Dienstag, 14. September 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. September 1915Landwirtschaftliche Beratung für Kriegsbeschädigte. Die Provinzialabteilung Rheinprovinz des Deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege hat in Verbindung mit der rheinischen Landwirtschaftskammer eine Landwirtschaftliche Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte in Bonn, Bismarckstraße 4, eingerichtet. Diese erteilt unentgeltlich Rat und Auskunft und vermittelt geeignetenfalls auch Unterstützungen allen Kriegsbeschädigten, die dem landwirtschaftlichen Berufe angehören oder die Lust haben, sich dem Landleben zuzuwenden. Ist eine persönliche Besprechung erforderlich, so werden die Anfragenden benachrichtigt. Die Reisekosten nach Bonn werden in diesem Falle von der Provinz getragen und von dem betreffenden Ortsausschuß oder von der Beratungsstelle in Bonn ausgezahlt. Der Beratungsstelle liegen auch bereits eine Anzahl Angebote kriegsbeschädigter Arbeiter vor, die Beschäftigung in der Landwirtschaft suchen.

Der städtische Gemüseverkauf auf dem Markte findet von jetzt ab nur noch vormittags, nicht auch noch Dienstag und Freitag nachmittags statt. In dem Laden an der Sternstraße wird aber nach wie vor auch nachmittags verkauft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Mehl- und Brotversorgung im Stadtkreis Bonn. Nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in der heutigen Nummer unseres Blattes wird vom 16. September ab die Abgabe und Entnahme von Brot und Mehl beschränkt auf 3¾ Pfund Schwarz- oder Feinbrot oder 17 ½ Röggelchen oder 2 Pfund Mehl oder 2 Pfund Zwieback wöchentlich für jede Person ohne Unterschied des Alters. An körperlich schwer arbeitende erwerbstätige Personen darf außerdem noch ¼ eines pfündigen Brotes wöchentlich mehr verabreicht werden.

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. September 1915Rheinfahrt. Gestern morgen trafen mit der Staatsbahn etwa 300 Verwundete aus den Lazaretten von M.-Gladbach und der näheren Umgebung samt dem Pflegepersonal hier ein. Die Verwundeten begaben sich, voran ein Musikkorps, zum Alten Zoll und von dort gings an den Rhein, wo der Sonderdampfer „Albertus Magnus“ bestiegen wurde. Unter den Klängen des Liedes „Nun ade du mein lieb Heimatland“ verließ das reich mit Fahnen geschmückte Schiff die hiesige Landestelle und nahm seinen Kurs rheinaufwärts nach Coblenz. Mit fröhlichem Mützenschwenken verabschiedeten sich die Soldaten von den zahlreich am Ufer befindlichen Bonnern.

Im Palast-Theater wird gegenwärtig das fünfaktige Filmschauspiel „Kleine weiße Sklaven“ gezeigt. In packender, lebendiger Handlung führt der Film das furchtbare Elend vor Augen, das Leichtsinn und Gewissenlosigkeit vielen Kindern bereiten. Alle Seiten des schändlichen Kinderhandels werden in diesem Film beleuchtet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Godesberg, 13. Sept. Die allbekannte kleine Sebastianuskapelle in der Mitte des Ortsteiles Schweinheim an der Waldburgstraße, die über ihrer Tür das Wahrzeichen trug „Bis hierher ging die Pest im Jahre 1666“, ist nunmehr nach der Erstehung eines neuen Sebastianuskirchleins völlig niedergelegt.

Godesberg, 13. Sept. Der gestrige erste Tag der Nagelung des auf der Rheinterrasse aufgestellten „Eisernen Kreuzes von Godesberg“ zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei erbrachte schon das stattliche Ergebnis von 4703 Mark. Auch heute waren schöne Erfolge zu verzeichnen. Am Nachmittag um 3 Uhr hatten die sämtlichen Klassen der hiesigen katholischen Volksschule mit ihren Lehrpersonen, ihrem Schulinspektor, Herrn Dechanten Dr. Winter, und Herrn Bürgermeister Zander sich am Aufstellungsplatze zu einer Sonderfeier eingefunden. Die Schüler der Oberklassen sangen vaterländische Lieder, und Herr Dechant Dr. Winter hielt eine herzliche Ansprache. Von einem Gönner waren der Schule 200 Mark geschenkweise überwiesen worden mit der Bestimmung, daß diese Schenkung von je 12 würdigen Schülern einer jeden Klasse zum Zwecke der Nagelung verwendet werde. Auch eine erhebliche Anzahl anderer Schüler war von ihren Angehörigen mit der nötigen Beisteuer bedacht worden, und so gestaltete sich diese schöne Feier der Kleinen ebenfalls zu einem recht achtungsvollen Erfolge der Nagelung des „Eisernen Kreuzes“.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. September 1915Metallsammlung. Die Sammelstelle für Kupfer, Messing und Nickel im Schlachthof genügt ihrem Zweck nicht. Hat man den endlosen Weg dorthin zurückgelegt, so findet man einen solchen Zudrang von Leuten, die ihr Metall loswerden wollen, daß man, wenn man nicht Möglichkeit und Lust hat, viele Stunden zu opfern, unverrichteter Sache wieder nach Hause geht. So ist es dem Einsender ergangen. Es sei daher die dringende Bitte ausgesprochen, auch im südlichen Stadtteil eine Annahmestelle zu eröffnen und sie möglichst alle Tage, für die kurze Zeit, die noch in Betracht kommt, offen zu halten. Oder noch besser, man lasse die Metallsachen auf Anmeldung hin abholen, gegen entsprechende Gebühr. Dann ist auch denen geholfen, die nicht in der Lage sind, die oft recht schweren Sachen zu transportieren. Sicher sind viele Mitbürger gewillt, altes Metall für den so überaus wichtigen vaterländischen Zweck ohne Entgelt oder unter Ueberweisung des Betrages an das Rote Kreuz darzubringen, sehen aber davon ab, weil es ihnen nicht möglich ist, die Gegenstände zum Schlachthaus zu schleppen und dort damit stundenlang im Gedränge zu stehen. P.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Notprüfung. In der Beethovenhalle fand am 11. und 13. d. M. wiederum eine staatliche Notprüfung von zusammen 18 Schwestern und Helferinnen des Vaterländischen Frauen-Vereins Stadtkreis Bonn und zwar unter dem Vorsitz des Herrn Regierungs- und Geh. Medizinalrats Prof. Dr. Rusack aus Köln statt. Sämtliche Schwestern bestanden die Prüfung.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)