Montag, 8. Mai 1916

     

In der Stadthalle fand gestern nachmittag ein Konzert der Kapelle des Bonner Ersatz-Bataillons der 160er statt, wobei der Bonner Männergesangverein Apollo mitwirkte. Unter der Leitung von Musikdirektor Wilhelm Dahm aus Brühl sang der Chor des Apollo kraftvoll und mit begeistertem Schwung die vaterländischen Männerchöre Deutscher Spruch, An das Vaterland, Schlachtgesang der Germanen und Soldatenabschied, von denen vor allem die Neumannschen Kompositionen Deutscher Spruch und das gefühlvolle Chorlied Soldatenabschied von großer Wirkung waren. Auch die volkstümlichen Chöre, Die Wanderschaft von Zöllner, Schäffers Post im Walde und Kückens frisch und flott vertontes Kinderlied Der kleine Rekrut, wurden mit großem Beifall aufgenommen, den die wackere Sängerschar des Apollo vollauf verdiente. Das Konzert war sehr zahlreich besucht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Keinen Tropfen im Becher mehr! Die Bierknappheit macht sich auch hier in Bonn recht bemerkbar. In vielen Wirtschaften wird bis 11 Uhr morgens und nachmittags von 2 bis 5 oder 6 Uhr überhaupt kein Bier ausgeschänkt. Trotz dieser Einschränkung kann vielfach nicht vermieden werden, daß einzelne Biersorten ausgehen oder daß lange vor Toresschluß überhaupt kein Tropfen mehr zu haben ist. Am gestrigen Sonntag ging in einem unserer größten und starkbesuchtesten Gartenlokale schon gegen 9 Uhr abends das Bier gänzlich aus und die nach vielen Hunderten zählenden Besucher verliefen sich schon nach kurzer Zeit, um in anderen Lokalen ihr Glück zu versuchen.

Butter oder holländisches Speisefett? Herr Beig. Piehl teilt uns auf unsere Anfrage folgendes mit: Die Preisprüfungsstelle Bonn-Stadt und das städtische Einkaufsamt haben sogleich bei den ersten Verkäufen von holländischem Speisefett durch hiesige Geschäfte dieser Ware ihre volle Aufmerksamkeit gewidmet. Der Verkaufspreis von 4,50 Mark für 1 Pfund erscheint hoch, ist jedoch nach Prüfung nur mit einem verkehrsüblichen, jedenfalls mit keinem übermäßig hohen Verdienst belegt. Für Speisefette bestehen keine Höchstpreise, es kann sich daher nur darum handeln, ob Wucherpreise vorliegen. Das war nach den bisherigen Feststellungen nicht der Fall. Bei der großen Knappheit an Butter und Speisefetten ist jedes Heranschaffen solcher Waren durch die hiesigen Gewerbetreibenden nur lebhaft zu begrüßen. Heute ist ein derartiger Einkauf oft mit großen Schwierigkeiten und Risiken verbunden. Das muß der Käufer auch bedenken. Andererseits ist es vaterländische Pflicht jedes Bürgers, alle Mißstände im Gewerbebetriebe den behördlichen Stellen zur Anzeige zu bringen. Alle müssen daran mitarbeiten, die Giftpflanze des Lebensmittelwuchers und einen unangemessene Behandlung der kaufenden Bevölkerung aus heftigste zu bekämpfen. Nur dann wird das schwierige Gebiet der Kriegsversorgung mit verständnisvollem Pflichtbewußtsein von allen hinter der Front ertragen werden können.
   (Da in der Bürgerschaft vielfach behauptet wird, daß hier inländische Butter, für die der Höchstpreis 2,55 Mark beträgt, als holländisches Speisefett zu 4,50 Mark verkauft werden, so empfiehlt es sich, der obigen Aufforderung des Herrn Beig. Piehl entsprechend, der Behörde nachweisbare Fälle dieser Art mitzuteilen. Red.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Hilfsstelle zur Ermittlung von deutschen Kriegsgefangenen. Die nächste Aussprache von Angehörigen Gefangener und Vermißter findet Montag abend 8 Uhr im Kronprinzenhof, Bahnhofstraße, statt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)