Freitag, 16. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. April 1915Ausstellung von Arbeiten aus den Lazaretten. Im Sitzungssaal des Rathauses ist eine Ausstellung von bunt zusammengewürfelten Gegenständen aufgebaut. Sehr hübsch geflochtene Körbchen, Flechtarbeiten aus Tuchstreifen, Klebearbeiten aus buntem Papier, Laubsägearbeiten, eine Reihe von Kerbschnitzereien, Zierdeckchen in Rahmenarbeit, eine Anzahl von Zeichnungen und Aquarellmalereien u. a. Man würde auf den ersten Blick das Ganze für eine Sammelausstellung sogenannter Liebhaberkünste halten. Und darum handelt’s sich auch. Nur sind alle diese Gegenstände unter ganz anderen Umständen entstanden. Es sind nämlich Arbeiten, die unsere Verwundeten in den Lazaretten angefertigt haben, um in der Zeit ihrer Genesung ein wenig unterhaltende und zerstreuende Beschäftigung zu finden. So erhalten diese Gegenstände einer Liebhaberkunst, über die man sonst wohl gern von oben herabblickt, etwas seltsam rührendes. Mitten herausgerissen aus dem Gewühl und den Gefahren eines furchtbaren Kampfes, geben sich unsere Verwundeten in der Ruhe der Lazarettpflege der friedlichsten, häuslichsten Beschäftigung hin, die man sich denken kann. Kleben, schnitzen, zeichnen, malen, flechten, stanzen, basteln an allerhand herum und haben ihre Freude daran, wenn etwas hübsches, brauchbares unter ihren Händen entsteht. Man kann es den einzelnen Gegenständen direkt ansehen, mit wie viel Liebe daran gearbeitet wurde, und wie dankbar und willig die verwundeten Schüler den Unterweisungen der Pflegerinnen folgen. All diese Gegenstände, auch die einfachsten, kindlichsten, sind mit einem deutlichen Fleiß und einer peinlichen Genauigkeit gearbeitet. Viele von ihnen verraten eine geschickte Hand, manche erfreuen durch eigene Phantasie und einen nicht alltäglichen Geschmack und an einzelnen Arbeiten kündigt sich sogar eine beachtenswerte, vielversprechende Begabung an, die wohl wert wäre, weiter gepflegt zu werden. Wie wohltuend diese Art Beschäftigung auf die ganze Stimmung der Genesenden wirkt, weiß jeder Arzt. Man muß daher den Damen, welche die Verwundeten in diesen Beschäftigungen unterweisen, herzlichen Dank sagen. Und da auch hier die Tat die beste Art des Dankes ist, so bedarf es wohl nur einer kleinen Anregung, um diesen schönen Bestrebungen weitere Förderung zu verschaffen. Das kann am besten geschehen durch die Stiftung von geeignetem Material für weitere Arbeiten. (...) Die Sammelstelle für alle Gaben, die hoffentlich reichlich eingehen, ist bei Frl. Kley, Colmantstraße 33. Die Ausstellung der Arbeiten ist morgen und am Samstag zu sehen in dem bisherigen Parfümeriegeschäft von Niederstein in der Fürstenstraße.

  (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachr ichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1915Familienzuwachs und Brotbuch. Strammen Schrittes trat dieser Tage der siebenjährige Sohn eines Landwirts mit dem roten Brotbuch in der Hand in die Amtsstube eines nahegelegenen Landbürgermeisteramtes. Auf die Frage des Beamten nach seinem Begehr erwiderte der Knirps: „Ich habe einen schönen Gruß von meinem Vater und Herr Bürgermeister soll uns noch ein Brot für die Woche zuschreiben.“ Als er nach einer Begründung für sein Verlangen gefragt wurde, legte er den rechten Zeigefinger an die Nase und sagte stolz: „Ja, wissen Sie, Herr Bürgermeister, wir haben diese Nacht ein Kind bekommen.“ Seine Bitte wurde gewährt.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Der große Bismarck-Film von Richard Schott wird heute abend 8½ zum ersten Male im Bürgerverein vorgeführt. Das städtische Orchester hat die musikalische Begleitung übernommen. Morgen und am Sonntag finden Wiederholungen statt. Wir machen noch einmal auf diesen von der Kritik und von Gelehrten und Künstlern einstimmig gelobten Film aufmerksam.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Schmutzige Unsitten
Vielfach findet man die Unsitte, daß die Verkäufer die zum Einwickeln von Waren bestimmten Tüten mit dem Munde aufblasen. Es ist von mehreren Behörden nachträglich darauf aufmerksam gemacht worden, daß darin eine Gefahr für das einkaufende Publikum liegt, weil auf diese Weise ansteckende Krankheiten sehr wohl übertragen werden können. – Ebenso gefahrbringend ist das Anfeuchten des Fingers mit dem Munde. Das Berühren der Nahrungsmittel, vor allem der Back- und Fleischwaren durch das kaufende Publikum, muß im Interesse der öffentlichen Gesundheit unterbleiben!

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)