Dienstag, 13 Juli 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Juli 1915Die „Vergessenen im Felde“. „Das Eintreffen der Feldpost“, so schreibt ein schon lange im Felde stehender Offizier, „ist für den Soldaten einer der Momente, wo die freudige Erwartung, nicht leer auszugehen, alle Strapazen und Unannehmlichkeiten, die der Krieg mit sich bringt, vergessen läßt“. Unsere bescheidenen Gaben erfreuen das Herz des wackeren deutschen Soldaten und bieten ihm kleine materielle Genüsse; noch mehr innere Befriedigung aber gewährt ihm die Ueberzeugung, daß man seiner in der Heimat in warmer Dankbarkeit und herzlicher Zuneigung gedenkt. Unter unseren Beschützern und Verteidigern draußen im Felde sind aber viele, die allein stehen in der Welt, oder deren Angehörige nicht in der Lage sind, sie durch Liebesgaben zu erfreuen, die also traurig und enttäuscht zusehen müssen, wie ihre Kameraden ihre Paketchen in Empfang nehmen und in freudiger Spannung auspacken. (…)
   Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Juli 1915Der Vaterländische Frauenverein für den Stadtkreis Bonn hat daher jetzt auch eine große Anzahl von Adressen „Vergessener im Felde“ gesammelt und bittet, sich durch Absenden von Liebesgaben an die Adressen auch an diesem neuen Liebeswerk eifrigst beteiligen zu wollen. „In der Liebe wurzelt des Deutschen Kraft.“ Durch unsere noch so bescheidenen Werke der Liebe und des Erbarmens können wir so manches Herz aufrichten, so manchem jungen Mann, dem es nicht beschieden ist, die heilige Heimat wiederzusehen, eine letzte Freude bereiten. Adressen „Vergessener im Felde“ sind einzusehen und abzugeben in der Zentralsammelstelle des Vaterländischen Frauenvereins in der Lese, Koblenzerstraße 35, wochentags von 10½ - 12 Uhr.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Juli 1915Raubmord in Lengsdorf. Gestern morgen wurde in Lengsdorf die Frau des Ackerers Schönefeld, während ihre Angehörigen draußen auf dem Felde arbeiteten, durch Beilhiebe ermordet. Frau Schönefeld war schon am frühen Morgen mit Johannistrauben auf dem Bonner Markt gewesen und mit gutem Verdienst heimgekehrt. Außerdem hatten die fleißigen Leute sich noch eine hübsche Summer Geldes erspart, die auch im Hause aufbewahrt wurde. Das Geld muß dem Täter in die Augen gestochen haben.
   Der Verdacht der Tat lenkte sich durch die Untersuchung, die sofort durch den Bürgermeister von Duisdorf vorgenommen wurde, auf eine im selben Hause wohnende Witwe Höfer. Unter dem Schranke der Witwe Höfer fand man ein kleines, frisch geputztes Beil. Die schweren Kopfwunden waren mit einem Beile beigebracht worden. Das geraubte Geld, etwas über 300 Mark, fand man in einem Säckchen, eingewickelt in einem Aufnehmer, unter dem Heu im Stalle der Witwe Höfer. Außerdem sprachen noch eine Reihe anderer Verdachtsmomente für die Täterschaft der Witwe Höfer. Infolgedessen sah sich die Polizeibehörde veranlaßt, die Frau gestern nachmittag in Haft zu nehmen. Die Kunde von dem Morde hatte die Verhaftete auch den auf dem Felde arbeitenden Angehörigen der Ermordeten hinterbracht.

Bonner Wochenmarktpreise. In einer der vielen Zuschriften Bonner Hausfrauen, die im Grundton alle darin übereinstimmen, daß die Bonner Wochenmarktpreise unerschwinglich geworden sind, wird folgende Bitte ausgesprochen:
   „Als tüchtige und wirtschaftlich erfahrene Hausfrau möchte ich Sie bitten, dahin zu wirken, daß von Seiten der Stadt gegen die ganz willkürliche Steigerung der Gemüse- und Obstpreise eingeschritten wird. In kleinen und selbst in mittleren Verhältnissen ist es kaum möglich, sich genügend damit zu versorgen. Da die Verhältnisse berechtigterweise auch Sparsamkeit an Butter, Eier, Milch und Fleischgenuß erfordern, kann auf diese Weise eine Schädigung der Volksgesundheit durch Unterernährung nicht ausbleiben.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Beuel, 10. Juli. Dreihundert Kinder der Oberklassen der hiesigen Volksschulen machten dieser Tage mit ihren Lehrpersonen einen Ausflug in die Kirschenernte des Vorgebirges. Nach einem ausgedehnten Fußmarsche wurden sie in Bornheim reichlich mit Kirschen, Johannistrauben, Erdbeeren und Himbeeren bewirtet und nahmen später im Garten der Wirtschaft Schwadorf den Kaffee ein. Der größere Teil der Barauslagen wurde aus einer Schulstiftung bestritten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

    

Der gestrige Sonntag hatte sehr unter der unwirschen Witterung zu leiden, denn auf den Höhen und Ausflugsorten herrschte eine große Leere, desto mehr waren aber die Kirchen, sowohl in der Stadt als auf dem Lande besucht. Sämtliche Nachmittagsandachten wiesen eine außergewöhnlich große Zahl Beter auf.

Steckbrieflich verfolgt werden von Bonn aus: (…) Ackaric, Seraphim, geb. 11.10.1881. Flohr, Emil Wilhelm Peter, geb. 9.11.1881. Kornelius, Johann, geb. 15.7.1881. Lohmann, Walter, geb. 1.8.1881. Louis, Georg, geb. 5.1.1881. Michels, Wilhelm, geb. 22.10.1881. Sachse, Oskar, geb. 27.6.1881. Schuler, Max, geb. 30.1.1881. Schwinghaus, Bernhard, geb. 25.1.1881. Tromp, Heinrich Philipp, geb. 27.6.1881. Wilden, Johann Heinrich, geb. 17.8.1881, sämtlich zu Bonn und sämtlich zuletzt wohnhaft daselbst, sämtlich wegen Verletzung der Wehrpflicht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)