Samstag, 23. September 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. September 1916Arndt-Eiche in Eisen. Das von den Männergesangvereinen Bonns zum silbernen Amtsjubiläum des Oberbürgermeisters Spiritus gestiftete Ehrenschild ist Sonntag bei schönstem Wetter und unter Beteiligung weiter Kreise der Bürgerschaft genagelt worden. Unter der bewährten Leitung des städtischen Musikdirektors Professor Grüter sangen die vereinigten Gesangsvereine der Stadt Bonn verschiedene Chöre, auch richtete der Vorsitzende des Männergesangvereins Concordia, Dr. Klodt, eine kernige Ansprache an den anwesenden Oberbürgermeister. Ferner nagelten unter Führung des Herrn Karl Th. Wirtz die Mitglieder der Sebastianus-Schützengesellschaft in Bonn ebenfalls zur Erinnerung an das Jubiläum eine geschmackvolle Adlerfeder.
Bei der Nagelung des von den sämtlichen Beamten und Beamtinnen des Kaiserlichen Postamtes gestifteten prunkvollen Ehrenschildes hielt Postdirektor Schmincke die Festrede, die in ein Kaiserhoch ausklang. Der Bonner Männergesangverein sang unter Leitung seines Chormeisters Sauer verschiedene Lieder. Junge Damen machten sich dadurch verdient, daß sie zugunsten der Arndt-Eiche Postkarten verkauften und Geldspenden einammelten
Das bisherige Ergebnis der Sammlungen für die Arndt-Eiche beträgt rund 75.000 M. Es wäre zu wünschen, wenn bis zum Jahrestag der Errichtung der Arndt-Eiche (19. Dezember) die Summe von 100.000 M. erreicht würde. Die Dankbarkeit für die Treue zum Vaterland, die unserer Krieger mit ihrem Leben besiegelt haben, kann kaum in besserer Weise bekundet werden, als daß die Bürgerschaft für bedürftige Witwen und Waisen der gefallenen Bonner Krieger ihre Spenden darbringt, zumal gleichzeitig in sinniger Weise die Namen der Spender an der Eiche verewigt werden. Es geht daher wiederholt an alle unserer Mitbürger, die in der Lage sind, eine Spende zu geben und bisher ihr Scherflein noch nicht beigetragen haben, die Bitte, dies zu tun. Jede Aufklärung über die Preise der Adlerfedern, Zierrate und Nägel wird schriftlich und mündlich (Fernsprecher 2112) an der Geschäftsstelle der Arndt-Eiche erteilt.

Wehrturnen. Am morgigen Sonntag, morgens um 10 und nachmittags um 3 Uhr beginnend, finden auf dem städtischen Spielplatz an der Kölnstraße die Vorkämpfe des vom Kriegsministerium angeordneten Wehrturnens in der militärischen Jugendvorbereitung statt. Es beteiligen sich an diesen Vorkämpfen Jungmannen aus Bonn und den Landkreisen Bonn, Rheinbach und Euskirchen. Die Kämpfe bestehen aus einem Dreikampf, in dem ein Hindernislauf, Weitsprung und Ziel- wie Weitwerfen mit der Stielgranate Vereinigt sind, und aus Einzelkämpfen in 100-Meter-Lauf, Hochsprung, Stabhochsprung, Stabfechten, Turnen am Reck und Barren, Entfernungsschätzen sowie den Gruppenwettkämpfen in Fußball, Schlagball und Eilbotenlauf. Die besten Jugendturner und Mannschaften, die aus diesen Vorkämpfen hervorgehen, werden zum Endkampf zugelassen, der am 1. Oktober in Köln auf den Poller Wiesen stattfindet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Unhaltbare Zustände auf dem Bonner Wochenmarkt. Man schreibt uns: Die in letzter Zeit bei vielen Verkäuferinnen eingerissene Unsitte, einzelne Waren, wie Einmach-Pflaumen, Speck-Stangen, Strauch- und Salatbohnen mit einem Tuch zuzudecken und nur an eine gewisse Kategorie von Käufern abzugeben, dehnt sich von Tag zu Tag immer mehr aus. Vor dem Kriege war es immer das Bestreben einer jeden Verkäuferin, die auf den Markt gebrachten Waren möglichst schnell zu verkaufen, dies scheint jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Warum? Die für diese Waren festgesetzten Höchstpreise scheinen den Verkäuferinnen zu niedrig zu sein. Eine jede Hausfrau, die mit der jetzt tagtäglich zu hörenden Bemerkung „die Promme oder die Bonne sen verkoof oder bestellt“ abgewiesen wurde, muß unbedingt die Ueberzeugung gewinnen, daß andere Käufer höhere Preise bezahlen und daher die Waren reserviert bekommen; das ist doch kein marktüblicher Verkauf mehr! Daß hierdurch tagtäglich heftige Auseinandersetzungen zwischen Käufern und Verkäufern entstehen, ist selbstverständlich. Hier wäre es die höchste Zeit, daß unsere Marktpolizei einschreitet und von vornherein verbietet, irgend eine Ware zuzudecken und so dem freien Verkauf zu entziehen, denn der Markt ist doch für alle und nicht nur für einzelne da. Ein ähnlicher Missstand herrscht mit den Einmach- und anderen Zwiebeln. Mit der Bemerkung „dat es usländisch Oellesch“ werden für das Pfd. Schlankweg 30 Pfg. verlangt (Höchstpreis für Einmachzwiebeln ist 22 Pfg.) Den Zwiebeln ist aber absolut nicht anzusehen, ob es ausländische oder inländische sind. Auch hier also weiß die Hausfrau nicht, ob sie reell bedient wird oder nicht.
   Auf dem Markt auf dem Stiftsplatz herrschen dieselben Verhältnisse im Großen. Die meisten Waren werden morgens früh schon „als verkauft“ oder „vorher bestellt“ bezeichnet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Kriegsbilderbogenwoche. Zugunsten der von der Frau Kronprinzessin ins Leben gerufenen Kriegsbilderbogenwoche, auf die schon mehrfach hingewiesen worden ist, veranstalten die vereinigten Bonner Frauenvereine am morgigen Sonntag einen Straßen-Verkauf der 6 Kriegsbilderbogen, der dem Bonner Publikum aufs wärmste empfohlen wird. In dem Aufruf zu dieser Kriegskinderspende Deutscher Frauen heißt es: „Der Verkaufspreis für dem einzelnen Bilderbogen beträgt 10 Pfennig. Ein höherer Beitrag darf weder gefordert noch angenommen werden. Wer mehr geben will, möge eine größere Zahl Kriegsbilderbogen kaufen.“ Diese anerkennungswerte Anordnung macht es jedem möglich, zu der so nötigen Unterstützung stillender Kriegsmütter sein Scherflein beizutragen. „Viele Wenig machen ein Viel“, so ist zu hoffen, daß der bevorstehende schöne Herbstsonntag eine Tag der Ernte für unsere Kriegskinder wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)