Dienstag, 12. September 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. September 1916Die Ortsgruppe Bonn des Deutschen Flottenvereins hat gestern abend ihre Hauptversammlung abgehalten. Nach dem Geschäftsbericht des stellvertretenden Vorsitzenden, Rektors Lessenich, hat die Ortsgruppe im verflossenen Vereinsjahr von allen eigenen Veranstaltungen abgesehen und sich nur an der gemeinsamen Bismarckfeier verschiedener Vereine am 1. April in der Lese beteiligt. Von den 530 Mitgliedern, die die Ortsgruppe vor dem Kriege zählte, haben in diesem Jahre 433 ihren Beitrag bezahlt, von den übrigen stehen die meisten im Heeresdienst. [...] Zu dem Tagesordnungspunkt „Opfertag für die Flotte am 1. Oktober“ wurde beschlossen, unter den Mitgliedern der Ortsgruppe eine Listensammlung zu veranstalten, und für die weitere Sammeltätigkeit ist ein Zusammenarbeiten mit dem Flottenbund Deutscher Frauen und dem Marineverein in Aussicht genommen. Angeregt wurde, im Dezember eine der Kriegszeit entsprechende Feier zu veranstalten und gleichzeitig den im Felde stehenden Mitgliedern oder ihren Familien bescheidene Weihnachtsgaben zukommen zu lassen. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. September 1916Die Preistreibereien im Weißkohlhandel. Halbamtlich wird mitgeteilt: „Bei günstigen Ernteaussichten braucht niemand besorgt zu sein, daß er nicht genügend Weißkohl erhalten könnte. Der gegenwärtige Marktpreis für Weißkohl ist aber immer noch viel zu hoch, um den Kohl in größeren Mengen zu Sauerkraut einschneiden zu können. Aengstliche Kommunalverbände und Einkaufsgenossenschaften zahlen in der Sorge, daß sie sonst vielleicht keinen Kohl bekommen könnten, den Produzenten und Händlern Preise, die zu den tatsächlichen Ernteergebnissen in gar keinem Verhältnis stehen. Bei mittlern Ernten sind die Preise an die Produzenten durchschnittlich 80 Pfg. bis 1 Mk. pro Zentner gewesen, gegenwärtig haben wir eine reichliche Ernte, aber trotzdem noch Preisforderungen von 3,50 Mk. bis 5,50 Mk. pro Zentner. Das ist Kriegswucher. Nicht nur, wer solche Preise fordert, sondern erst recht, wer solche unsinnig hohen Preise bezahlt, versündigt sich am Volkswohle und sollte deshalb zur Rechenschaft gezogen werden.

Kindern, die zum Einkaufen von Lebensmitteln ausgeschickt waren, hatte eine jugendliche Frauensperson in verschiedenen Fällen Geld abgeschwindelt. Es gelang jetzt der Polizei, die Schwindlerin in der Person einer 19jährigen gewerblosen Person zu ermitteln und festzunehmen.

Festgenommen wurde ein 16jähriger Knabe, der in der Stiftskirche einer Dame die Börse mit Inhalt gestohlen hatte.

Das Freibad der städtischen Rheinbade-Anstalten ist gestern für den Verkehr geschlossen worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. September 1916Die großen Ferien gehen zu Ende. Mit dem 13. d. M. beginnt der Unterricht wieder in den Schulen. Das lange Winterhalbjahr, das nur durch die kurzen Weihnachtstage unterbrochen wird, nimmt seinen Anfang. Vorüber sind die goldenen Tage der ungebundenen Freiheit, vorbei die Zeit der Selbstbestimmung. Unbekümmert um das, was der nächste Tag bringen würde, lebte man nur für sich selbst. Freilich eine gewisse Zeiteinteilung mußte eingehalten werden, und daß hier kein Verstoß begangen wurde, dafür sorgte der Magen. Herrlich mundete in den frühen Morgenstunden ein kräftiges Stück Landbrot zu einem Glase Milch und mittags das Essen. Und daß man in der Zwischenzeit keinen Mangel litt, dafür sorgten die Obstbäume mit ihren reifen Früchten. Bei Wanderungen über Berg und Tal wurde der gefüllte Rucksack nicht vergessen. Mit den Bekannten und Verwandten, bei denen man die Ferien zubrachte, fühlte man sich bald wie zu Hause. Besondere Festtage für die Jugend waren die Sonntage, an denen es Obstkuchen gab. – Nun sind die schönen Tage vorüber. Es heißt Abschied nehmen von den lieb gewonnenen Plätzchen, den Menschen an dem gastlichen Heim, das noch lange in der Erinnerung eine Rolle spielen wird. Zur Schule gehts zurück, um mit erhöhtem Eifer nach der Ausspannung den Anforderungen gerecht zu werden. Der gestärkte, gesunde Körper wird sich rasch in die alten Verhältnisse zurückfinden und zur Freude der Eltern und Lehrer wird es sich zeigen, daß der Aufenthalt auf dem Lande und die Ferien überhaupt einen günstigen Einfluß auf den Schüler ausgeübt haben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)