Freitag, 11. Februar 1916

    

Der Bürgerverein „Eintracht“ wird nächsten Sonntag, nachmittags 3 Uhr, sich mit seinen Angehörigen an der Arndt-Eiche in Eisen versammeln, um nach einer Rede des Vorsitzenden, Pfarrers Kremers, und Absingung eines Arndtschen Liedes die Anheftung eines Eichenblattes sowie die Nagelung des Kriegsmals vorzunehmen. An der Feier kann sich jedermann beteiligen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Februar 1916Kein Feinbrot mehr. Wie wir an amtlicher Stelle erfahren, wird vom 15. Februar ab kein Feinbrot mehr gebacken werden dürfen. Das Verbot wird damit begründet, daß seit Neujahr das beliebte Graubrot wieder zugelassen ist und infolgedessen die Nachfrage nach Feinbrot eine erhebliche Verringerung erfahren hat. Aus diesem Grund erachtet es die Stadtverwaltung als empfehlenswert, das Feinbrot ganz in Wegfall kommen zu lassen. Für Bäckereien mit vermindertem Personal tritt hierdurch auch eine Vereinfachung des Betriebes ein.

Ueber England in Aegypten sprach gestern abend in einem eingeschobenen Vortragender populär-wissenschaftlichen Vortagsreihe Prof. Dr. Kahle aus Gießen. Unter loser und nicht gerade glücklicher Oberherrschaft der Osmanen stehend, hatte, nach dem Redner, das alte Nilland auch unter seinem Khediven gute Fortschritte gemacht in kultureller und auch wissenschaftlicher Hinsicht. Unter verschwenderischen Herrschern aber sei das Land finanziell zu Grunde gerichtet worden. Da hätten die Engländer eingegriffen und die Finanzen wieder in Ordnung gebracht. Das Land erzeuge heute Baumwolle, die von 28 Millionen Gesamtausfuhr allein 24 Millionen für sich beanspruche; das sei der Reiz für die Engländer gewesen. Ueberhaupt haben diese die Landwirtschaft in erster Linie haben wollen. Die befruchtenden Wasser des Nils seien durch Stauwerke und Kanäle über das Land geführt und auch sonst sei dem Bauern überall unter die Arme gegriffen worden. Die gebildeten Aegypter aber bleiebn vernachlässigt und von Haß gegen die Fremdlinge erfüllt. Dieser Haß werde nun durch die englischen Söldner, durch Kanonen niedergehalten. Redner spricht den englischen Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Februar 1916Kommissaren und Residenten, besonders Kitchener, Gerechtigkeitssinn und guten Willen nicht ab. Der erste, Lord Cromer, der als ungekrönter König neben dem Khediven frei geschaltet und gewaltet, habe von sich behauptet, daß er die Fronarbeit, die Peitsche und die Bestechlichkeit dem Lande genommen. Froh seien die Engländer des Landes erst geworden, als die Franzosen endgültig ausgeschaltet gewesen. Bei aller Anerkennung ihrer Leistungen haben sie es aber nicht so weit gebracht, daß die des Lesens und Schreibens Kundigen über zwanzig von Tausend gestiegen sind. Da auch die unausgeführte Baumwolle eine große Gefahr für die englische Herrschaft sei, da die Güte der Baumwolle zurückgehe, die künstliche Wasserzufuhr des befruchtenden Nilschlammes entbehre und schon vielfach künstlicher Dünger angewendet werden müsse, so stehe zu hoffen, daß England in Aegypten ernte, was es gesäet. Das moderne Aegypten zeigte der Vortragende in zahlreichen Lichtbildern.

Spenden für das Rote Kreuz und den Freiw. Hilfsausschuß. Aus Anlaß ihrer silbernen Hochzeit haben Herr Rentner Artur Küllenberg und Frau, Kronprinzenstraße 45, dem Zweigverein zum Roten Kreuz in Bonn M. 1000 und dem Freiwilligen Hilfsausschuß für Truppen M. 2000 überwiesen. Möge es ein allgemeiner guter Brauch in der gegenwärtigen, lauten Feiern abholden Kriegszeit werden, derartige freudige Familiengedenktage durch vaterländische Spenden zu Festtagen zu erheben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Städt. Butterverkauf. Der Verkauf der in dieser Woche eingegangenen ausländischen Butter beginnt Freitag nachmittag 3 Uhr im Hofe Franziskanerstraße 8a, Eingang nur von der Rathausgasse aus. Der Preis beträgt 2,80 Mark für das Pfund. Es werden abgegeben: ½ Pfund für Haushaltungen von 1 – 4 Personen, 1 Pfund für Haushaltungen von 5 – 7 Personen, 1 ½ Pfund für Haushaltungen von 8 – 10 Personen, 2 Pfund Butter für Haushaltungen von 11 und mehr Personen. Das Brotbuch ist vorzulegen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Februar 1916Unser Bonner Stadttheater hat seit Jahren nicht so viel Freude gemacht wie im Kriege. Besonders die feinen Darbietungen, wie wir sie jetzt, nachdem Herr Direktor Wittmann voriges Jahr glücklich die schwierigste Klippe umsegelt hat, genießen dürfen, haben schon vielfach den Wunsch gezeitigt, der gegenwärtige Zustand möge dauernd bleiben. Wir sind die letzten, die dagegen sind. Der Geldbeutel des Steuerzahlers und der Kunstgeschmack sprechen gleich eindringlich dafür. Wenn auch das Programm noch etwas mehr gediegene Nummern aufweisen könnte, als es der Fall ist, und die begünstigten Autoren mit einer gewissen Einseitigkeit ausgewählt sind, so haben uns die Kölner doch viel Erhebendes und Gutes beschert und uns, was höchst anerkennenswert ist, vor einem Kitsch bewahrt, wie man ihn leider unter den Firmen „Wie einst im Mai“, „Filmzauber“ und „So’n Windhund“ die Jahre vor dem Krieg sich gefallen lassen mußte. Das quietschfreudige Publikum kommt bei den harmlosen Schlagern des älteren Lustspiels noch häufiger auf seine Kosten als bei den genannten Unter-Tingeltangelstücken. Aber vor einem möchten wir die verehrten Gäste aus Köln warnen; der ungebildete niedrige Possenton, mit dem wir vor wenigen Jahren in jenen Stücken überfüttert wurden, hat sich hier allmählich überlebt. Es ist eine Selbsttäuschung, wenn in der Aufführung des „Raub der Sabinerinnen“ am 9. Februar d. J. der jugendliche Liebhaber glaubte, auf dem abgetretenen Pfade billige Lorbeeren pflücken zu können. Lukian

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)