Montag, 11. September 1916

     

Der Ausflugsverkehr war an dem gestrigen schönen Spätsommersonntag außerordentlich rege. Vor allem die Rheindampfer hatten einen starken Verkehr und waren voll besetzt. Auch die Siebengebirgsbahn und die Godesberg-Mehlemer Bahn hatten viel zu tun. Königswinter, Honnef, der Drachenfels usw. hatten sich eines für die Kriegszeit sehr starken Verkehrs zu erfreuen. Schon in der vorigen Woche war der Ausflugs- und Fremdenverkehr auf dem Rhein und in den Rheinorten sehr lebhaft.

Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen für den Stadt- und Landkreis Bonn. In der letzten Sitzung des engeren Ausschusses wurde gewünscht, die Stadt Bonn möge den Verbrauchern das Einkellern von Kartoffeln dadurch erleichtern, daß sie in größerem Maße Ratenzahlungen gestatte. Die Stadtverwaltung soll nochmals ersucht werden, die unteren Schichten der Abteilung B (bis 3ooo M. Einkommen bei vier Kindern) mit Abteilung A zu vereinen, auch soll die Stadtverwaltung gebeten werden, den Preis der Winterkartoffeln so bald wie möglich bekannt zu geben. Bedauert wurde, daß der frühere ehrenamtliche Marmeladenverkauf durch den Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe nicht mehr stattfindet. Es wurde dann darüber beraten, wie der Ausschuß seine Organisation auf den Landkreis Bonn, vor allem auf Beuel weiter ausdehnen könne.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Im Schaufenster unseres Geschäftslokals sind zwei photographische Aufnahmen vom östlichen Kriegsschauplatz ausgestellt, die uns ein Bonner zugeschickt hat. Eines der Bilder zeigt ein Schild, auf dem die Russen den gegenüber liegenden Deutschen den Eintritt Rumäniens in die Schar unserer Feinde mitteilen. In der Nacht holte ein deutscher Unteroffizier das Schild in unsere Stellung herüber und malte als Antwort ein Plakat mit der Aufschrift: „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt!“ und zwar in deutscher und – so gut es ging – in russischer und polnischer Sprache. In der darauf folgenden Nacht wurde dieses Schild von einem Feldwebel und zwei Freiwilligen, darunter ein Barmer, zwischen den beiden Stellungen aufgestellt. Die gefährliche Arbeit, die eine Stunde in Anspruch nahm, ging glatt vonstatten. Die beiden Schilder wurden photographisch aufgenommen und uns zum Aushang freundlichst übersandt.

Erbsensuppe mit Speck aus der Kriegsküche konnte ein hiesiger Wirt am Samstag abend seinen Gästen vorsetzen. Er hatte den Rest von der Mittagsmahlzeit aufgekauft, 50 Litet zu 25 Mark, und gab einen Teller voll davon an seine Gäste ab zu 30 Pfennig. Das Speck- und Erbsengericht fand allgemeine Anerkennung, sodaß schon gegen 8 Uhr der ganze Vorrat erschöpft war.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

„Allen Goldschmuck an die Goldaufkaufsstelle“. Man schreibt uns: Da in diesen schweren Kriegszeiten Goldschmuck zu besitzen oder zu vererben durchaus nicht von Vaterlandsliebe und edlem Opfersinn Zeugnis ablegt und weder bei den Zeitgenossen noch bei der Nachwelt in Ehren bestehen kann, so gebe man jetzt dem Vaterlande jedes Schmuckstück dieses edlen Metalles und wir haben viel zur Erreichung des Friedens beigetragen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)