Samstag, 3. April 1915  

  

Der hundertjährige Geburtstag Bismarcks ist auch in unserer Vaterstadt Bonn, wie die Berichte über die einzelnen Feiern ergeben, in würdiger Weise begangen worden. Die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser trugen Flaggenschmuck und auf der Bismarcksäule in der Gronau flackerte gegen Abend ein rotes Feuer auf. Am Fuße der Säule wurde im Lauf des Tages von der Stadt Bonn ein Kranz niedergelegt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 2. April. Von einer öffentlichen Gedenkfeier der 100. Wiederkehr des Geburtstages Bismarcks war hier in Anbetracht der schweren Zeitverhältnisse abgesehen worden. Alle Amtsgebäude und auch viele Privathäuser hatten geflaggt. Am Abend brannte auf dem Bismarckturm in der Elisabethstraße ein Leuchtfeuer.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. April 1915Die Osterurlauber werden darauf hingewiesen, daß ihre Anmeldung nicht am Bezirks-, sondern am Garnisonkommando zu erfolgen hat. Das Garnisonkommando befindet sich in der Infanteriekaserne an der Ermekeilstraße.

Schickt unseren Kriegern, zumal jetzt, wo’s dem Frühjahr zugeht, keinen Schnaps, Arrak, Rum und sonstige alkoholische Gaben ins Feld, schickt ihnen für Euer gutes Geld lieber Sachen, die ihnen wirklich gut tun und nachhaltig gut tun! Alkoholische „Liebesgaben“ – so wohlgemeint sie sein mögen – werden, wie die Erfahrung und viele Beobachtungen und Zuschriften aus dem Felde selbst zeigen, nur zu leicht zu Leidesgaben für den Beschenkten und für andere. Immer willkommen und gutangelegt sind: Marmeladen aller Art, Frucht- und Gemüsekonserven, Zucker, Tee, Butter, Schmalz, Käse, Dauerfleischwaren, eingedickte Milch, eingemachte Gurken zu der, wenn auch guten und nahrhaften, doch naturgemäß etwas eintönigen Feldverpflegung.
   Der Bonner Stabsarzt Dr. Brunzlow warnt in seiner lehrreichen Schrift „Wehrkraft und Alkohol“ mit eindringlichen Worten vor dem Alkoholgenuß unserer Soldaten.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 3. April 1915„Eiserne Ringe“
werden jetzt Mode. Leute, die den Krieg kaum irgendwie empfinden, vertauschen sie jetzt mit den goldenen, die auf einmal nicht mehr „zeitgemäß“ sein sollen. Vereine und Sammelstellen fordern geradezu auf zu diesem Unfug,, der wie eine schlechte Nachahmung des Opfergeistes vor hundert Jahren aussieht; eiserne Ringe mit dem eisernen Kreuz oder mit besonderen Inschriften werden in Aussicht gestellt für abgeliefertes Metall, das zu vaterländischen Zwecken verwendet werden soll. Die Leute, die vor hundert Jahren ihre goldenen Trauringe opferten, hatten eben nichts anderes, das sie dem arg bedrängten und leidenden Vaterlande spenden konnten. Wenn aber heute neben Brillantringen eiserne Trauringe und neben sonstigem überflüssigen Tand eiserne Ringe zur Schau getragen werden, dann fehlen die Worte, derartigen „Opfersinn“ zu zeichnen.
(...) Eisen ist ein ernstes Metall, zu schade zu Spielereien und zur Befriedung einer Eitelkeit. Ueberlassen wir es den Stellen, die besseren Gebrauch davon zu machen wissen. Wir leben in einer eisernen Zeit. Das brauchen wir nicht erst durch derartige Spielereien anzudeuten, wir haben es durch die Tat zu beweisen. Und jeder, der vom Ernst unserer Tage auch nur einen Hauch verspürt, wird wissen, was er ihr schuldig ist. Wer in seiner nächsten Umgebung keine Not zu leiden hat, eile zu irgendeiner Sammelstelle der Kriegshilfe und gebe alles, was ihm entbehrlich, verlange aber dafür kein äußeres Zeichen der Anerkennung, das den Wert der Spende doch nur drückt. Nein, opfern wir freudig und fraglos, wie die vielen, die mit der Selbstverständlichkeit der Pflicht stumm und lautlos für uns in den Tod und das Verderben gegangen sind. „Eiserne“ Auszeichnungen überlassen wir den Kühnen und Tapfern, die sich vor einem rücksichtslosen Feind auszeichnen. Begnügen wir uns, wenn wir nach unseren Kräften in dieser opferreichen Zeit unserer Pflicht genügt, mit dem Bewußtsein, jetzt keine Drohne zu sein.

 (Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)