Mittwoch, 21. Oktober 1914

In Westflandern beginnt die deutsche Armee eine Offensive, die die Eroberung der französischen Kanalhäfen zum Ziel hat. Insbesondere in der Region um Ieper (Ypern) kommt es dabei zu für beide Seiten überaus verlustreichen Kämpfen.

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 21. Oktober 1914Studentische Abteilung des Wehrbundes. Die Universität erlässt zur Bildung einer studentischen Abteilung des Wehrbundes einen Aufruf, in dem es heißt, daß es dringend notwendig ist, auszuhalten in diesem Kriege, damit die furchtbaren Opfer, die er uns bereits gekostet hat, nicht vergeblich seien. Damit alle den großen Anstrengungen, die der Feldzug an jeden einzelnen stellt, gewachsen sind, ist es nötig, schon jetzt, vor der Einberufung, sich darauf vorzubereiten. Im Verein mit der Jugend aus allen Kreisen der Bevölkerung steht die studentische Jugend im Feld. Auch im Wehrbund sollen sie sich alle vereinen. Die Turnübungen sollen Samstags abends um 8 ½ in der städtischen Turnhalle stattfinden. Die Marschübungen an den Sonntagen werden mit den anderen Abteilungen gemeinsam unternommen. Die Konstituierung der studentischen Abteilung findet Dienstag, den 4. November, abends 7 Uhr im Auditorium der Universität statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 21. Oktober 1914Professor Dr. Jos. Esser †. Unsere Universität, die hiesigen Aerzte und unsere Bürgerschaft haben durch das Hinscheiden von Professor Dr. Esser einen hervorragenden medizinischen Gelehrten, einen überaus geschätzten Kollegen und einen Arzt von seltenen beruflichen und persönlichen Eigenschaften verloren. (…) Als früherer pathologischer Anatom machte er häufig selbst Sektionen an Verstorbenen, die er behandelt hatte, und eine solche Sektion war es auch, bei der Professor Esser sich eine Typhusinfektion zuzog, deren Folgen er selber erlegen ist. (…) Wenn wir nun hören, daß Professor Esser den Keim der tödlichen Krankheit bei der Sektion typhuskranker Soldaten sich zuzog, so empfinden wir, daß er seinen ureigensten Wesen, dem des mit wissenschaftlicher Gründlichkeit forschenden Arztes treu geblieben ist bis zur Selbstaufopferung. (…)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 21. Oktober 1914Die Festsetzung der Höchstpreise, die für Lebensmittel gefordert werden dürfen, wird voraussichtlich in den nächsten Tagen erfolgen. Die Behörden verhandeln noch mit den Landwirten und Gewerbetreibenden, um eine Herabsetzung der Preise auf gütlichem Wege zu erzielen. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, so werden die Behörden an zuständiger Stelle die amtliche Festsetzung von Höchstpreisen beantragen.
   Im Kreise Düren sind bereits die Höchstpreise für Kartoffeln von den Behörden auf 2.50 Mk. für den Zentner festgesetzt worden.

Die Liedertafel wird am Allerheiligentage, nachmittags 3 Uhr, auf dem Nordfriedhof den gefallenen Kriegern einige Liederspenden darbringen.

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 21. Oktober 1914Die Arbeit des Freiwilligen Hilfsausschusses für durchfahrende Truppen. Der Krieg hat unserer Zeit seinen blutigen Stempel aufgedrückt. Im Osten und Westen unseres Vaterlandes wogt der Kampf, donnern Geschütze, knattern die Gewehre. Das Elend zerschossener Städte, ausgebrannter Dörfer, zertretener Felder und Fluren reden eine eindringliche Sprache. Während unsere Krieger draußen ihre Brust dem Feinde darbieten und manch einer, vom tödlichen Blei getroffen, ins frühe Grab sinkt, weilen wir Zurückgebliebenen im Frieden unseres Herdfeuers, setzten uns täglich an einen sorgsam gedeckten Tisch und suchen abends unser bequemes Bett auf. Wir wissen, welche Anforderungen an unsere braven Krieger gestellt werden, welche Entbehrungen sie im Felde auszustehen haben. Pflicht der Zurückgebliebenen ist es, das Los unserer Soldaten nach Kräften zu erleichtern. Da darf man nun ohne Uebertreibung sagen, daß wir dieser Pflicht nach besten Kräften nachzukommen suchen. Die Liebestätigkeit wird denn auch von unseren Feldgrauen anerkannt und mancher Dankbrief zeigt, wie freudig die Krieger die Fürsorge der „Heimkämpfer“ aufnehmen.
   Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Oktober 1914
Eine ganz besondere Stelle in der Liebestätigkeit nimmt der Hilfsausschuß für durchfahrende Truppen ein. Was der Hilfsausschuß, der seine Geschäftsstelle in den Räumen der Rhein.-Westf. Disconto-Gesellschaft untergebracht hat, bisher schon geleistet hat, darf man mit Fug und Recht als vorbildlich für die gesamte Liebestätigkeit bezeichnen. Zunächst zeigte sich die Arbeit des Hilfsausschusses gelegentlich der Mobilmachung, als Zug auf Zug mit Militärtransporten durch Bonn rollte und den Soldaten in reichlichem Maße Speise und Trank gereicht wurde. Diese Liebestätigkeit am Bahnhof wird bis zur Stunde beibehalten. Was allein an Brot, Butter, Käse, Wurst, Kaffee, Milch usw. gebraucht wird, ist enorm. Es genügt, wenn gesagt wird, daß täglich mitunter 120 Graubrote aufgeschnitten, 160 Liter Milch ausgegeben und daß Käse- und Wurstwaren zentnerweise gebraucht werden. Aehnlich wie am hiesigen Bahnhof wird auch am Zollschuppen am Güterbahnhof die Liebestätigkeit entfaltet.
   Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Oktober 1914Die weitere Arbeit des Hilfsausschusses war, nachdem die Soldaten im Felde lagen, darauf gerichtet, sie vor den Unbilden der Witterung durch Zuweisung von warmen Unterkleidern usw. zu schützen und ihnen das Feldleben durch Genußmittel, wie Tabak, Zigarren, Zigaretten usw. zu erleichtern. Auch hier hat sich der rege Eifer, mit dem der Hilfsausschuß diese neue Arbeit anpackte, durchaus bewährt. Wenn man den Hilfsausschuß in seiner Geschäftsstelle aufsucht, gewinnt man den Eindruck, als ob man in ein großes Kaufhaus komme, wo Waren aller erdenklichen Gattungen in bunter Fülle aufgestapelt sind. Hier erst wird ersichtlich, was unsere Soldaten alles brauchen können. Stricknadelklappernde Damen, die sich keine Minute Ruhe lassen, üben Aufsicht und geben Weisungen, wie die einzelnen Liebesgaben unterzubringen sind. Andere Damen richten ununterbrochen Butterbrote her, die in sauberes Papier eingepackt und durch Pfadfinder zum Bahnhof gebracht werden. Wieder andere Damen stellen einzelne Pakete für die Soldaten zusammen und darin ist alles enthalten, was der Krieger braucht und wünscht: Wollene Strümpfe, Leibbinden, Brustwärmer, Stauchen [Pulswärmer], Kniewärmer, aber auch das am heißesten ersehnte Paketchen tabak fehlt nicht. Hinzu kommen Zigarren, Zigaretten, Feuerzeug, Schreibpapier, ein Fläschchen mit Kognak und viele andere nützliche Dinge. Es geht emsig in diesen Räumen zu und den ganzen Tag über werden neue Liebesgaben gebracht. Dabei berührt es freudig, daß sich alle Schichten der Bürgerschaft an diesem Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Oktober 1914Liebesdienst beteiligen. Jeder, auch die ärmste Witwe, will ihr Scherflein beisteuern; selbst Kinder wollen vor den Erwachsenen nicht zurückstehen und bringen mit Fleiß und gutem Willen gestrickte Strümpfe, Stauchen usw. Jede Gabe wird mit Dank angenommen. Hat der Hilfsauschuß genügende Mengen zusammen, so werden die Liebesgaben mit Automobilen zur Front abgeschickt. Viele Male ist dies schon geschehen und in nächster Zeit gehen wiederum erhebliche Transporte ab. Ungefähr 1.000 Soldaten sollen hierbei vollständig ausgerüstet werden.
   Betrachtet man die Riesenarbeit, die mit der Organisation dieser Liebestätigkeit verknüpft ist, dann muß man die Arbeit, die von den Damen des Hilfsausschusses geleistet wird, aufrichtig und dankbar anerkennen. Selbstlos sind sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend im Interesse unserer Krieger tätig und erheben keinen Anspruch auf besondere Anerkennung ihrer Tätigkeit. Dankbar erkennt man auch die Tätigkeit an, mit der die jugendlichen Pfadfinder das Liebeswerk unterstützen. Ihnen ist kein Weg zu lang, keine Stunde zu früh, um auch ihrerseits mit beizutragen an dem großen Liebeswerk, dessen Unterstützung auch ihnen vaterländische Pflicht erscheint.

Auf dem Hochstadenring wird jetzt ein Kabel des Elektrizitätswerks von der Bornheimerstraße bis zur Vorgebirgsstraße an der Ecke des Adolfplatzes gelegt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Oktober 1914Als Familienvater einer großen Familie hätte die große Bitte an Sie, im Sprechsaal einiges über die hohen kartoffelpreise zu bringen. Mir ist heute für den Zentner Kartoffeln 4 Mk. abverlangt worden bei einer Abnahme von 25 Zentnern. Ist das nicht eine Schande, wo die Kartoffeln doch so gut geraten sind? In normalen Zeiten würden dieselben höchstens 2 Mk. kosten. Der betreffende Mann sagte, wenn ich keine 4 Mk. bekomme bekomme, halte ich sie fest bis zum Frühjahr, dann kosten sie 10 Mk. Es wäre doch die höchste Zeit, daß die Stadt sich einmal um die Sache kümmerte, denn das ist doch wirklich Wucher getrieben. Wo sollen da im Winter die kinderreichen Familien bleiben, welche teilweise wenig oder gar keinen Verdienst haben? Warum setzt die Stadt keine Höchstpreise fest, oder beschafft nicht billige Kartoffeln für die ärmeren Familien? (…) P.H.

An die Frauenvereine von Bonn! Um gegen die hohen Kartoffelpreise, die ganz ungerechtfertigt sind, Stellung zu nehmen, wäre es sehr angebracht, eine große Frauenversammlung aller Bonner Frauen einzuberufen. Einigkeit macht stark und führt zum Ziele. Eine Bonner Hausfrau

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Oktober 1914Keine Besuche bei den Truppen. Amtlich wird gemeldet: Es liegt Veranlassung vor, darauf hinzuweisen, daß Besuche von Angehörigen bei im Felde stehenden Truppen aus militärischen Gründen nicht zugelassen werden können. Reisen, die zu diesem Zweck ins Operationsgebiet unternommen werden, sind daher vergeblich und führen nur zu schmerzlicher Enttäuschung. Es muß daher dringend vor ihnen gewarnt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)