Mittwoch, 10. Mai 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Mai 1916Städtischer Kartoffelverkauf. Nach der heutigen Bekanntmachung ist der Preis für die Kartoffeln, die bei den städtischen Verkaufsstellen abgegeben werden, für alle diejenigen Hausstände, deren Brotbuch außer dem Nummerstempel noch das farbige Stadtsiegel trägt, von 7 M. auf 6 M. für den Zentner bzw. im Kleinverkauf von 7 auf 6 Pfg. das Pfund herabgesetzt worden. Die Bürgerschaft wird die Preisminderung um so mehr mit großer Freude aufnehmen, als auch die Einkommensgrenze für diejenigen, welche Lebensmittel zum festgesetzten erniedrigten Preis beziehen können, nach dem Verhältnis der Kinderzahl bis zu 6000 Mark steuerpflichtiges Einkommen erweitert worden ist. Für den Stadtsäckel macht sich, so wird uns beschrieben, diese Neuregelung allerdings doppelt empfindlich bemerkbar, da einmal die Selbstkosten der Kartoffeln weit mehr betragen, andererseits aber auch jetzt bedeutend mehr Familien die Kartoffeln zum ermäßigten Preis beziehen können. Es kann somit behauptet werden, daß eine Teuerung für Kartoffeln nicht besteht. Der Preis ist vielmehr als normal zu bezeichnen und dem in sonstigen Jahren zu dieser Jahreszeit für Kartoffeln gezahlten Preise vollkommen gleich. Zu der Preisherabsetzung hat man sich jedoch entschlossen, um bei den sonstigen hohen Lebensmittelpreisen der minderbemittelten Bevölkerung wenigstens das wichtigste Ernährungsmittel nicht zu verteuern. Dabei ist nicht zu unterschätzen, daß jeder seinen ganzen Bedarf an Kartoffeln bis 7. Juli jetzt auf einmal entnehmen kann, so daß er bis zur neuen Ernte eingedeckt und der Sorge, es könne Kartoffelnot entstehen vollständig enthoben ist.

Bonner Lichtspiele. Rita Sacchetto, die bekannte Tänzerin und Mimikerin, erscheint diese Woche wieder auf der weißen Wand in den Bonner Lichtspielen, sie ist die Hauptdarstellerin in dem vieraktigen Schauspiel „Prinzessin Herzeleid“. Außerdem werden die Dramen „Wenn Mütter lieben“ und „Der Letzte seines Geschlechts“ sowie mehrere kleine Filme aufgeführt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Mai 1916Zum Militärdienst ist dieser Tage der sechste Sohn von Frau Witwe Eupen in der Josephstraße eingetreten. Er hat den Namen Wilhelm II und ist auf den Namen des Kaisers getauft. Sein ältester Bruder heißt ebenfalls Wilhelm.

Holländische Gemüsehändler durchziehen jetzt das Land und bieten ihre Massengemüse wie Kohl, Möhren, Zwiebeln, Gurken usw. zu erstaunlich hohen Preisen den vom letzten Winter verwöhnten Präserven- und Konservenfabriken, Stadtverwaltungen, Militärbehörden an. Sie üben sogar vielerorts auf den Großhändler einen Druck aus, mit der Angabe, sonst an England oder Frankreich zu verkaufen, wenn sie nicht gleich zugriffen. Wir möchten vor übereilten Abschlüssen sehr warnen, denn diese führen nur zu Preistreibereien und entmutigten die hiesigen Gemüsezüchter in ihrem Streben, den hiesigen Markt mit Gemüse ausreichend zu versorgen.

Für den Heldenfriedhof in Laon werden noch 200 bis 300 Geranien benötigt. Gartenbesitzer werden gebeten, ihre Adresse in der Rote Kreuz-Baracke an der Quantiustrasse abzugeben, wo der beauftragte Soldat bis Donnerstag anwesend ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

        

Butter-(Margarine-)Verkauf. Die Butter-(Margarine-)Karte berechtigt den Inhaber in dieser Woche zum Bezug von ein Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede Person seines Hausstandes. Nach dem auf der ersten Innenseite der Brotbücher aufgedruckten Nummerstempel darf Butter oder Margarine nur abgegeben werden: am Mittwoch an Nr. 3. am Donnerstag an Nr. 4, am Freitag an Nr. 1, am Samstag an Nr. 2 und soweit noch Vorrat vorhanden ist, an alle Brotbuchinhaber.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)