Sonntag, 18. Juli 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Juli 1915Ein städtischer Teuerungsausschuß, der aus 25 sachverständigen Herren besteht, ist von der Stadtverwaltung berufen worden. Der Ausschuß ist Freitag zusammengetreten, um über die Ursachen der gegenwärtigen Lebensmittelteuerung und etwaige Gegenmaßregeln zu beraten. Das Ergebnis der Beratungen wird am nächsten Freitag in der Stadtverordnetenversammlung mitgeteilt werden.

Gesangverein verwundeter Soldaten. Man schreibt uns: Denen, die hinter der Front liegt unter anderem ob, den Insassen der Lazarette Beschäftigung zu verschaffen, damit sie der Aufenthalt und die Behandlung daselbst nicht zu sehr niederdrückt. Aus diesem Gedanken heraus hat der Bonner Ausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge u. a. auch einen Gesangverein verwundeter Soldaten unter Leitung des städtischen Kapellmeisters Sauer gebildet. Der Verein hat tüchtig geübt, und die Ausbildung ist so weit gediehen, daß der Chor am 1. August, morgens ½ 12 Uhr im großen Saale des Bonner Bürgervereins, der bereitwilligst unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde, eine gesangliche instrumentale Morgenaufführung veranstaltet zugunsten der Fürsorge unserer Kriegsbeschädigten. Wir glauben nicht umsonst den Opfersinn unserer Mitbürger anzurufen, wenn wir sie jetzt schon zu regem Besuch des Konzertes auffordern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Juli 1915Die Kriegsernte muß so vollständig wie nur irgend möglich eingebracht werden. Die Körnerverluste durch Ausfallen und Auswachsen können bei gleichgültiger und unvorsichtiger Arbeitsweise 80-100 Pfund auf den Hektar betragen. Das sind Millionenwerte, die bei einem Gesamtbestande von zehn Millionen Hektar Halmfrüchte verloren gehen. Diese Verluste müssen auf das geringste Maß herabgedrückt werden. Gleich nach dem Mähen sollen die Garben gebunden und zu Haufen von acht bis neun Stück zusammengesetzt werden. Zum Schutz gegen Sturm, Regen und Vogelfraß setzt man den Haufen zweckmäßig eine umgekehrte Garbe als Hut auf. Auf dem Haufen reift die Frucht noch langsam nach, wenn sie etwas zu früh geschnitten sein sollte. Auch um die Haufen kann man zu diesem Zwecke Säcke und Tücher spreiten. An den Mähmaschinen werden vielfach Körnerfänger anzubringen sein, um das ausgeschlagene Getreide aufzufangen.
  
Alle diese Maßregeln, den Körnerverlust herabzusetzen oder ganz zu vermeiden, sind unseren Landleuten bekannt und werden auch von fast allen durchgeführt. Sie nochmals in Erinnerung zu rufen, schadet indessen nicht. Gilt es doch in diesem Jahre den reichen Erntesegen vollständig zu bergen und unserem Volke nutzbar zu machen. Den Feinden zu Trutz, dem Vaterland zu Nutz’!

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 18. Juli 1915Zu den Butterpreisen schreibt man uns: Die Butter steht augenblicklich sehr hoch im Preise, was den meisten Hausfrauen unerklärlich ist, da doch Futter für das Milchvieh in Hülle und Fülle hier vorhanden ist. Es hat dieses aber seinen Grund darin, daß in Sachsen, Thüringen, Holstein und Dänemark, den uns jetzt hauptsächlich mit Butter versorgenden Ländern, Anfang Sommers eine große Trockenheit geherrscht hat, wodurch die Weiden gelitten haben. Nachdem auch dort jetzt so ergiebiger Regen eingetreten, wird dem Uebelstand bald abgeholfen und reichlich Weide für die Tiere vorhanden sein. Ein Fallen der Butterpreise ist dann die unausbleibliche Folge. Die Rheinlande kommen für die Buttererzeugung kaum in Betracht, da hier fast gar nicht gebuttert, sondern die Milch direkt verkauft wird.

Nicht müde werden! In einer Amtsblatt-Verfügung der Staatsbahnverwaltung heißt es: „Es besteht der begründete Verdacht, daß neuerdings wieder eine lebhafte Spionage zum Zwecke der Zerstörung von Eisenbahnanlagen, Speichern und Fabriken betrieben wird.“ Unter Hinweis auf die früheren Verfügungen zur Verhinderung der Spionage werden die Beamten und Arbeiter der Staatsbahnen erneut ermahnt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)