Sonntag, 14. März 1915 

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. März 1915Universität. Unsere rheinischen Regimenter, die sich in wochenlangen heftigen Kämpfen in der Champagne mit unvergänglichem Ruhm bedeckt haben, haben trotz der übermenschlichen Anstrengungen auch noch den Naturprodukten, die sie bei der Anlage von Schützengräben gefunden haben, ihre Aufmerksamkeit geschenkt. So hat vor einiger Zeit Herr General Freiherr Raitz von Frentz an die Universität Bonn eine ungewöhnlich große Schwefelkieskonkretion geschickt, die die Truppen der Brigade bei Perthes nördlich von Chalons ausgegraben haben. Auf Beschluß des Senates ist der Schwefelkies, der eine besonders schöne innere Struktur besitzt, der Sammlung des Mineralogischen Instituts überwiesen worden, in der es aufbewahrt werden wird als ein Zeichen des wissenschaftlichen Sinnes unserer Truppen im Felde. – Demselben Institut ist vor einiger Zeit von einem früheren Zuhörer. Studierenden der Landwirtschaft Paul Schmitz, der bei der Eisenbahnkompagnie steht, eine Sendung von Versteinerungen aus der Juraformation zugegangen, die er bei dem Bau einer strategischen Bahn gesammelt hat.

Verwundetennachmittag der Bonner Frauenvereine. Verschiedene Bonner Frauenvereine haben sich zusammengetan, um am 22. März, als dem Geburtstag Kaiser Wilhelm I., eine vaterländische Feier für Verwundete der hiesigen Lazarette zu veranstalten. Es werden musikalische Aufführungen, Kinderreigen und ein Theaterstück zur Aufführung kommen, und auch für die Verpflegung wird bestens und kriegsgemäß gesorgt werden. Da umso mehr Verwundete eingeladen werden können, je mehr Teilnehmerkarten verkauft werden, ist zahlreiche Beteiligung aus allen Kreisen der Bonner Bürgerschaft dringend erwünscht. Kartenverkauf zum Preise von 1,50 M. bei Baurichter, Markt 11 und bei Neuerburg, Neutor 2, sowie zum erhöhten Preise an der Tageskasse. Näheres siehe Anzeigenteil.

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. März 1915Kaufmännischer Kriegslehrgang für Frauen. Die beiden in Bonn tätigen Beratungsstellen für Frauenberufe haben in ihrer Arbeit die Erfahrung machen müssen, daß eine nicht ausreichende kaufmännische Ausbildung häufig die Einstellung in offene Bürostellen erschwert oder gar verhindert. Um diesem Mangel abzuhelfen und dadurch arbeitslosen gebildeten Frauen und Mädchen (Kriegswitwen und Waisen, Hausvermieterinnen ohne Einnahmen, aus dem Ausland verwiesenen Lehrerinnen und Kontoristinnen u.a.m.) eine Einnahmequelle zu verschaffen, haben die Beratungsstellen dank dem bereitwilligen Entgegenkommen, das sie sowohl bei der städtischen Schulbehörde als vor allem auch bei der Leitung der städtischen Fortbildungsschule gefunden haben, einen viermonatigen kaufmännischen Lehrgang ins Leben gerufen, der in 18 Wochenstunden einem ausgewählten Schülerinnenmaterial eine Ausbildung in den für den Bürobetrieb grundlegenden Kenntnissen vermitteln soll. Mit dieser Einrichtung weichen die Beratungsstellen keineswegs von ihrer Ueberzeugung ab, daß in der Regel eine so kurze Ausbildung, besonders für jüngere Schülerinnen, nicht genügt. Der Notstand der Zeit rechtfertigt indessen außergewöhnliche Maßnahmen und läßt eine besonders vertiefte Arbeit von Seiten der Lehrenden und Lehrenden erhoffen. Für alle Einzelheiten sei auf eine Anzeige in dieser Zeitung verwiesen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Städtischer Speckverkauf. Der Andrang zum Verkaufslokal in der Rathausgasse war am Samstag nachmittag so groß, daß die „Hilfsmannschaften“ verstärkt werden mußten. Demgemäß war auch der Umsatz bedeutend größer als an den vorhergehenden Samstagen. Es wurden insgesamt 40 Zentner geräucherter Speck verkauft. Der größte Umsatz war bisher 25 Zentner und zwar gesalzenen und geräucherten Speck zusammengenommen. Der nächste Verkauf findet voraussichtlich am nächsten Samstag statt.

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 14. März 1915Sammelfässer. Man schreibt uns: Vor genau sechs Monaten wurden die braunen Sammelfässer aufgestellt. Sie brachten bis heute bar 2.271,86 M. Es wurden abgeliefert: 53.793 Zigarren, 25.805 Zigaretten, Tabak und eine Menge nützlicher Sachen, vorige Woche noch auf Wunsch des Roten Kreuzes ausnahmsweise 60 Paar wollene Fingerhandschuhe, weil für von hier ausrückende Truppen dringendster Bedarf vorlag.
  
Seit Neujahr hat der Ertrag leider erheblich nachgelassen, was sehr zu bedauern ist. Mit welcher Dankbarkeit von unseren Helden im Felde Zigarren angenommen werden, zeigt das Dankesschreiben eines vor Ypern liegenden Truppenteils, bedeckt mit 100 Unterschriften. Es dürfte einzig in seiner Art sein und liegt beim General-Anzeiger bis einschl. 16. d. Mts. zur Ansicht aus. Wer dabei seine milde Hand öffnen will, ist des herzlichsten Dankes gewiß, der hiermit auch allen Gebern und Helfern ausgesprochen wird, welche die Fässer so treulich beschützen. Zigarren sind immer noch die begehrtesten Liebesgaben, weshalb gebeten wird, die braunen Sammelfässer wieder besonders kräftig zu bedenken. Danken wir auch dadurch den tapferen Rheinlandsöhnen, die in diesen Tagen in der Champagne den Sturm einer sechsfachen Uebermacht abwiesen. – Durchaus verwerflich ist es, Zuckerwerk in die Fässer zu tun; es verdirbt in der Regel die gespendeten Sachen, wenn zufällig die Öffnung nicht geschlossen wird.
   Also, die braunen Sammelfässer werden nach wie vor der Freigiebigkeit und dem Schutz der Bürgerschaft empfohlen.

Bonner Jungen, von der leichten Munitionskolonne, 2. Abt. Res.-Feld-Art.Reg. Nr. 15, 3. Res.-Korps, 15. Res.-Div. in St. Morel bedanken sich in einem humorvollen Brief für die Zusendung des General-Anzeigers, der dort mit Heißhunger verschlungen werde. Gleichzeitig teilt der Briefschreiber, Gefr. S. Apfel, mit, daß er und seine Kameraden eine Kriegs-Musikkapelle gegründet habe. Da wirkliche Instrumente fehlten, mußten sie sich mit selbstgefertigten Instrumenten behelfen, die zwar ihren Dienst verrichten, allerdings mehr laut als schön. Um aber volle Harmonien zu erzielen, bedürfe es vor allem einer B-Trompete, einer Ziehharmonika und einer Querflöte. Das alles aber sei in der dortigen gottverlassenen Gegend nicht zu haben. Eine photographische Aufnahme dieser humoristisch geschmückten Kriegskapelle ist im Schaufenster unserer Geschäftsstelle zu sehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 Großanzeige am 14. März 1915 in allen Bonner Tageszeitungen

„Schande über jeden, der sich ausschließt!“
Obwohl Behörden, Sparkassen, Banken und Gesellschaften sich sofort mit hohen Summen an der zweiten Kriegsanleihe beteiligten und auch kapitalkräftige Einzelpersonen ansehnliche Beträge zeichneten, lassen die kleinen Sparer sich noch vielfach durch eine aus Unwissenheit kommende Aengstlichkeit davon abhalten, auch ihr Kapital dem Kriegsschatz zur Verfügung zu stellen. Ihnen sei das Wort aus der Rede des Reichsschatzsekretärs zugerufen:
   „Das ganze Volk muß erkennen, daß dieser Krieg mehr als irgend einer zuvor nicht nur mit Eisen, sondern auch mit Geld geführt wird. Für diesen Krieg besteht nicht nur eine allgemeine Wehrpflicht, sondern auch eine allgemeine Spar- und Zahlpflicht.
   Keiner darf sich diesen Pflichten entziehen! Der Verschwender notwendiger Lebensmittel und der Mammonsknecht, der sich von seinen Schätzen nicht trennen kann, steht dem Deserteur gleich. Niemand darf sagen, auf meine lumpigen Ersparnisse kommt es nicht an. Es kommt auf alle Ersparnisse an. Das deutsche Volk muß leisten, was es irgend leisten kann. Schande über jeden, der sich ausschließt!
 
Die fünfprozentige Kriegsanleihe ist die beste Sparkasse des kleinen Mannes. Daß die Unkündbarkeit bis 1924 nicht gleichbedeutend ist mit einer vollständigen Festlegung des Kapitals, haben wir in der Deutschen Reichzeitung mehr als einmal betont. Es liegt sowohl im Interesse des Einzelnen als auch in dem großen Interesse unseres kämpfenden Deutschland, daß sich alle, alle ohne Ausnahme an dieser hochverzinslichen Kapitalanlage beteiligen. (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)