Dienstag, 25. August 1914

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. August 1914Die Allgemeine Sterbekasse Bonn hält am nächsten Sonntag, den 30. d. Monats, vormittags um 11 Uhr im Hähnchen eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab. Zur Beschlussfassung kommt ein Vorschlag des Vorstandes, den infolge des Krieges zur Fahne gerufenen Mitgliedern der Kasse auch den Anspruch auf Sterbegeld einzuräumen. Die Kasse hat nach ihrer Satzung die Kriegsversicherung der Mitglieder nicht, will aber ihre vorhandenen Ueberschüsse verwenden, um den Hinterbliebenen der gefallenen Mitglieder auch die Wohltat der Versicherung zukommen zu lassen.

Großes Wohltätigkeitskonzert. Der Bonner Männer-Gesangverein und die Bonner Liedertafel, die beide am Sonntag Konzerte zu wohltätigen Zweck geben wollen, haben sich zu einer erfreulichen Einigung entschlossen und werden nun um 6½ Uhr im Stadttheater ein großes gemeinsames Konzert für die Angehörigen der zur Fahne einberufenen Bonner Bürger veranstalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Ein bewunderungswürdiges Beispiel edler Menschenliebe gibt in diesen Tagen schwerer Bedrängnis den Bewohnern der Stadt Bonn Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe. Fast kein Tag vergeht, wo sie nicht ein oder mehrere Krankenhäuser besucht, in denen verwundete Soldaten Aufnahme gefunden haben. So besuchte sie wiederholt das St. Josef Krankenhaus in Beuel, das Johannis-Hospital, das Friedrich Wilhelmstift, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, die Chirurgische Klinik, das Vereinslazarett vom Roten Anzeige im General-Anzeiger vom 25. August 1914Kreuz in der Luisenstraße, die Verbands- und Erfrischungsstation in der Weststraße. Sie nimmt herzlichen Anteil an dem Befinden der Verwundeten, mit denen sie sich stets auf das Liebenswürdigste unterhält. Eine besondere Freude machte es den ins Schlachtfeld ziehenden Soldaten, die hier bewirtet wurden, wenn die Prinzessin die Ansichtskarten, welche die Soldaten an ihre Angehörigen sandten, mit ihrem Namen unterschrieb. Eine derartige Leutseligkeit der Schwester unseres obersten Kriegsherrn wird ihren Eindruck auf die Soldatenherzen gewiß nicht verfehlt und ihre Begeisterung für den Kampf um unser mit Füßen getretenes heiliges Recht sicherlich erhöht haben.

Kriegshilfstätigkeit. In der Stadt Bonn haben der Zweigverein vom Roten Kreuz, der vaterländische Frauenverein und ein aus der Bürgerschaft gebildeter freiwilliger Hilfsausschuß in gemeinsamer Arbeit die infolge des Krieges auf dem Gebiet des Roten Kreuzes zu lösenden vielseitigen Aufgaben tatkräftig in die Hand genommen. Die veranstalteten Sammlungen haben – abgesehen von den reichlich gespendeten Naturalien – bis jetzt die stattliche Summe von 288.000 Mark erreicht. Ein vorzüglich ausgestattetes Vereinslazarett vom Roten Kreuz mit 25 Lagerstellen ist in dem dafür gemieteten Haus Luisenstraße Nr. 6 eingerichtet und seit mehreren Tagen in Betrieb. In der an der Weststraße, gegenüber dem Güterbahnhof, errichteten großen Verband- und Erfrischungsstation wird nicht nur für die mit der Eisenbahn die Stadt passierenden Verwundeten in bester Weise gesorgt, sondern auch den ihr zugewiesenen zahlreichen Kriegern die nötige Verpflegung zuteil. Für die Erfrischung der durchfahrenden Truppen ist zudem auf dem Hauptbahnhofe durch zweckmäßige Einrichtungen in weitgehendster Weise Sorge getragen. Der Transport der in die hiesigen Lazarette aufzunehmenden Verwundeten wickelt sich glatt und sachgemäß ab. Dank rühriger Friedensarbeit war der Vaterländische Frauen-Verein in der Lage, den hiesigen Lazaretten 49 Schwestern und 44 Helferinnen zur Verfügung stellen zu können, die nahezu alle für die Pflegetätigkeit in Anspruch genommen worden sind.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)