Sonntag, 5. November 1916

     

Den Verwundeten der Bonner Lazarette wurde Freitag nachmittag in „Groß-Bonn“ am Markt eine Sondervorstellung geboten. Die Künstler taten ihr Möglichstes, um die sehr zahlreich erschienenen Gäste gut zu unterhalten. Alle Vorführungen fanden auch den dankbarsten Beifall der Verwundeten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Martinsfeuer. Aus dem Landkreise Bonn schreibt man uns: Es ist in diesem Jahre aus Sparsamkeitsrücksichten untersagt, nach alter Sitte und Gewohnheit am Martinsabend, 10. November, draußen in den Feldern ein Feuer abzubrennen. Es soll gespart werden an Brennholz, Stroh und Lichtern. Die Feldschutz-Polizei verbietet das Abbrennen des Martinsfeuers, weil dabei auf den Aeckern und in den Saaten mancherlei Schaden angerichtet wird, was nach Möglichkeit vermieden werden muß, zumal in dieser ernsten Zeit. Am Martinsfeuer wurde in den letzten Jahren viel Unfug getrieben, sodaß nicht selten ernstliche Verletzungen und Unglücksfälle zu verzeichnen waren. Schon seit einer Reihe von Jahren wurden seitens einzelner Orts- und Schulbehörden Versuche gemacht, die Martinsfeuer am Feuer zu verdrängen und durch einen geordneten Umzug mit Fackeln und Lampions zu ersetzen, wobei die alten urwüchsigen Martinslieder unter Musikbegleitung gemeinsam gesungen werden. Leider waren die Bemühungen der Behörden bisher ohne wesentlichen Erfolg. Gegen die an vielen Orten sich breitmachende Bettelei am Martinsabend, die sich stellenweise fast bis zum Mitternacht hinzog, schreitet die Polizei ganz energisch ein.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Ein gefährliches Spiel. In Abwesenheit der Mutter spielte in einem Hause in der Heerstraße ein Kind mit Streichhölzern. Es steckte dabei das Bettzeug eines Kinderwagens, in dem das jüngste Kind ruhte, in Brand. Das Kind erlitt schwere Brandwunden und starb kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Der Vater des Kindes steht im Felde.

Sparsamkeit. Das Erzbischöfliche Generalvikariat veröffentlicht im kirchlichen Anzeiger für die Erzdiözese Köln einen Aufruf des Präsidenten des Kriegsernährungsamtes und unterstützt die darin ausgesprochene Mahnung zur Sparsamkeit im Gebrauch von Lebensmitteln. Der Aufruf richtet sich an alle deutsche Landfrauen mit der Bitte, im eigenen Haushalt zu sparen zum Wohle der Allgemeinheit. Es heißt darin u. a.: „Es wird, bei aller behördlichen Regelung der wichtigsten Lebensmittelgebiete, nur dann möglich sein, die grundstädtische und namentlich die industrielle Arbeiterschaft mit dem zum Lebensunterhalt notwendigen Lebensmitteln zu versehen, wenn der deutsche Bauer, Großgrundbesitzer, Mittel- oder Kleinbesitzer, Kärner oder Landarbeiter – sich die weitesten Einschränkungen auferlegt und von dem, was er sonst für seinen eigenen Haushalt gebraucht, freiwillig noch abgibt. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die Landbevölkerung von führender Seite aus immer wieder aufgeklärt wird, wie der Stand unserer Lebensmittelversorgung ist, und welche neuen, mit weiteren Opfern verbundenen Aufgaben unser aller warten.“

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)