Montag, 8. November 1915

 

Gastspiel Uferini. Im Saal des Bonner Bürgervereins gab gestern abend der schon von seinem Gastspiel im Palasttheater her vorteilhaft bekannte „Zauberkünstler und Hexenmeister“ Alfred Uferini eine Vorstellung, die in drei Abteilungen eine große Reihe von ganz erstaunlichen Verschwindungs- und Verwandlungskünsten brachte. Herr Uferini versteht es, seine wirklich verblüffenden Vorführungen auch durch den „verbindenden Text“, mit dem er sie begleitet, sehr unterhaltsam und humorvoll zu gestalten, so daß sich der Besuch der Vorstellung wohl lohnte. Der Künstler tritt nur heute abend noch in Bonn auf.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. November 1915Godesberg, 7. Nov. Von Damen der hiesigen und Bonner Gesellschaft unter Mitwirkung von Soldaten des Sanatoriums Godeshöhe wurde gestern abend im Kurparksaale ein Wohltätigkeitsfest zum Besten des Godesberger Eisernen Kreuzes für die Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei veranstaltet. Die Spielleitung lag in der bewährten Hand des Herrn Kurt Brandenburg. Das vorzüglich durchgeführte Programm bot dem vollbesetzten Hause außer mehreren Gedichte- und Gesangsvorträgen drei Bühnenstücke, von Schillers Räubern den ersten Akt, das Moser’sche Lustspiel „Nur kein Leutnant“ und den Greder’schen Schwank „Das Universalgenie“, die alle eine gute Aufnahme fanden. Heute nachmittag wurde alsdann nochmals eine Gratisvorstellung des ganzen Programms an gleicher Stelle für die Insassen der hiesigen Lazarette veranstaltet, zum Schluß wurde jedem Mitwirkenden ein prächtiges Blumengewinde überreicht und außerdem jedem militärischen Darsteller ein goldener Kriegsnagel und die Photographie des Spielleiters Brandenburg ausgehändigt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Zur Kartoffelversorgung. Die Verwaltung der Stadt Bonn hat die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln einer einzigen Firma übertragen und damit alle andern Händler lahmgelegt. Selbst zu beziehen ist heute dem Händler ja unmöglich gemacht worden, und solche, welche sich an die Verwaltung gewendet haben, sind dort einfach abgewiesen worden. Der Firma nun, die auf den Namen der Stadt Bonn Kartoffeln bezieht, ist von der Verwaltung ein guter, ja sogar sehr guter Verdienst zugebilligt worden. Würden nun andere Händler durch die Verwaltung auch in die Lage versetzt werden, Kartoffeln zu beziehen, so würde allen geholfen sein und die Einwohner billiger mit Kartoffeln versorgt werden, wie es durch die einzelne Firma der Fall ist. Bei derselben sind ja bekanntlich die Kartoffeln zu 4 Mk. per 50 Kg. zu haben. Für Fuhrlohn werden aber 30 Pfg. in Anrechnung gebracht. Ein jeder Händler nun, der sich mit mittelmäßigem Verdienst begnügt, würde aber 50 Kg. zu 4 Mk. frei Keller liefern. Ein Händler.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Die Vertilgung von Ratten und Mäusen durch Rattentyphuskulturen. In dem Bakteriologischen Institut der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn werden Bakterienkulturen hergestellt, die mit dem besten Erfolge zur Vernichtung von Ratten, Mäusen und Hamstern angewendet worden sind. Die Erfolge in der Praxis haben bisher zur Genüge die Vorzüglichkeit des Präparates erwiesen. Die jetzige Jahreszeit, in der diese Schädlinge in Gebäude, Holzschuppen usw. aus Gärten und Feldern sich zurückgezogen haben, ist besonders geeignet, dieselben gründlich zu vertilgen. Die Kulturen können direkt von dem Bateriologischen Institut der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz zu Bonn, Rheindorferstraße 92 (...), für 1 Mark pro Röhrchen bezogen werden.

Beim Baden ertrunken. Ein 18 Jahre alter Tapetendrucker, der sich heute zur Musterung stellen sollte, badete gestern an der Gronau, um das Geld für ein warmes Bad zu sparen, ist aber dabei, vermutlich infolge eines Schlaganfalles, gestorben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)