Freitag, 12. Mai 1916

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 12. Mai 1916Goldankaufstelle Bonn. Der zur Verstärkung des Goldschatzes der Reichsbank von den hiesigen Vaterländischen Vereinigungen eingerichtete Ankauf von Goldsachen brachte bis jetzt Gold im Werte von rund 25.000 M. Die Veräußerer goldener Uhrketten werden als Gedenkstück eine eiserne Uhrkette mit Anhänger gegen Ersatz des Selbstkostenpreises erhalten, während für die Ablieferung sonstiger Goldsachen im Werte von mindestens 5 Mark eine Plakette gegeben werden soll. Die Herstellung beider Erinnerungszeichen wird möglichst beschleunigt. Da die Kleineisenindustrie indes stark für Kriegszwecke in Anspruch genommen ist, läßt sich zurzeit nicht übersehen, wann mit der Ausgabe der Erinnerungszeichen begonnen werden kann. Jeder Veräußerer von Goldsachen wird jedoch nach Eingang der Erinnerungszeichen schriftlichen Bescheid erhalten.

Nährhefe als Ersatz für Fleisch. Die Stadt Köln ist dazu übergegangen, Nährhefe in größeren Mengen zu erwerben und für 80 Pfg. das halbe Pfund an die Einwohner abzugeben. Die Nährhefe soll ihres hohen Eiweißgehaltes wegen ein vorzügliches Kräftigungsmittel und ihres fleischähnlichen Geschmacks wegen in allen Speisen zu verwerten sein, die sonst mit Fleisch zubereitet worden sind. Schon kleinere Nährhefebeigaben sollen die Schmackhaftigkeit der Speisen erhöhen und Nährkraft abgeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Höchstpreise für Rind- und Kalbfleisch. Wie der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt macht, darf bis auf weiteres Fleisch nur zu folgenden Höchstpreisen verkauft werden: Rindfleisch mit Knochen das Pfund zu 3,50 Mark, ohne Knochen zu 3,90 Mark; Kalbfleisch mit Knochen das Pfund zu 2,30 Mark, ohne Knochen zu 2,70 Mark. Knochen müssen zu 60 Pfg. das Pfund abgegeben werden. Die Verbraucher werden ersucht, etwaige Verstöße zur Anzeige zu bringen.

Die Morgensuppe. Der „Kriegsausschuß für Kaffee, Tee usw.“ teilt folgendes mit: „Wir Deutschen sind durch die teilweise Verhinderung der Zufuhr aus dem Auslande zu zahlreichen Erfindungen und Verbesserungen von dauerndem Werte veranlaßt worden. Jetzt handelt es sich um die Wiedereinsetzung einer früher allgemeinen Gepflogenheit in ihr Recht. Kaffee und Tee sind heute knapp in Deutschland. Das ist der richtige Zeitpunkt, um sich der guten alten Morgensuppe zu erinnern, die bei unseren Vorfahren nie fehlen durfte. Im wesentlichen aus Weizen- oder Roggenmehl hergestellt, bot sie dem Körper die Sättigung und Kräftigung, nach der er früh verlangt, und der Wohlgeschmack ließ nicht zu wünschen übrig. Jetzt wird von den ersten Sachverständigen dringend empfohlen, der Morgensuppe wieder ihren Ehrenplatz im deutschen Hause einzuräumen. [...]
  
In der allernächsten Zeit werden von Reichs wegen besondere Maßnahmen getroffen werden, um den größten in Frage kommenden Betrieben Deutschlands die Herstellung eines billigen und guten Morgensuppenstoffes mit etwas Fettzusatz zu ermöglichen. Man darf sicherlich erwarten, daß die weitesten Kreise unseres Volkes von dieser Gelegenheit Gebrauch machen werden. „Wer suppt, lebt lange!“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Salatzubereitung. Ein Rezept für die gegenwärtige Salatzeit sei hier mitgeteilt: Man nimmt von 1-2 hart gekochten Eiern das Gelbe, tut es zum Anmachen in eine Schüssel, gibt Salz und Pfeffer dazu, sowie 5 Löffel Essig, mengt dieses gut durcheinander, so daß das Eigelb fein verrührt ist, gibt dann Borasch und etwas mehr Schnittlauch dazu, sowie 3-4 Eßlöffel voll Wasser. Mengt dies wieder gut durcheinander, und läßt es ca. 5 Minuten stehen. Dann gibt man den Salat hinzu und wird überrascht sein, welch vorzüglichen Geschmack dieser hat. Das übrig bleibende Eiweiß kann man eventuell, fein zerhackt, noch unter den Salat mengen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)