Mittwoch, 13. September 1916

     

Anzeige in der Bonner Zeitung vom 13. September 1916Bonner Kinder in Holland. Unter den westdeutschen Kindern, die diesen Sommer in größerer Zahl die holländische Gastfreundlichkeit genießen, befinden sich auch 50 aus Bonn, 20 Knaben und 30 Mädchen. Sie sind mit 450 anderen rheinischen Kindern zusammen auf dem Gutshofe Oud-Bussum, einer landwirtschaftlichen Musterschule in der Nähe der Amsterdamer Villenkolonie Bussum, untergebracht. Die Aufsicht über die Bonner Kinder hat Herr Lehrer Bremenkamp. Die Kinder werden seit dem 12. August auf Kosten eines holländischen Ausschusses, an dessen Spitze die Gattin des Leydener Universitätsprofessors Nieuvenhuis steht, ganz ausgezeichnet verpflegt, von einem Arzt überwacht und außer mit Essen und Schlafen nur mit Spielen beschäftigt, so daß ihnen der Ferienaufenthalt sehr gut bekommt. Die Holländer haben sogar gewünscht, daß die Kinder noch über die eigentliche Ferienzeit hinaus bei ihnen bleiben möchten, und deshalb haben die Schulverwaltungen ihre Ferien bis 23. September verlängert. Den Eltern der Kinder kostet der Ferienaufenthalt nichts, da, wie erwähnt, die gesamten Kosten für Verpflegung und Unterkunft der holländische Ausschuß bestreitet und die geringen Kosten der Bahnfahrt die Stadt übernommen hat. Es sind besonders erholungsbedürftige Kinder ausgewählt und dabei die Kinder aus Kriegerfamilien in erster Linie berücksichtigt worden.

Der Kanonendonner von der Westfront ist, nachdem man ihn schon monatelang nicht mehr wahrgenommen hatte, Dienstag abend zwischen Bonn und Godesberg wieder deutlich gehört worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. September 1916Starke Preissteigerung im Weinhandel. Schon zu Anfang des Jahres haben die Weine teils durch Aufkäufe bedeutender Mengen seitens der Sektkellereien und Kognakbrennereien, teils durch Herabsetzung der Bierproduktion auf 45 Prozent, sowie auch durch den vermehrten Bedarf des Heeres eine Preissteigerung erfahren, wie noch nie zuvor. Die Nachfrage ist im allgemeinen sehr stark und die kleinsten Weine werden von den Produzenten zurzeit zu 1600 bis 1800 Mark die 1200 Liter verkauft, die früher 500 bis 600 Mk. kosteten. In Winzerkellern lagert fast nichts mehr. Die diesjährigen Herbstaussichten sind ziemlich ungünstig geworden. Naturreine Weißweine werden wohl nicht mehr unter 1,60 bis 2 Mk. die Flasche zu haben sein. Von den kleinen und mittleren deutschen Rotweinen sind überhaupt nur noch kleine Restbestände im Handel vorhanden.

Wie man zu Einmachbohnen kommt. Als am vergangenen Donnerstag in der Frühe ein beladenes Marktfuhrwerk in die Nähe des Duisdorfer Bürgermeisteramts kam, wurde en auf dem Wagen sitzenden Marktfrauen ein gebieterisches „Halt!“ zugerufen. Die Frauen erschraken heftig, als aus dem Dunkel ein Mann an das Fuhrwerk trat und mit barscher Stimme frug: „Was habt Ihr auf dem Wagen?“ Als die Frauen erklärten, daß sie in der Hauptsache Einmachbohnen hätten, die sie auf den Bonner Markt bringen wollten, erklärte der Mann, der sich als Beamter ausgab, die Bohnen für beschlagnahmt. In der weiteren Unterredung gab er an, vom Gouvernement Köln zu dieser Maßnahme beauftragt zu sein und verlangte dann, daß sämtliche Bohnen am Duisdorfer Bahnhof abgeladen würden. Als eine der Marktfrauen eine Legitimation verlangte, wurde der Beamte ungemütlich; er wies auf mehrere Fuhrwerke hin, die sich bereits an der Stelle angesammelt hatten, und sagte, er habe keine Zeit, sich mit den Frauen herumzustreiten; man solle ja nicht glauben, daß er sich zum Vergnügen in der Nacht auf die Landstraße stelle. Wohl oder übel wendeten nun die Fuhrwerke um und sämtliche Bohnen wurden pflichtgemäß am Bahnhof abgeladen. Wie sich nachträglich herausstellte, sind die Bohnen nach Düsseldorf verladen worden. Der „Herr Beamte“ soll ein Düsseldorfer Agent sein, der auf diese Weise seine Kunden mit Bohnen versorgt hat, auf die die Bonner Hausfrauen am Donnerstag morgen vergebens gewartet haben. Wie es heißt, soll auch ein Händler aus der Umgegend bei dieser Beschlagnahmegeschichte mitgewirkt haben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Petroleum für Leuchtzwecke. Stadtverordneter Kalt hat [...] im Namen der Zentrumsfraktion an die Stadtverwaltung die Frage gerichtet: „Nach neuester Bestimmung ist der Verkauf von Petroleum zu Leuchtzwecken verboten worden. Was gedenkt die Stadtverwaltung zu tun, um bei gänzlichem Mangel an Petroleum der minderbemittelten Bevölkerung für Beleuchtung zu sorgen. Die Sache soll in der kommenden Stadtverordnetensitzung besprochen weden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)