Samstag, 17. Juli 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juli 1915Der in Bonner Kunstkreisen bekannte junge Maler Alfred Kurella, der sich im Februar in der Champagneschlacht als Kanonier das Eiserne Kreuz erwarb, hat in den Kämpfen bei Arras als Unteroffizier die Sprache verloren.

Kaufmännischer Kriegslehrgang für Frauen und Mädchen. Am 15. Juli ging der viermonatige Kriegslehrgang zu Ende, den die beiden hiesigen Beratungsstellen für Frauenberufe eingerichtet hatten, um einerseits beschäftigungslos gewordenen Frauen und Mädchen eine aussichtsreiche Berufsausbildung zuteil werden zu lassen, andererseits für die Besetzung vieler durch den Krieg freigewordener oder erst geschaffener Bürostellen zu sorgen. Daß dieses Ziel trotz der Kürze der Ausbildungszeit erreicht werden konnte (es sind schon vor Schluß des Lehrganges 12 Damen teils bei der städtischen Verwaltung, teils bei der Post, teils in Privatbetrieben angestellt worden), ist der regelmäßigen und unermüdlichen Arbeit der dreißig Kursistinnen und dem zielbewußten Unterricht zu verdanken. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juli 1915Konzert eines Soldatenchors. Der Bonner Ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge hat einen Gesangsverein verwundeter Soldaten unter Leitung des städtischen Kapellmeisters Sauer gebildet. Der Soldatenchor hat tüchtig geübt und die Ausbildung ist soweit gediehen, daß der Chor am 1. August, morgens ½ 12 Uhr im großen Saal des Bonner Bürgervereins, der bereitwilligst unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde, eine gesangliche und instrumentale Morgenaufführung veranstalten kann, und zwar zu Gunsten der Fürsorge für unsere Kriegsbeschädigten.

Bonner Wochemarkt. Auf dem gestrigen Bonner Wochenmarkte war bei vielen Waren wieder eine Preissteigerung eingetreten. Bei einigen Waren war der Preis etwas heruntergegangen oder unverändert. Das Angebot war sehr groß, der Absatz nicht besonders. Dasselbe Verhältnis im Preis, dagegen ein reißender Absatz, war beim Engrosverkauf auf dem Stiftsplatz wahrzunehmen. Hieraus geht hervor, daß die Engrosverkäufer mit dem Verkauf zu den sehr hohen Preisen oder sogar noch mit Preissteigerungen fortfahren wollen. (...) Kartoffeln kosteten im Zentner 8.50 bis 9 Mark, im einzelnen Pfund 10 Pfg. (...)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juli 1915Inzwischen hat Stadtverordneter Henry namens seiner politischen Freunde die Anfrage eingebracht, ob die Stadtverwaltung Maßnahmen zu ergreifen gedenkt, „um einer ungesunden, die ausreichende Ernährung vor allem der unbemittelten Kreise der Bevölkerung gefährdenden Steigerung der Preise für Gemüse, Obst und andere Nahrungsmittel in der Stadt entgegenzutreten?“ und die „Soziale Kommission christlicher Vereine für Bonn und Umgegend“ (deren Mitgliederzahl, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, am 1. Juli vorigen Jahres 7500 betrug) dem Herrn Oberbürgermeister die Bitte unterbreitet, der Stadtverordnetenversammlung „sobald wie möglich“ eine Vorlage über Errichtung städtischer Verkaufsstellen für Gemüse, Obst und andere übliche Volksernährungsmittel zur Beschlußfassung zu bringen oder, wenn diese Errichtung unzweckmäßig , über die Frage der Festsetzung von Höchstpreisen, „soweit eine solche den städtischen Verwaltungen zusteht“, zur Entscheidung zu bringen und diese Höchstpreise, wie in Bayern und Württemberg durch die dortigen General-Kommandos, auch hier „höhern zuständigen Orts“ „kriegsgesetzlich geregelt werden.“ In der Eingabe der „Sozialen Kommission“ fehlt auch nicht ein Hinweis auf die Möglichkeit einer Ausfuhr dieser Lebensmittel nach dem feindlichen Ausland „durch beauftragte Vermittler“, dem das Ersuchen beigefügt ist, „bei der Staatsregierung um Erlaß eines Ausfuhr-Verbotes ehestens vorstellig werdne zu wollen“. Der Eingabe des „Sozialen Kommission“ hat sich die „Konservative Vereinigung für den Wahlkreis Bonn-Rheinbach“ angeschlossen. Schaden könnte es nicht, wenn auch noch andere wirtschaftliche und politische Vereinigungen vorgingen. Die Preistreiber würden aus dieser Bewegung dann schon erkennen, daß die Bevölkerung nicht willens ist, sich ungebührlich schröpfen zu lassen. Auch im Burgfrieden nicht.
   Von der Stadtverwaltung aber darf erwartet werden, daß sie eine schleunige Stadtverordnetensitzung einberuft, die sich eingehend mit der brennend gewordenen Frage beschäftigt, nicht, wie es in der Eingabe heißt, „sobald wie möglich“, sondern sofort. Die Bevölkerung muß wissen, was bereits geschehen ist oder noch geschehen soll. Jede Zögerung kostet Geld.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)