Donnerstag, 11. Mai 1916

    

Zum Besten des Nachmittagsheims für Verwundete (Koblenzer Straße) wird nächsten Dienstag im Stadttheater ein Tanz- und Musikabend stattfinden. Man wird bei dieser Gelegenheit eine junge Tanzkünstlerin, Frl. Wippermann aus Marburg, kennen lernen, über deren eigenartige und ausdrucksvolle Tanzkunst viel Gutes berichtet wird. Frl. Wippermann, die nach Musikstücken von Chopin, Schumann, Schubert und Brahms tanzt, wird von der Bonner Klavierkünstlerin, Frl. Rosenstrauch, begleitet werden. Neben den Tanzschöpfungen Frl Wippermanns bringt das Programm Vorträge für Geige und Klavier, die von der bekannten Kölner Geigenkünstlerin Frl. Friedrichs und Herrn Mense gespielt werden. Bei dem guten Zweck des Abends, der dem Nachmittagsheim für unsere Verwundeten neue Mittel zuführen soll, und bei den vielversprechenden künstlerischen Genüssen wird es geraten sein, sich möglichst bald Plätze zu sichern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Ein Fahrraddieb wurde von der Kriminalpolizei festgenommen. Er stammt aus Beuel und war zurzeit in Siegburg in Arbeit. Zu seiner Entschuldigung konnte er nur angeben, ihm sei auch vor einigen Tagen das Fahrrad gestohlen worden. Die Zahl der Fahrraddiebstähle nimmt ganz außergewöhnlich zu. An einem Tage wurden bei der Kriminalpolizei fünf solcher Dienstähle angemeldet. Die Besitzer von Fahrrädern würden gut daran tun, wenn sie ihre Fahrräder nicht frei auf der Straße hinstellten, sondern sie jedes Mal durch ein Vorhängeschloß sicherten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Am letzten Sonntag vollzog sich wiederum eine wahre Völkerwanderung von Touristen in die benachbarten Berge und waren es wiederum Siebengebirge, Rolandseck und Godesberg, welche den Löwenanteil davontrugen. Die Rheindampfer waren so überfüllt, daß es geradezu beängstigend war, trotz der Zwischenfahrten, welche die Direktion eingelegt hatte. Die Wirte auf den Rheindampfern machten glänzende Geschäfte, ebenso wie die auf den Ausflugsorten der Umgebung.

Billige Lebensmittel. Man schreibt uns aus Königswinter, 9. Mai: Die hiesige Stadtverwaltung hat für die hiesigen Bürger 20 Zentner amerikanischen Speck beschafft, der gestern in verschiedenen Geschäften zum Verkauf gelangte. Da derselbe zum billigen Preise von 2,20 Mark pro Pfund verkauft wurde, war der Vorrat in kurzer Zeit vergriffen. Weiter hat die Stadt 2000 Pfund Spargel angekauft, wovon heute 700 Pfund zu 35 bzw. 43 Pfg. das Pfund in der hiesigen Haushaltungsschule zum Verkauf kamen. Das vom Kommunalverband in der vorigen Woche bezogene Rind-, Kalb- und Schweinefleisch wurde zum Preise von 2,20 Mark verkauft, sodaß von teuren Lebensmittelpreisen der von der Stadt beschafften Waren keine Rede sein kann.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)