Sonntag, 21. März 1915 

 

Die Zeichnungen zur Kriegsanleihe in Bonn. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, dürfte sich der in Bonn und nächster Umgebung gezeichnete Betrag, soweit er sich auf Grund der verfügbaren Unterlagen schätzen läßt, auf mehr als dreißig Millionen belaufen. Der gezeichnete Betrag dürfte denjenigen der 1. Kriegsanleihe um 70 Prozent übertreffen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. März 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 21. März 1915

Der städtische Speck-Verkauf in der Rathausgasse wickelte sich am Samstag nachmittag viel ruhiger ab als an den Vortagen. Am verflossenen Samstag war der Andrang derart, daß zwei Fensterscheiben im Flur eingedrückt wurden. Der ruhigere Geschäftsgang ist dem Umstand zuzuschreiben, daß nur an solche Personen Speck abgegeben wird, die mit dem Brotbuch der Stadt Bonn versehen sind. Durch diese Maßnahme sind die außerhalb Bonn Wohnenden, namentlich diejenigen, die zahlreich von der rechten Rheinseite hierherkamen, ferngehalten worden. Im ganzen werden wohl etwas 35 Zentner geräucherten Speck verkauft worden sein, trotzdem sich der Preis um 10 Pfg. das Pfund höher stellte, als an den früheren Verkaufstagen.

Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. März 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 21. März 1915Teuerungszulage. Die Betriebs-Direktion der Elektrischen Straßenbahn hat ihren Schaffnern und Fahrern eine monatliche Gehaltszulage von 15 Mk. bewilligt, was sehr anerkennenswert ist. Nur frage ich mich: Warum werden wieder Unterschiede gemacht? Das soll doch in dieser schweren Zeit durchaus nicht sein. Wie steht es mit den Arbeitern des Städt. Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerks? Für diese Leute ist doch alles ebenso teuer wie für die Straßenbahnbeamten. Dabei hat das Städt. Gaswerk während seines Bestehens der Stadt Riesensummen eingebracht und die Arbeiter beziehen keinen zu hohen Lohn. Ich denke, was dem einen recht ist, ist dem andern billig, sodaß für diese Leute auch gesorgt wird. Ein rechtdenkender Bürger.

Mißstände an der Freibank. Sobald der Verkauf von Freibankfleisch abends bekannt wird, sammeln sich sofort schon von 5 Uhr nachmittags an die Käuferinnen in der Immenburgstraße an, obwohl erst am anderen Morgen um 7 oder 8 Uhr geöffnet wird. Die Ansammlung betrug in der Nacht zum vorigen Samstag über 50 Personen, meistens Frauen, die ein solches Gejohle, Gelächter und Geschrei machten, daß die Anwohner der Straße an eine Nachtruhe nicht denken konnten. Nicht genug, daß die dortigen Anwohner durch das Elektrizitätswerk, die Gasanstalt und das Blöken des Viehs, das öfters nachts vor den Markttagen auf der Straße aufgestellt wird, in der Nachtruhe gestört werden, müssen sie sich jetzt auch noch das Gejohle der auf die Oeffnung der Freibank Wartenden gefallen lassen. Könnten nicht numerierte Karten ausgegeben oder das Fleisch nicht schon nachmittags verkauft werden? Vielleicht lassen dann auch die Felddiebstähle in jener Gegend etwas nach. Einige Anwohner.

Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Vaterländische Feier für Verwundete in der Gronau. Da die Karten zu Teilnahme an der Feier schon im Vorverkauf ausverkauft worden sind, kann kein Verkauf an der Tageskasse mehr stattfinden. Dagegen bitten uns die veranstaltenden Frauenvereine, darauf hinzuweisen, daß die verkauften blauen Karten nur für nichtmilitärische Teilnehmer gelten, daß es also keinen Zweck hat, sie, wie gelegentlich geschehen ist, in Lazarette zu schicken. Die Soldaten werden direkt eingeladen, resp. der Festleitung von den Aerzten, denen die Lazarette unterstehen, zugeteilt, da nur auf diese Weise die notwendige Urlaubsverlängerung gesichert werden kann. Wünsche über Einladung einzelner bestimmter Verwundeter, die den Veranstalterinnen mitgeteilt worden sind, werden tunlichst berücksichtigt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)