Mittwoch, 3. November 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. November 1915Auf die heutige wichtige Versammlung des Liberalen Bürgervereins über die Lebensmittelteuerung sei nochmals auch an dieser Stelle hingewiesen. Die Versammlung findet im oberen Saale der Germaniahalle in der Friedrichstraße statt und beginnt um 8 ½ Uhr. Der Syndikus der Handelskammer, Herr Dr. Ulitzsch, wird die einleitende Rede halten, eine allgemeine Aussprache wird sich anschließen. Alle Mitbürger und Mitbürgerinnen ohne Unterschied der Partei sind freundlichst eingeladen.

Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe veranstaltet auch in diesem Winter wieder Kriegskochlehrgänge. Der erste beginnt am Montag, den 8. November. Näheres ist in der heutigen Anzeige zu ersehen. Ganz besonders wird sich diesmal der Lehrgang mit der Zubereitung von Fischen aller Art ohne Verwendung von Butter oder Fett befassen, wie überhaupt vor allem auf die Ersparnis von Fett Bedacht genommen werden soll.

Das Metropoltheater hat auf seinem neuen Spielplan als Hauptnummern das Detektivschauspiel „Schloß Tamare“, das Drama „Die Waldschenke“ und das Lustspiel „Der Erbe von Walkerau“, alle drei mit namhaften Filmdarstellern in den Hauptrollen. Aus dem übrigen Programm ist besonders der Besuch von Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe am Kölschen Boor zu erwähnen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. November 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 3. November 1915In den Bonner Lichtspielen beginnt heute der Gedankenleser Hofkünstler Joe Labero aus Münschen ein dreitägiges Gastspiel. Den Versuchen und Vorführungen, die Labero auf dem Gebiet der Gedankenübertragung zeigt, geht ein ausgezeichneter Ruf voraus.

Viktoria-Theater. Der neue Spielplan bringt das dreiaktige Drama „Die vier Teufel“, die Lustspiele „Die Unschuld vom Lande“ und „Alwin auf der Hochzeitsreise“, einen Naturfilm „Deutsche Soldaten auf Schneeschuhen im Gebirge“ und eine Anzahl kleinerer Filme.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. November 1915Städtischer Eierverkauf. Von morgen Donnerstag ab werden auf dem Wochenmarkt frische Eier zum Preis von 18 Pfennig für das Stück verkauft. Am Freitag nachmittag findet außerdem von 3 bis 6 Uhr der Verkauf von Eiern im Ladenlokal Rathausgasse 27 statt. Mehr als 10 Eier werden an einzelne Kunden nicht abgegeben. Als Ausweis dient das Bonner Brotbuch.

Die Bonner Lichtspiele bieten ihren Freunden in den nächsten Tagen etwas ganz besonderes. Außer Filmvorführungen erfolgt das Auftreten des Hofkünstlers Labero. Labero ist ein Gedankenleser, der sich keinerlei technischer Mittel bedient. Keine Zwischenperson, kein Mittelsglied gibt ihm etwa geheime Winke. Durch direkte inneren Kontakt mit jeder beliebigen Person errät er deren Gedanken und folgt den nur gedachten Weisungen mit erstaunlicher Schnelligkeit und zielbewusster Sicherheit. – In den Vorstellungen, die Labero veranstaltet, ist es einem jeden freigestellt, Aufgaben auszudenken, so schwierig sie auch sein können – er ergründet sie! Vor Tausenden von Aerzten und Professoren zeigte er seine Experimente, doch konnte keiner von ihnen die überraschende Lösung der gestellten Aufgabe sich direkt erklären. Es besitzt einen eigenen Reiz, selbst einmal durch Aufgabestellung den Versuch der Lösung dieses Weltproblems zu machen! - - -

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. November 1915Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915“. Die Bonner Vertreterinnen der beiden größten Frauenverbände, des Bundes Deutscher Frauenvereine und des Katholischen Frauenbundes, hatten sämtliche Frauenvereine Bonns am 29. Oktober zu einer Besprechung eingeladen, bei der 43 Vereine und einige Einzelpersönlichkeiten zu einem Ortsausschuß zusammentraten, der die Sammlung von den beiden großen Frauenverbänden ins Leben gerufenen Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915“ für Bonn in die Wege leiten soll. Die Versammlung wurde eröffnet und geleitet von der Vorsitznden des Zweigvereins Bonn des Katholischen Frauenbundes, Fräulein Paula Böttrich. Frau Adelheid Steinmann, die Vertreterin der dem Bunde Deutscher Frauenvereine angeschlossenen Bonner Vereine, machte die Versammlung bekannt mit dem mustergültigen Plan und dem segensreichen Zweck der Stiftung. Sie ist bestimmt zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener Krieger und der Angehörigen von Kriegsbeschädigten aus Heer und Marine aller Waffengattungen, und zwar soll sie hauptsächlich dienen als Beihülfe zu einer der Begabung entsprechenden Schul- und Berufsausbildung und zur Unterstützung von Angehörigen der Kriegsteilnehmer, denen die Möglichkeit eigenen Erwerbs versagt ist. Um jede Zersplitterung zu vermeiden, soll die Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915“ der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen und den Ausschüssen für Kriegsinvalidenfürsorge unter besonderen Verwaltungsbedingungen, die den örtlichen Interessen gerecht werden, angeschlossen werden. Plan und Zweck dieser Stiftung wurden von den Anwesenden als besonders wertvoll anerkannt, und es wurde die Hoffnung geäußert, daß keine Frau fehlen werde, wo es gilt, einen geringen Teil der grenzenlosen Dankesschuld abzutragen, indem wir den Angehörigen derer helfen, die uns durch das Opfer ihres Lebens und ihrer Gesundheit Leben und Vaterland erhalten haben. Ein von der Versammlung gewählter Arbeitsausschuß von 10 Mitgliedern wird unter dem Vorsitz von Frau Elisabeth Gudden die Sammlung der Gaben sofort in die Wege leiten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

   

Gangolfhaus in Bonn.
Das Bierhaus Gangolf ist, wie man uns schreibt, durch Verbindung des Hauses Gangolfstraße 8 und des Hauses Gerhard-von-Arestraße 1 in ganz erheblicher Weise vergrößert worden. Nicht nur das Bauswerk als solches bildet eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, auch die inneren Räume schmiegen sich dem äußeren Gepräge an und sind von seltener Vornehmheit und Behaglichkeit. Aus dem Bierhaus führen von beiden genannten Straßen Aufgänge zu den oberen gastlichen Räumen des Familien-Cafes, mit abgeschlossenem Raum für Damen, ferner Billardsaal sowie schönen Gesellschaftsräumen. Im Erdgeschoß des Bierhauses befindet sich ein Gemälde, welches den Zustand des Stadtviertels vor den Straßendurchbrüchen wiedergibt. Dort sehen wir das alte Waisenhaus, Josefshaus, die schöne gothische Kapelle umgeben von prachtvollen alten Bäumen, sowie die letzten Trümmer der alten Bastionen. Es war sinnig und ist sehr erfreulich, daß dieses Bild von wirklich historischer Bedeutung nicht nur der Jetztzeit, auch der Nachwelt auf diese Weise erhalten bleibt.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)