jugend und für Erwachsene bietet. Eine gediegene Auswahl ist bei dem heutigen überreichen Bücherangebot ohne Fachkenntnisse für den einzelnen außerordentlich schwierig und die Verantwortung den so Beschenkten, namentlich der heranwachsenden Jugend gegenüber nicht minder groß. Darum dürfte die Ausstellung höchst willkommen sein und das größte Interesse finden. Ein Besuch derselben dürfte sich auch deswegen verlohnen, weil er die gewiß erwünschte Gelegenheit bietet, zugleich die größte deutsche Buchorganisation und die zweitgrößte Sammelstelle für Soldatenlektüre in Deutschland kennen zu lernen. Geöffnet ist die Ausstellung in der Zeit vom 13. – 25. Dezember morgens von 10-12 Uhr und nachmittags von 3-6 Uhr. In den Oeffnungszeiten finden dauernd Führungen durch die Ausstellung statt; für eingehende Einzelberatung stehen die Herren des Generalsekretariats zur Verfügung. Auf Wunsch werden auch Bestellungen entgegengenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)