Montag, 15. Februar 1915 

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Februar 1915Vortrag im Deutschen Wehrverein. In der Lichtbilder-Vortragsreihe der Ortsgruppe Bonn des Deutschen Wehrvereins sprach am Samstag Herr Gymnasialdirektor Dr. Genniges über „Pompeji“. Nachdem der Vortragende in den einführenden Worten die geographischen, ethnographischen und historischen Verhältnisse geschildert hatte, gab er eine ausführliche Beschreibung und Erklärung des verschütteten und wiederausgegrabenen Pompejis. Ein genauer Kenner dieser alten, archäologisch überaus interessanten Stadt, beschrieb und erläuterte Herr Direktor Dr. Genniges die Anlage der Stadt, die wichtigsten öffentlichen Bauten und die archäologisch interessanten Privathäuser, wobei er auf die Werke der Großkunst und des Kunstgewerbes Pompejis mit Liebe und Sachkenntnis einging. Die Ausführungen des Vortragenden wurden durch ein ungemein reiches und schönes Lichtebildermaterial sehr gut unterstützt.

Stadttheater. „Preziosa“ – Pius Alex Wolffs altes Schauspiel „Preziosa“ mit seiner Zigeunerromantik, der Poesie schwärmender Liebe, der rührenden Wiederfindung eines verloren geglaubten Kindes und dem freundlichen Humor der Volksszenen hatte gestern das Theater bis auf den letzten Platz gefüllt. Sehr viel zu dieser Anziehungskraft trägt gewiß auch Webers frisch empfundene, volkstümliche Musik bei, die gestern unter Herrn Kapellmeister Sauers hingebungsvoller Leitung sehr schön gespielt wurde. Auch auf der Bühne gab man sich Mühe, den gesanglichen Anforderungen gerecht zu werden. Von den Darstellern nennt man Frl. Emmy Krüger, Frl. Marks und vor allem Frl. Weinert als famose Zigeunermutter. Weiter die Herren Kronburger, Schrader, Heinemann, Schäfer und Ferchland. Die Aufführung war von Herrn Oberspielleiter Wittmann mit Sorgfalt vorbereitet, die Ausstattung gab ihr Bestes her. So sah man eine Aufführung, die im großen und ganzen gewiß die Anerkennung verdient, die ihr von dem offenbar trefflich unterhaltenem Publikum auch in reichstem Maße gespendet wurde.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Bonner Stadttheater. Herr Dr. Czempin ist zum Militär einberufen. An seine Stelle tritt Herr Kurt Wilke als jugendlicher Held. Herr Wilke ist Schüler der Seebachschule. Er hat dieselbe mit Auszeichnung verlassen. Der Künstler ist nach seiner Verwundung im Felde zurückgekehrt, die er bei Dixmuiden erhalten hat. Am Freitag wird Herr Wilke in „Rabensteinerin“ als junger Welser zum ersten Male auftreten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Februar 1915Der gestrige Sonntag ist, wie das nicht anders sein konnte, still und ernst verlaufen wie jeder andere Sonntag, obwohl es (nach dem Kalender) der Fastnachtssonntag war. In den Wirtschaften war es ruhig, nirgends wurde gesungen oder musiziert. Um Mitternacht mußten nach der Verordnung des Kommandeurs des 8. Armeekorps alle Wirtschaften und Cafés schließen.

Bezahlt Eure Rechnungen! Nicht erst nach Jahresfrist, sondern sofort nach Erhalt der Leistungen muß die Gegenleistung bewirkt werden. Namentlich jetzt zur Kriegszeit, aber auch sonst sind viele Kaufleute und Handwerker außerstande, die Beträge länger zu entbehren, auf die sie Anspruch haben. Säumnisse in der Bezahlung der Rechnungen erschweren die wirtschaftliche Durchhaltung. Jede Rechnung sollte unbedingt in dem Monat ihres Eingangs beglichen werden; nur das bietet auch die Gewähr, daß man nicht vor Begleichung der alten Rechnungen neue Ware bezieht oder Aufträge erteilt, die man nicht bezahlen kann. Ein Gewinn des Krieges würde es sein, wenn er uns dazu führte, nicht mehr in dem Maße über unsere Verhältnisse zu leben, wie dies vor dem Kriege geschehen ist, und jede Gewährung und Inanspruchnahme eines ungesunden Kredits zu vermeiden. Gläubiger und Schuldner müssen zusammen dahin wirken, daß die Außenstände nicht überfällig werden, sonst können Volkswirtschaft und Privatwirtschaft nicht gesund bleiben, zumal nicht während des Krieges.

Trauerflore mit dem Eisernen Kreuz. Durch die Presse ging vor einiger Zeit die Mitteilung, daß die Verwendung von verwechselungsfähigen Nachbildungen des Eisernen Kreuzes durch Unbefugte strafbar ist. Von diesem Verbote sind aber Kriegs-Trauerflore mit dem Eisernen Kreuz nicht betroffen, was auf eine diesbezügliche Anfrage beim Kriegsminister von diesem ausdrücklich bestätigt worden ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Bäckereiverordnung. Die hiesige Bäcker-Innung hat den löbl. und selbstverständlichen Beschluß gefasst, den Bundesratsverordnungen sich voll und ganz anzupassen. So zu ersehen aus dem Versammlungsbericht der Innung. Wie steht es aber in der Wirklichkeit damit? Ein guter Teil, besonders Feinbäckereien, haben Sahne-, Nuß- und andere Torten in den Fenstern. Wie mir von Fachleuten versichert wird, kann nach deren Ansicht mit 10 Gewichtsteilen Mehl kaum ein Tortenboden hergestellt werden. Auch sollen heute noch Brötchen, sogenannte Schößchen und Eierwecken gebacken und als solche verkauft werden. Wenn es noch Leute gibt, die solche unverständlichen Forderungen an die Bäcker stellen, so sollten dieselben dieses Ansinnen unter Hinweis auf die Verordnung mit ehrlicher Entrüstung zurückweisen. Wenn unsere Mehlvorräte nicht ausreichen, so muß man die Bäcker hierfür verantwortlich machen. Eine schärfere und wirksamere Kontrolle seitens der Innung und der Polizei ist hier am Platze, eventuell muß das Publikum zur Selbsthilfe greifen und betr. Geschäfte zur Anzeige bringen. Einer dem das Wohl des Volkes am Herzen liegt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)