Samstag, 19. Februar 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Februar 1916Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe weist noch einmal auf seine Verkaufsstelle Am Hof hin. Alle Marmeladen, Eiwürfel usw. sind auf ihren Nährwert untersucht und von den Damen der Kriegshilfe ausprobiert und gefunden worden. Ganz besonders eindringlich werden die Bonner Frauen gebeten, die neben dem Verkaufslokal eingerichtete hauswirtschaftliche Beratungsstelle aufzusuchen. Jede Hausfrau kann sicher sein, dort in allen wirtschaftlichen Fragen und Nöten, die die gegenwärtige schwere Zeit für jeden mit sich bringt, bereitwillige Hilfe und eingehenden Rat zu erhalten. Die hauswirtschaftliche Bratungsstelle ist jeden Montag, Donnerstag und Samstag von 4 bis 6 Uhr nachmittags , jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr vormittags geöffnet. Donnerstag und Freitag wird der Gebrauch der Kochkisten vorgeführt.

Deutsche Richter versagen selbst feindlichen Staatsangehörigen ihren Schutz nicht. Ein junger Serbe, der in Godesberg wohnt, war von vier halbwüchsigen Godesberger Burschen verprügelt und, als er Anzeige gemacht hatte, mit Totschlagen bedroht worden. Das hiesige Schöffengericht verurteilte die vier „Helden“ zu je 25 Mark Geldstrafe. Einer legte dagegen Berufung ein, die aber von der Strafkammer verworfen wurde. „Wir sind noch nicht fertig, du kriegst es doch noch,“ zischte der Verurteilte beim Hinausgehen den Serben an.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Februar 1916Auf frischer Tat ertappt. In Grau-Rheindorf hatte ein Gemüsezüchter Sellerieknollen auf einem Grundstück, in der Nähe des Friedhofes zusammengelegt und mit Stroh zugedeckt. Schon seit acht Tagen merkt er, daß nächtlicherweise Sellerieknollen weggenommen wurden. Er stellte sich auf Lauer und sah schon am ersten Abend, wie ein älterer Knecht, der mit seinem Fuhrwerk des Weges kam, sich auf dem Acker zu schaffen machte. Er faßte ihn, als er eben wieder ein Dutzend Sellerieknollen auf dem Arm hatte. Der Knecht wurde zur Anzeige gebracht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Wies gemacht wird. Die Händlerinnen auf dem Wochenmarkt sind bekanntlich verpflichtet, ein Preisverzeichnis an ihren Verkaufsständen anzubringen. Daß es trotzdem noch schwer hält, die Waren zu den angegebenen Preisen zu erhalten, mußte ich gestern auf dem hiesigen Wochenmarkt erfahren. Eine Händlerin hatte Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Februar 1916Faustkäse mit 20 Pfg. das Stück ausgezeichnet, während eine gleich daneben stehende Frau laut Preisverzeichnis 2 Stück für 25 Pfg. anbot. Als ich vier Stück für 50 Pfg. nehmen wollte, griff die Händlerin, die für das Stück 20 Pfg. haben wollte, in den Kauf ein und meinte zu ihrer billigeren Nachbarin: „Wie kanns Du dä Kies su billig vekoofe; do vedeens Du jo nix drahn!“ Der Nachbarin schien das auch einzuleuchten und sie erklärte schlankweg: „Jo, die Drügge (trockene) gevve ich nur für dä Pries av.“ Ich ließ mich natürlich auf nichts ein, bezahlte 50 Pfg. für vier Käse und ging meiner Wege. Wenn meine Zeit es erlaubt hätte, würde ich mich bei einem der Marktpolizeibeamten erkundigt haben, ob der auf den Verzeichnissen angegebene Preis zwischen guter und „drügger“ Ware einen Unterschied macht. Eine Hausfrau.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Die Zustellung der Butterkarten soll am Montag, den 21. ds. Mts. vorgenommen werden. Die Zustellung erfolgt durch Kinder der hiesigen Schulen. Es wird an die Bürger Bonns die Bitte gerichtet, die Kinder bei Zustellung der Butterkartenbriefe zu unterstützen und ihnen nach Möglichkeit behülflich zu sein. Gleichzeitig wird nochmals darauf hingewiesen, daß derjenige, dessen Antrag auf Ausstellung einer Butterkarte bis zum 19. ds. Mts. beim städtischen Einkaufsamt nicht eingegangen ist, auf Zustellung der Butterkarte vor Ablauf der nächsten Woche nicht rechnen kann.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)