Donnerstag, 7. September 1916

       

Die städtische Schweinemast. Der Dottenhof, der vor Jahren, ehe er in Besitz der Stadt kam, schon einmal ein kleiner zoologischer Garten mit wilden Tieren war, ist im Kriege wieder zum „Tierpark“ geworden. 216 grunzende und quiekende Schweine bevölkern zurzeit einen Teil seiner Ställe. Die Tiere werden bis zu einem Gewicht von 300 und mehr Pfund herangefüttert, um dann mit ihrem Fleisch und vor allem mit ihrem Speck einen Beitrag zur Ernährung der Bonner Einwohnerschaft zu leisten. Die kleineren Schweine, sog. Läufer, sind natürlich in der Mehrzahl. Sie sind gemeinsam in einem großen Gebäude untergebracht, aber zu je etwa einem Dutzend durch Bretterverschläge außer durch von einander getrennt. Für sie ist auch ein geräumiges Stück Land mit den für sie verlockenden Schlammbädern vorhanden, so daß sie sich zeitweise auch im Freien tummeln können. Die größeren Schweine, die das wünschenswerte Gewicht bald erreicht haben, genießen diesen Vorzug nicht mehr, bei ihnen muß der Masterfolg außer durch das geeignete Futter auch durch größtmögliche Ruhe erzielt werden. Daß der Erfolg nicht ausbleibt, hat sich schon gezeigt, denn seit dem Bestehen det städtischen Schweinemast hat schon eine ganz ansehnliche Zahl fetter Tiere vom Dottenhof nach dem Schlachthof befördert werden können. Gefüttert wird mit Küchenabfällen, soweit solche vorhanden sind, in der Hauptsachen mit Kartoffeln und außerdem mit Mastfutter. Im Dottenhof finden die Kartoffeln, die auf dem langen Weg aus dem Erzeugergebiet nach Bonn verderben, frisch oder getrocknet ihre zweckmäßige Verwendung. Etwas schwierig war bisher die Beschaffung des unbedingt nötigen Mastfutters, nach dem guten Ergebnis der diesjährigen Ernte ist aber wohl eine Besserung bald zu erwarten. So ist zu hoffen, daß die städtische Schweinezucht unter ihrer fachmännischen Leitung auch fernerhin gedeihen und die Ernährung der Bonner Einwohnerschaft zu einem guten Teil erleichtern helfen wird.
  
Unsere Mitteilung über das „freudige Ereignis“ der städtischen Schweinzucht ist dahin zu ergänzen, daß zu den zuerst gezählten sechs Jungen noch zwei hinzu gekommen sind. Das Mutterschwein mit seinen acht Ferkelchen ist vorläufig in einem Stall des Schlachthofes untergebracht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Brotmehlverfälschung. In unserer letzten Montagsausgabe veröffentlichten wir unter dieser Spitzmarke eine Darstellung eines unserer Mitarbeiter, der zu den amtlichen Berliner Stellen gute Fühlung unterhält. Es waren in diesem Artikel ganz allgemein Missstände im Bäckergewerbe, soweit sie sich auf die Verfälschung von Brotmehl beziehen, geschildert, und die Schädigungen hervorgehoben, die dem Verbraucher bei der Vermischung des Mehles mit Strohmehl an seiner Gesundheit erwachsen. Obwohl bei genauer Durchsicht niemand auf den Gedanken kommen konnte, daß in dieser Zuschrift Bonner lokale Verhältnisse gekennzeichnet werden sollten, äußert der Obermeister der Bonner Bäcker-Innung, Herr Heinrich Schell, doch den Wunsch, darauf hinzuweisen, daß der fragliche Artikel sich nicht auf die hiesige Bäcker-Innung und deren führende Mitglieder bezieht. Wir kommen diesem Wunsche gerne nach. In der bezüglichen Zuschrift der Bonner Bäcker-Innung heißt es: „Abgesehen davon, daß es bis heute noch ganz und gar unerwiesen ist, daß eines unserer Mitglieder sich eines derartigen, in Ihrem Artikel geschilderten Vergehens schuldig gemacht hat, oder ein solches Vergehen von einem führenden Mitglied gefördert worden wäre, so glauben wir auch nicht, daß es Ihre oder des Artikelschreibers Absicht ist, daß heimische Bäckergewerbe zu verdächtigen. Wir bitten aber auch, die hiesige Bevölkerung nicht grundlos zu beunruhigen, oder aber dieselben so zu fassen, daß sie klar und verständlich sind und zu Verdächtigungen keinen Anlaß bieten.“ – Die Bonner Bäcker-Innung zeigt hier eine übertriebene Empfindlichkeit. Es ist, wie auch in dem Artikel gesagt wird, bereits vor zwei Monaten von amtlicher Stelle auf die in großem Umfang vorkommende Verfälschung von Brotmehl hingewiesen worden und die für die Nahrungsmittelkontrolle zuständigen Organe sind zu einer strengeren und andauernden Ueberwachung der Herstellung von Brot aufgefordert worden. Im Rahmen dieser amtlichen Aufforderung bewegte sich die Darstellung unseres Artikelschreibers, der ebenso wenig wie die amtliche Quelle die Bonner Bäcker-Innung treffen wollte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Die Getreideernte ist in der näheren Umgebung vollständig beendet. Das letzte Getreide wurde am Sonntag eingescheuert und nunmehr ist das Feld vollständig leer. Trotzdem in der letzten Zeit die Bergung des Getreides durch die häufig niedergehenden Regenschauer unterbrochen werden mußte, ist doch alles unbeschadet und trocken eingebracht worden. Vielfach ist schon die Dampfdreschmaschine an der Arbeit gewesen und noch lange Zeit im voraus sind diese Dreschmaschinen von den Landleuten bestellt.

Der Bonner Bergwerks- und Hüttenverein, Zementwerk Oberkassel, leistet seinen Werksangehörigen, einschließlich der Familien derer, die im Felde stehen, einen Beitrag vom M. 9000 zur Beschaffung von Wintervorräten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)