Sonntag, 13. Februar 1916

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Februar 1916Was lehrt uns die Wollbeschlagnahmung?
Spart mit Wolle und Baumwolle jeder Art und schont sie im Gebrauch so viel wie möglich. Unserer Vorräte sind beschränkt und man weiß nicht, wie lange sie noch reichen müssen.
Kauft nicht mehr als nötig und stapelt vor allen Dingen nicht aus Angst vor späterem Mangel an waren auf, die ihr nicht braucht. Ihr schädigt dadurch die Gesamtheit.
Macht eure alten Bestände nutzbar; was für euren Gebrauch nicht mehr in Betracht kommt, hebt sorgfältig auf. Es ist gut, wenn für wirkliche Notzeiten Rücklagen vorhanden sind, mit denen man anderen aushelfen kann.
Laßt alte Sache, wo nötig, ausbessern oder umarbeiten. Ihr schafft dadurch Arbeit für die, die durch Beschränkung der Produktion arbeitslos geworden sind und macht manches unbrauchbare scheinende Stück wieder verwertbar.
Haltet euch nicht sklavisch an die Mode und vergeudet zu euren Kleidern nicht mehr Stoff als nötig ist. Wenn jeder etwas spart, ist für alle genug da.
Treibt keinen Luxus mit weißer Wäsche, Unterröcken, Kragen, Blusen und Spitzen. Es wird damit Baumwolle, Seife und Stärke verschwendet.
Sorgt für Schonung der Wäsche beim Waschen. Bei den teuren Seifenpreisen wird vielfach Chlor verwendet, wodurch die Wäsche bedeutend schneller verschleißt. Wer sich nicht auf seine Wäscherei verlassen kann, wasche Wäsche möglichst zu Hause.
Schont Wäsche und Kleider durch frühzeitiges Flicken. Ein kleiner Schaden, sofort ausgebessert, bleibt unsichtbar; ist er erst groß geworden, so ist das ganze Stück entwertet.
Mit Bedacht und Voraussicht, aber ohne Aengstlichkeit, nicht nur in eigenem, sondern auch im Gesamtinteresse handeln, das ist die Losung. Möge ein jeder sie befolgen!

In der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes spricht am Montag abend Herr Dr. Rosemund über das Thema „Das preußische Königtum und der monarchische Gedanke in diesem Kriege“. Der Vortrag findet im Krug zum grünen Kranze, abends 9 Uhr, statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Ein Erlaß des Unterrichtsministers über Erntehilfe der Schulkinder. Man schreibt uns: Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten hat die nachgeordneten Behörden darauf aufmerksam gemacht, daß auch weiterhin ältere Schulkinder zur Hilfestellung bei landwirtschaftlichen Arbeiten, Gartenbestellung usw. dem Bedürfnis entsprechend zu beurlauben sind. Damit der Umfang der Beurlaubungen in den erforderlichen Grenzen bleibt, soll darauf Bedacht genommen werden, daß die einzelnen Abschnitte der Sommer- und der Herbstferien auf diejenigen Zeiten gelegt werden, in denen für den betreffenden Schulort die Heranziehung der Schuljugend zu landwirtschaftlichen Arebeiten besonders erwünscht ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Februar 1916Arndt-Eiche in Eisen.
Auch in der vergangenen Woche hatte sich unser Kriegswahrzeichen eines regen Besuches zu erfreuen.
Die einzelnen Klassen der städtischen Realschule und des städtischen Gymnasiums, sowie der Turnverein der letzteren hatten sich zur Nagelung eingefunden.
Die Lehrerinnen der Bonner Volksschulen nagelten eine große Rheinwelle mit Silbernägeln; in derselben Weise beteiligten sich die Angestellten einer großen Bonner Handelsfirma an der Kriegsnagelung.
Die Lese- und Erholungs-Gesellschaft nagelte zwei Eichenblätter, und ihr Elfertisch und seine Kegelbahnen verewigten sich durch eine Adlerfeder und 4 Goldnägel.
Die Schlosserlehrlinge der Fortbildungsschule zeigten an der Arndt-Eiche, daß sie mit Hammer und Eisennägeln umzugehen wissen. Die Fortbildungsschule stiftete eine Adlerfeder.
Das Klostermannsche Lyzeum und Oberlyzeum nagelt ein Eichenblatt und mehrere Silbernägel. Der Allgemeine Bonner Lehrer-Verein stiftete ein Eichenblatt.
Auch das städtische Lyzeum und die Studienanstalt haben mit dem klassenweisen Besuche der Arndt-Eiche begonnen.
Außerdem erschienen täglich zur gewohnten Stunde gegen 4 Uhr nachmittags die Bonner Volksschulen zur Nagelung.
Der Verkauf von Ansichtskarten und Arndt-Abzeichen sowie das Eintauschen von Goldmünzen geht ebenfalls flott von statten.
Die Gesamteinnahmen der Arndt-Eiche belaufen sich zur Zeit auf rund 36.000 Mark.
Immer reicher fließen die Gaben, um dürftigen Schulkindern das Nageln zu ermöglichen. Herr Fabrikant C. B. stiftete die ansehnliche Summe von 500 Mark zu diesem Zweck, Frau Geheimrat S. 200 Mark. Dazu kommt eine erhebliche Menge kleinerer Gaben.
Den gütigen Spendern auch im Namen der beglückten Jugend herzlichen Dank.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)