Sonntag, 14. Mai 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Mai 1916Ein Ehrentag der Bonner 160er ist auch der 14. Mai. Das Bonner 2. Bataillon der 160er erhielt am 14. Mai 1915 den Auftrag, die etwa in 200 Meter Entfernung vor der Front im Ailly-Walde liegenden feindlichen Gräben zu stürmen. Es hatte wiederum eine Staffelung der Kompagnien in den Gräben vorgenommen. Infolge des starken Maschinengewehrfeuers mißlang zunächst der Frontalangriff, er konnte erst nach weiterer Artillerievorbereitung und gelungenem Kampfe in dem Verbindungsgraben siegreich vorgetragen werden. Gegen 2 Uhr nachmittags gelang es dem Bataillon, die Gräben zu nehmen. Es wurde sofort an die Einrichtung der eroberten Gräben zur Verteidigung sowie an den Abtransport der gemachten Beute gegangen. Ein Offizier und fünf Mann erhielten das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.

Einfuhr von Zigarettenrohtabak. Wer aus dem Ausland Zigarettenrohtabak einführt, ist nach der Bundesratsverordnung vom 26. April d. J. verpflichtet, den Eingang des Zigarettenrohtabaks im Inland der Zigarettentabak-Einkaufsgesellschaft m. b. H. in Berlin unter Angabe der Menge, der Arten, des im einzelnen bezahlten Einkaufspreises und des Aufbewahrungsortes unverzüglich anzuzeigen. Dabei ist tunlichst ein von der Zigaretten-Einkaufsgesellschaft m. b. H. vorzuschreibendes Formular zu benutzen. Die näheren Vorschriften können im Geschäftszimmer der Preisprüfungsstelle Bonn-Stadt, Rathausgasse 10/12, Zimmer 19, eingesehen werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Pflegt die Kartoffel! Es wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß die Pflege der eingekellerten Kartoffeln auch für die städtische Bevölkerung von großer Bedeutung ist. Die Kartoffeln müssen kühl und dunkel gelagert werden. Wenn sie auswachsen, sind sie sofort zu entkeimen, weil gerade die Keime ihnen sehr viele Nährstoffe entziehen. Da diese Keime sehr giftig sind, dürfen sie nicht unter die zur Viehfütterung bestimmten Küchenabfälle gemischt werden.

Hinter den Kulissen der Ersatzstoff-Industrie. Der Krieg hat die deutsche Industrie veranlaßt, eine Menge von Lebensmittelersatzstoffen zu finden, die für die knapper gewordenen, bisher verwendeten Dinge eintreten. Daß sich daneben auch Auswüchse zeigen und daß Fabrikate auf den Markt kommen, die mehr oder weniger Fälschungen nahe stehen, liegt nun einmal im Lauf der Dinge. Im neuesten Heft der Chemiker-Zeitung führt Dipl.-Ing. Markus eine Reihe von Beispielen an, in denen der eigentliche Gehalt der Ersatzstoffe in einem tragisch-komischen Gegensatz zu ihren angepriesenen Eigenschaften steht. Da ergab z. B. die Untersuchung eines appetitlich aussehenden, schön gelben „Butterersatzes“ folgende Bestandteile: Wasser 63,0 Proz., Butterfett 17,1 Proz., Salz 2,5 Proz., Kartoffelmehl 13,6 Prz. Und ein Pfund dieser Ware soll 1,40 Mk. kosten. Faßseife, die in großen Mengen angeboten wird, enthielt einen Fettsäuregehalt von nur 4-5 Proz., sodaß diese Ware, wenn der Zentner 40 Mark kostete, nur einen Wert von etwa 8 Mk. pro Zentner besitzt. Der Lederersatz „Erreicht“ erwies sich als eine feste, gegen Wasser ziemlich widerstandsfähige Platte aus imprägnierter, unter hohem Druck gewalzter Pappe und kostet das Kilogramm nur 5 Mk. Ein Schlagsahneersatz, von dem ein Pfund 18 Mk. kostet, wird in Düten verkauft, die 25 Gramm in Pulverform enthalten und mit Zucker und Wasser einen Liter bester Schlagsahne ergeben sollen. Das Erzeugnis bestand aus Puderzucker, der mit getrocknetem Hühnereiweiß gemischt und mit Vanillin parfümiert ist. Der Eierersatz „Hühnchen“ ist ein gelbes Pulver, das einfach aus gefärbten Maismehl besteht und bei einem Preise von 20 Pfg. das Paket 1 ¾ Pfg. wirklichen Wert hat. Bei einem „Salatölersatz“ ergab sich, daß er aus 98,5 Proz. Wasser und 1,5 Proz. festen Stoffen besteht, welche letztere einige gelantinierende Substanzen darstellen. Solche Proben, denen noch andere höchst eigenartige und verdammenswürdige „Rezepte“ beigefügt sind, besagen natürlich nichts gegen Ersatzmittel-Industrie, die viele brauchbare und preiswerte Waren liefert, sondern sie brandmarken nur gewisse Schäden, die eine schamlose Ausbeutung des Publikums darstellen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Die Gesellschaft für Literatur und Kunst veranstaltet am kommenden Freitag, 19. Mai, abends 7½ Uhr, einen Liederabend. Frau Lorle Meißner singt Lieder von Reger, Brahms, Hugo Wolff und nordische Balladen. Alles nähere ist aus der Anzeige im Samstagmorgenblatt zu ersehen.

Verkauf von Futtermitteln. Die Stadt Bonn hat für die im Stadtkreise Bonn wohnenden Pferde- und Viehhalter Futtermittel, deren Art und Preis im Anzeigenteil näher bekannt gegeben werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)