Freitag, 12. Februar 1915 

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. Februar 1915Kriegslehrgang für Hausfrauen. Auf Anregung des Katholischen Frauenbundes, des Rheinischen Verbandes des Deutschen Evangelischen Frauenbundes und des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe zu Bonn hält die Landwirtschaftskammer vom 22. bis 24. Febr. d. J. in Bonn im Saale des Bürgervereins einen dreitägigen Kriegslehrgang für Haushaltslehrerinnen, Volksschullehrerinnen, sowie für Hausfrauen und erwachsene Mädchen aus Stadt und Land ab. In kurzen, allgemein verständlichen, und den rheinischen Verhältnissen tunlichst angepaßten Vorträgen soll den Teilnehmerinnen alles das erklärt werden, was in der jetzigen Kriegszeit das Vaterland von jeder Hausfrau bei ihrem Schalten und Walten in Küche, Haus und Hof fordert. Um dem Lehrgang eine seiner Bedeutung entsprechende Teilnahme zu sichern, sollen Eintrittsgelder nicht erhoben werden. U.a. werden folgende Vorträge gehalten: Am 22. Febr. vormittags 10 Uhr: Die Volksernährung im Kriege: Oekonomierat Kreuz = Bonn. 11 Uhr: Die Kriegskost: Frl. Becker = Köln. – Dienstag, den 23. Febr., 9 Uhr: Das Haushalten in Küche, Haus und Hof: Frau Pfarrer Haarbeck = Thallichtenberg. 9 ½ Uhr: Die Notwendigkeit des sparsamen Haushaltens und die wichtigsten hierüber ergangenen Verordnungen: Prof. Dr. Wygoszinski = Bonn. – Mittwoch, den 24. Februar, 9 Uhr: Die Geld-, Kredit- und Darlehensverhältnisse während der Kriegszeit: Direktor Feldmann = Bonn, 10 Uhr: Der Gemüsebau in Hausgarten und im Felde: Gemüsebautechniker Stübler = Bonn. An jedem Vortragstage findet nachmittags von 3 – 5 Uhr eine Besprechung der Vorträge statt. Auskunft über Wohnungen erteilt die Geschäftsstelle des Katholischen Frauenbundes (Frl. von Morsbach) in Bonn, Martinstr. 3. Auf Wunsch können auch einige Freiwohnungen zur Verfügung gestellt werden; Auskunft erteilt Frau Dr. Gudden, Bonn, Buschstraße 2.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. Februar 1915Pflege der schulentlassenen Jugend. Der Unterrichtsminister hat neuerdings wiederum, gestützt auf frühere Erlasse, ausdrücklich betont, daß gerade in der gegenwärtigen Zeit die Pflege der schulentlassenen Jugend nicht weniger dringlich ist, als in Friedenszeiten. Es gilt heute ganz besonders, den für die Jugend vielfach gesteigerten Gefahren zu begegnen und die durch die Zeitereignisse gebotene Möglichkeit wirksamer Einflußnahme auf Geist und Herz je nach den örtlichen Verhältnissen zu verwerten. Namentlich möge man solchen Versammlungen Jugendlicher besondere Aufmerksamkeit und Pflege zuwenden, zu denen Eltern, Angehörige usw. als Gäste zugezogen werden. Diese Versammlungen vermögen insbesondere gute Dienste dahin zu leisten, der Bevölkerung über die schwierigen Verhältnisse der Gegenwart hinwegzuhelfen, Opferfreudigkeit und Gemeinsinn lebendig zu erhalten, sowie Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu stärken. – Wo der Jugendpflegefond für den vorliegenden Zweck nicht ausreichen sollte, stellt der Minister Unterstützung aus Staatsmitteln in Aussicht.

Weiter stricken! Der Territorial-Delegierte der freiwilligen Krankenpflege für die Rheinprovinz, Oberpräsident Freiherr von Rheinbaben, hat die Zweigvereine des Verbandes der Vaterländischen Frauenverbände vom Roten Kreuz benachrichtigt, daß bei weiteren Sammlungen von Liebesgaben ihr Augenmerk hauptsächlich auf wollene Strümpfe richten möchten. [sic] Die Truppen, namentlich die in den der Front nächstliegenden Orten, verlangen nach Ersatz für die inzwischen verschlissenen Strümpfe. Außerdem seien nur noch Schals, Untersachen, Fingerhandschuhe und Hosenträger gewünscht worden. – Auch die Rote-Kreuz-Korrespondenz hat zuverlässige Nachrichten erhalten, wonach die Unteroffiziere und Mannschaften an der Front auf die Ueberweisung von Leibbinden großen Wert legen. Dagegen würden Kniewärmer, warme Fingerhandschuhe, Schals und Kopfschützer („Sturmhauben“) mit großer Freude begrüßt, und könnten zurzeit nicht zahlreich genug gesandt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 12. Februar 1915An die Studentenschaft. Am Schwarzen Brett der Universität macht der Rektor bekannt:
  
Es darf in den großen und schweren Tagen, die wir durchleben, als selbstverständlich angesehen werden, daß jeder Daheimgebliebene seinen beruflichen Beschäftigungen mit erhöhtem Ernste nachgeht. Vollends wird das von den Kommilitonen gelten, die auch in dieser Beziehung als Führer der Nation sich fühlen und zu betätigen berufen sind. Ein Karnevalstreiben, wie es sonst vor Fastenbeginn zu herrschen pflegte, sowie auch nur ein Nachlassen der vollen Studienarbeit in den Karnevalstagen ist mit solchen Gesinnungen unvereinbar. Ich habe zu den Studierenden unserer Hochschule das unbedingte Vertrauen, daß für sie Fastnacht dieses Jahr überhaupt nicht vorhanden ist, und daß der Kollegienbesuch in den Fastnachtstagen unvermindert sein wird.

Der Verkauf von Spirituosen ist bis zum Aschermittwoch nur in versiegelten Flaschen gestattet. Jeder Ausschank ist streng verboten.

Die Sucht nach dem Schnaps. In vielen Wirtschaften ist vorgestern der Schnaps in großen Mengen literweise abgegeben worden. Mancher Alkoholiker, der die sieben Tage des Schnapsausschankverbotes ohne den Schnaps nicht zu ertragen vermeinte, hat sich dadurch bis Aschermittwoch Vorrat verschafft.

Dauergebäck (Keks, Biskuits, Waffeln, Printen, Spekulatius, Leb- und Pfefferkuchen) darf noch bis zum 19. Februar einschließlich verkauft werden. Nach einer Verordnung des Oberbürgermeisters vom 3. Februar sollte gestern der letzte Verkaufstag sein. Da die Geschäfte aber noch sehr große Vorräte an solchen Backwaren haben, ist die Frist bis zum 19. verlängert worden. Die Herstellung derartigen Gebäcks bleibt indes verboten.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)