Sonntag, 7. November 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. November 1915Die Kriegsbeschädigtenfürsorge in der Rheinprovinz. Der Tätigkeitsausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge hat in seiner letzten Sitzung unter dem Vorsitz des Landrats Dr. Horion als Vertreter des Landeshauptmanns in Köln Herrn Universitätsprofessor Smend in Bonn als Vertreter der Beratungs- und Unterstützungsstelle für kriegsbeschädigte Akademiker in der Rheinprovinz, die inzwischen im Anschluß an die Rheinischen Hochschulen gebildet worden ist, in den Ausschuß gewählt.
  
Die Berufsberatung der bei den Verwundeten-Kompagnien befindlichen Kriegsbeschädigten ist inzwischen so geregelt, daß ein gegenseitiges Zusammenarbeiten und eine Unterstützung der bürgerlichen Kriegsbeschädigten durch die militärischen Stellen in allen Punkten gewährleistet ist.
   Nachdem in der Rheinprovinz Sonderberatungsstellen für Kriegsbeschädigte für einzelne Stände (Handwerker, Landwirte) oder einzelne Arten von Kriegsbeschädigten (Blinde, Epileptiker) eingerichtet sind und mit gutem Erfolge arbeiten, sollen jetzt auch Beratungsstellen für ungelernte Arbeiter in einzelnen größeren Städten der Rheinprovinz errichtet werden. Es wurden 10.000 Mark bewilligt als Beihilfe zur Errichtung einer Werkstätte, in der kriegsbeschädigte ungelernte Industriearbeiter zur Arbeit an besonderen Maschinen angelernt werden. Die Werkstätte wird im Anschluß an die Düsseldorfer Verwundetenschule eingerichtet. Eine weitere Beihilfe von 9000 Mark wurde bewilligt zur Errichtung eines Werkstättengebäudes im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Koblenz, in dem verstümmelte und gelähmte Kriegsbeschädigte Gelegenheit zur Arbeit schon während der Lazarettbehandlung haben sollen.

Karten zum Kriege auf der Balkanhalbinsel sind im Verlage von Velhagen u. Klasing in Bielefeld und Leipzig erschienen. Sie bringen eine gute und klare Uebersichtskarte über die Balkanhalbinsel mit zwei Nebenkarten: Staatenübersicht und Völkerverteilung. Ferner eien Sonderkarte von Serbien und Montenegro.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Zur Einnahme der serbischen Hauptstadt Nisch ertönte am Sonntag mittag feierliches Glockengeläute von den Kirchen unserer Stadt und der näheren Umgebung. Die öffentlichen Gebäude, sowie zahlreiche Privathäuser hatten Flaggenschmuck angelegt.

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1915Wegen Diebstahls und Hehlerei standen drei kaum der Schule entwachsenen junge Leute aus Bonn vor der Strafkammer. Einer von ihnen hatte ein Fahrrad gestohlen und sie hatten das Rad auf dem Alten Zoll zerlegt und die Stücke bei einem Althändler verkauft. Ferner war einer von ihnen in der Josefstraße in einen Bäckerladen eingestiegen und hatte dort eine Sandtorte und eine Anzahl Törtchen gestohlen, die er in Gemeinschaft mit den anderen verzehrt hatte. Das Urteil lautete gegen den Dieb, der schon mit 10 Wochen und zwei Monaten Gefängnis bestraft ist, auf drei Monate, gegen die beiden anderen wegen Hehlerei auf je einen Monat Gefängnis.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 6. November 1915Robert Kothe-Abend. Eine anregende Unterhaltung bot der von Robert Kothe im großen Saale des Bürgervereins veranstaltete Lautenabend. Daß seine Kunst auch hier zahlreiche Verehrer – und noch mehr Verehrerinnen – findet, bewies der dicht besetzte Saal vollauf. Das unserer Zeit so eigentümliche Gefallen an archaistischer Kunstbetätigung – Minnesänger, Troubadours im modernen Gewand halten Einzug ins 20. Jahrhundert – sowie die relative Neuheit dieser Vorführungen im Konzertsaal, mögen das allerorts lebhafte Interesse für diese Abende erklären. Für wie lange? Man kann jedoch, wenn das Lautenspiel mit solcher Virtuosität gehandhabt und das vorzutragende Lied so fein pointiert dem Hörer vermittelt wird, wie dies bei Kothe der Fall ist, ungeniert zugeben, daß man mit Genuß den Klängen dieser leichter geschürzten Muse lauscht. In sehr geschickter Weise hat Herr Robert Kothe sein Programm zusammengestellt. Lieder fröhlichen Inhalts wechselten mit solchen, die ernstere Stimmung zum Ausdruck bringen sollten, in bunter Reihenfolge ab. Die heiteren Sachen, die eine mehr deklamatorische Behandlung wohl vertragen, lagen dem Konzertgeber besser als die ernsten Lieder, die in gesangstechnischer Hinsicht manchen Wunsch unbefriedigt ließen. Doch was verschlägt’s? Das zahlreiche Auditorium schien ausnehmend gut gelaunt, geizte nicht mit Beifall und erzwang zum Schluß durch mehrmaligen Hervorruf noch eine Zugabe. Nur „eine“, werden viele bedauernd gedacht haben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)