Donnerstag, 23. September 1915

   

 Das Ergebnis der Kriegsanleihe-Zeichnungen in Bonn. Die Zeichnungen auf die dritte Kriegsanleihe sind gestern mittag beendet worden. Nach den vorläufigen Feststellungen sind, wie wir hören, in Bonn bei den Sparkassen und Banken rund 26½ Millionen Mark gezeichnet worden, das sind etwa vier Millionen Mark mehr als bei der zweiten Kriegsanleihe. Zu dieser Summe von 26½ Millionen Mark kommen noch die Beträge, die die Städtische und die Kreis-Sparkasse für eigene Rechnung gezeichnet haben, und zwar die Städtische Sparkasse 1½ Millionen Mark, die Kreis-Sparkasse 1.300.000 Mark, außerdem die Zeichnungen der hiesigen Genossenschaftsbank für Rheinpreußen für sich und ihre Mitglieder mit 7¾ Millionen Mark. Das Gesamtergebnis der Zeichnungen dürfte somit in Bonn 36½ bis 37 Millionen Mark betragen. [...]

Die Musterung der bisher dauernd Untauglichen aus dem Stadtkreise Bonn findet vom 28. September bis zum 7. Oktober im Dreikaisersaal des Kölner Hofes statt. Wir verweisen auf die Bekanntmachung des Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission in dieser Zeitung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. September 1915Der Bonner Wehrbund zog am vergangenen Sonntag gegen die Odenkirchener Jugendwehr zu Felde, die in der Stärke von 870 Mann, von Meckenheim kommend, bei Schönwaldhaus ein Lager bezogen hatte. Gegen 9½ Uhr rückten vier Bonner Abteilungen, etwa 40 Mann stark, von Kessenich mit dem Auftrag ab, ein Lager in der Nähe von Schönwaldhaus zu beziehen, Fühlung mit dem Gegner zu nehmen und das Eintreffen der fünften Abteilung abzuwarten. Als diese, ebenfalls etwa 40 Mann stark, in dem Lager eintraf, konnte ihr gemeldet werden, daß Fühlung mit dem Feinde genommen sei und dieser sämtliche Straßen, die zu seinem Lager führten, besetzt habe. Bei der Schwäche der Bonner Abteilungen hätte jedes Vorgehen auf einer dieser Straßen zum sicheren Untergang geführt. Helfen konnte nur die Strategie und Phantasie. Mit Hülfe der Phantasie wurde ein Bataillon geschaffen, daß 400 Mann stark von Godesberg heranziehend, den Feind angreifen und zurückwerfen sollte. Die in Wirklichkeit vorhandene schwache Kompagnie beschloß einen Umgehungsmarsch, der in den Rücken des Feindes führen sollte mit der Absicht, seine rückwärtigen Verbindungen zu zerstören. Der Plan gelangte zur Ausführung. Mit der nötigen Sicherung wurde auf Waldespfaden marschiert, über Lichtungen gekrochen und als die Vorhut verschiedentlich feindliche Patrouillen meldete, beschlossen, auf die Benutzung von Wegen überhaupt zu verzichten, im Waldesdunkel zu verschwinden, um ungesehen vom Feinde den Umgehungsmarsch zu vollenden. Eine freudige Abwechselung in die Ueberwindung der Geländeschwierigkeiten brachte die Gefangennahmer zweier gegnerischer Unteroffizierposten in der Stärke von 8 Mann. Um 1¾ Uhr war der Umgehungsmarsch vollendet und erfolgte der Sturm auf Schöndwaldhaus. Es gab erstaunte Gesichter, denn der Feind war abgezogen. Er hatte als der klügere Teil nachgegeben, und da er die Bonner trotz der Meldungen seiner Patrouillen nicht auffinden konnte, auf das Zusammentreffen mit ihnen verzichtet und war nach Kessenich gezogen, wo im Gasthaus Schumacher ein Kriegsmahl für ihn vorbereitet war. Gegen 6 Uhr rückten die Odenkirchener auf den Alten Zoll, wo Herr Geheimrat Brinkmann sie mit einer herzlichen, von vaterländischem Geiste durchwehten Ansprache im Namen der Bonner Kameraden begrüßte. In gleicher Weise erwiderte Herr Realschuldirektor Ahrens von Odenkirchen mit einem hoch auf unseren Kaiser, in das alle Anwesenden aus vollem Herzen begeistert einstimmten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Nahrungsmittel-Geschäfte und Konsumenten. Wie aus Berlin gemeldet wird, wird der Bundesrat heute eine Vorlage verabschieden, in der den Aufsichtsbehörden das Recht   gegeben werden soll, die Geschäfte wegen Uebertretung der Vorschriften über die Höchstpreise entweder für einige Zeit oder für die ganze Dauer des Krieges zu schließen.

Vollstrecktes Todesurteil. Gestern morgen ½10 Uhr wurde auf dem Hof des Frauengefängnisses an der Viktoriastraße das Urteil an der Witwe Höfer aus Lengsdorf, die vom Kriegsgericht wegen Ermordung und Beraubung der Frau Schönefeld zum Tode verurteilt worden war, durch Erschießen vollstreckt.

Umtausch der Brotbücher. Nach der im Anzeigenteil veröffentlichten Bekanntmachung des Oberbürgermeisters erfolgt die Neuausgabe der Brotbücher am Sonntag den 26. dieses Monats, vormittags von 8 – 12 und nachmittags von 2 – 6 gegen Eintausch des bisherigen Brotbuches in verschiedenen Ausgabestellen der Stadt nach den Brotbuchbezirken. Für die Bezirke A, B und E findet der Brotbücher-Umtausch bereits am Samstag den 25. ds Mts. statt.
  
Das alte Brotbuch ist zurückzugeben. Jedoch können diejenigen, welche das Brotbuch als Kriegsandenken aufbewahren wollen, dieses nach dem 1. Dezember im städtischen Mehlamt wieder abholen.
   Wenn Familienangehörige oder sonstige Personen mit der Abholung des Brotbuches beauftragt werden, müssen diese über die zum Haushalt gehörenden Personen genaue Angaben machen können. Es empfiehlt sich daher nicht, Kinder zu schicken. Der Haushaltungsvorstand hat das Brotbuch zu unterschreiben und übernimmt damit die Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben über die Personenzahl. Brotbücher ohne Unterschrift sind ungültig.[...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Dankschreiben. Von dem Oberbefehlshaber der Kaiserl. Deutschen Südarmee, Graf v. Bothmer, ist folgendes Dankschreiben eingegangen: “A. H. Qu., den 27. August 1915. Für die in so reichem Maße übersandten Liebesgaben spreche ich im Namen der mir unterstellten Truppen meinen herzlichen Dank aus. Mit dem Ausdrucke vorzüglichster Hochachtung gez. Graf v. Bothmer, General der Infanterie, Oberbefehlshaber der Kaiserl. Deutschen Südarmee.“ Es handelt sich um die seiner Zeit erfolgte Sendung von Liebensgaben nach der Karpathen-Armee.

Zulassung eiserner Gewichte. Durch die Beschlagnahmung von Messing, Kupfer und Nickel ist ein empfindlicher Mangel an Präzisionsgewichten und kleinen Gewichten, die bislang nur aus diesen Metallen hergestellt werden durften, im Handel hervorgerufen worden. Dem Mangel ist jetzt, wie die Kaiserliche Normal-Eichungskommission mitteilt, durch Zulassung von eisernen Gewichten abgeholfen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)