Mittwoch, 15. September 1915

   

Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse hat gestern beschlossen, aus dem Vermögen der Krankenkasse auf die dritte Kriegsanleihe wieder 100.000 Mark zu zeichnen. An der zweiten Kriegsanleihe hat sich die Kasse mit 75.000 Mark beteiligt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. September 1915Der gestrige Wochenmarkt war gut beschickt und der Verkauf trotz des Regens flott. Obst war in großer Auswahl vorhanden, die Preise aber immer noch hoch. (...)
   Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war auch gestern wieder gut beschickt, der Verkauf ließ aber viel zu wünschen übrig. Behördlicherseits ist nämlich den Händlern und Vorkäufern bis auf weiteres verboten worden, vor 10 Uhr morgens irgend etwas im Großen zu kaufen. Den Produzenten blieb hierdurch die Waren größtenteils stehen und viele von ihnen nahmen sie denn auch wieder mit nach Hause. Einzelne boten ihre Ware, da sie unbedingt verkaufen wollten, zu viel billigeren Preisen an. (...)
   Der städtische Gemüse- und Kartoffel-Verkauf, der jetzt laut amtlicher Bekanntmachung bis auf Weiteres an allen Wochentagen von vormittags 7 ½ bis 12 ½ Uhr auf dem Wochenmarkte stattfindet, war wieder recht lebhaft. Die Nachfrage war gestern hauptsächlich in Kartoffeln sehr groß. (...)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. September 1915Godesberg, 14. Sept. Unsere Schuljugend setzt auch nach den Ferien ihre soldatischen Uebungen fort. Es ist eine Lust, die kleinen Burschen in geordnetem Zuge auf der Straße oder bei ihren Uebungen am Steigerturm der Feuerwehr und bei ihren Geländeübungen zu beobachten. Bei der Rückkehr durch die Hauptstraßen erfreuen die Knirpse durch ihr stramm militärisches Auftreten und wenn ein hoher Militär gerade des Weges kommt, weiß die Jugend ihre Ehrerbietung in soldatisch mustergültiger Weise zu erzeigen. Als kürzlich ein hier weilender General, Exzellenz v. M., am Postamte zufällig diesem jungen Nachwuchs begegnete und ihm eine schneidige Ehrenbezeugung erwiesen wurde, äußerte sich dieser sehr anerkennend über das nachhaltige Streben der Godesberger Jugend und meinte angesichts der flott einhermarschierenden Knaben: „Lieb Vaterland magst ruhig sein!“

Godesberg, 15. Sept. An dem jüngst zur Nagelung aufgestellten eisernen Kreuz auf der Rheinterrasse spielte sich Montag nachmittag, wie schon kurz berichtet, eine eigenartige Feier ab. Ein edler Geber hatte 200 Nägel für die besten Schüler der katholischen Volksschule gestiftet. Die 800 Knaben und Mädchen der Anstalt versammelten sich gegen 3 Uhr. Bürgermeister Zander und die Beigeordneten Weyerstall und Fritzen waren zugegen. Dechant Dr. Winter brachte durch eine Ansprache die Kinder in die rechte Stimmung. Redner verglich die jetzige schwere Zeit mit den großen Befreiungskriegen vor 100 Jahren, wo diejenigen, die nicht mit ihrem Blute dem Vaterlande dienen konnten, alles hergaben, was sie besaßen. Die Kinder seien zur Nagelung an das Kreuz geführt worden, um ihnen Anleitung zu geben, wie sie den Krieg miterleben und von ihm lernen und wie sie für den Heldenmut unserer tapferen Feldgrauen sich durch Opfermut in ihrer Weise dankbar erweisen könnten. Er schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den obersten Kriegsherrn und sein tapferes Heer. Bis gegen 5 Uhr nagelten die Kinder und trugen ihre Namen stolz in das historische Buch der Stadt ein.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. September 1915Eine wahre Völkerwanderung vollzog sich am Sonntag in’s Siebengebirge und die andern Ausflugorte in der Umgebung von Bonn. Schon am Vormittag benutzten zahllose Touristen den schönen sonnigen Tag zum Marsch in’s Freie. Rheindampfer, Staatsbahn, Siebengebirgsbahn kurz alle Verkehrsgelegenheiten wurden in Anspruch genommen und herrschte oft ein beängstigendes Gedränge. Die Heisterbachertalbahn war jedesmal trotz der stark vermehrten Wagen überfüllt, so daß Viele mit Stehplätzen vorlieb nehmen mußten. Der Andrang in’s Siebengebirge war kolossal. Die dortigen Gasthäuser sind sämtlich auf ihre Rechnung gekommen. Auf der Rosenau waren beispielsweise sämtliche Tische und Stühle unausgesetzt vollständig besetzt. Es war aber auch ein herrlicher Tag. Die Luft so rein und die Fernsicht von den Höhen so klar, dabei der prächtige Sonnenschein, der die Menschen zu Tausenden herauslockte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)