Dienstag, 18. August 1914

Die Franzosen setzten ihren Vormarsch in Elsass-Lothringen fort. In Ostpreußen hatten heftige Kämpfe stattgefunden.
Der General-Anzeiger meldet einen entscheidenden Sieg der k.u.k.-Tuppen über Serbien. Auf der Titelseite ist das patriotisches Gedicht „O mein Vaterland!“ von Gerhard Hauptmann abgedruckt.
Die Deutsche Reichszeitung spekuliert auf der Titelseite über „Die Dauer der modernen Kriege“ und kommt zu dem Ergebnis, der gegenwärtige Krieg werde wohl mehrere Monate dauern, aber nicht länger als ein Jahr. Als Sonderdruck wird die gesamte „Verlustliste Nr. 3“ veröffentlicht.

 

Der Deutsche Zigarrenhändler-Bund schreibt: Daß in Kriegszeiten die kleinen Existenzen in Handel und Gewerbe am schwersten zu leiden haben, ist eine unbestreitbare Tatsache. Mit Schrecken sehen sie, wie ihre täglichen Einnahmen unter dem ungeheuren Druck, den der Krieg auf das gesamte Wirtschaftsleben Anzeige im General-Anzeiger vom 18. August 1914ausübt, schwinden. (...) Auf der anderen Seite werden aber enorme Summen für die Mobilmachung und Versorgung unseres Heeres ausgegeben. Man darf es daher wohl als die Pflicht aller Behörden und Korporationen bezeichnen, (...) wenn sie bei ihren Aufträgen und Einkäufen auch den Mittelstand in Handel und Gewerbe berücksichtigen. Ein dankenswertes Beispiel hat hierfür der Magistrat von Neukölln gegeben. Er hat am vergangenen Sonntag bei vielen kleinen Zigarrenhändlern dieses Berliner Vorortes durch Boten große Einkäufe von Tabakfabrikaten, die als Liebesgaben für unsere ins Feld ziehenden Truppen bestimmt sind, vornehmen lassen. (...) Das Vorgehen des Neuköllner Magistrats verdient daher überall nachgeahmt zu werden.

Die vertriebenen Auslandsdeutschen. Der Verein für das Deutschtum im Ausland erlässt folgenden Aufruf: Unsere Feinde haben den Kampf gegen uns mit der feigen Misshandlung wehrloser Deutscher in ihrer Mitte eröffne, die seit Jahren durch die Erfolge ihrer Arbeit auch dem Lande nutzten, das ihnen Wohnrecht gab. Mit Empörung haben wir allen von den Greueln gelesen, die in Paris, Brüssel und Antwerpen an unseren Landsleuten verübt wurden. Die Behörden haben nicht einmal den Versuch gemacht, sie zu schützen. Unsere Waffen werden diese Frevel sühnen! Jetzt aber gilt es, den Tausenden tapferer Landleute zu helfen, die, von allen Existenzmitteln entblößt, vielfach noch unter den Folgen der Misshandlungen leidend als Vertriebene in die Heimat zurückgekommen sind. (...) Wir erbitten Geldspenden für die Vertriebenen und von der Heimat abgeschnittenen Deutschen unter „Volkssammlung der Auslandsdeutschen“ an die Direktion der Diskonto-Gesellschaft, Depositenkasse Berlin W 62, Kleiststraße 27.

Vergütung der ausgehobenen Pferde und Fahrzeuge. Die Vergütung für die im Stadtkreis Bonn am 4. und 6. d. M. ausgehobenen Pferde, Fahrzeuge und Geschirre können bei der Königlichen Kreiskasse in Bonn, Argelanderstraße 47 (vormittags 8 ½ bis 12 Uhr) unter Vorlage der Anerkenntnisse, erhoben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. August 1914Etwa 400 Verwundete und Kranke trafen gestern abend kurz vor 10 Uhr hier auf dem Güterbahnhof ein und wurden in die verschiedensten Krankenanstalten untergebracht. Annähernd hundert leichter Verletzte wurden nach St. Joseph an der Höhe geführt. Unter den Verwundeten befanden sich auch mehrere belgische Soldaten, sowie ein belgischer Offizier.

Herzliche Bitte. Für die zurückgebliebenen Angehörigen unserer Krieger ist eine Sammlung in die Wege geleitet worden, um die größte Not zu lindern. Insbesondere wird von Grau-Rheindorf aus herzlich um Spenden gebeten. Ein Komitee, an dessen Spitze Herr Vikar Dr. Saedler aus Grau-Rheindorf steht, nimmt Gaben mit Dank entgegen.

Die Gründung eines Speisehauses ist von der Bonner Sozialen Wohlfahrtseinrichtung beabsichtigt. Frauen mittlerer Stände sollen in diesem Speisehaus für den Preis von 20 Pfg. ein nahrhaftes Mittagessen erhalten. Es wird gebeten, den Plan durch Schenkung von Geld und Lebensmitteln (Konserven, Mehl, Salz, Reis etc. ) Kochtöpfen, Handtüchern, Putzgegenständen und Möbel aller Art (auch leihweise) zu unterstützen. Mit dem Speisehaus ist ein Sprechzimmer für Ratsuchende verbunden.

Die Unterstützungen für die Familien eingezogener Mannschaften sind durch Reichsgesetz vom 4. August erhöht worden. Die Unterstützungen sollen mindestens betragen für die Ehefrau in den Monaten Mai bis Oktober einschließlich monatlich 9 Mark, in den übrigen Monaten 12 Mark, für jedes Kind unter 15 Jahren 6 Mark. Die bewilligten Unterstützungsbeträge sind halbmonatlich im voraus zu zahlen.

Agnes-Stift. Das Gerücht, die Fürsorgemädchen des Agnes-Stiftes seien wegen Ausbruchs des Krieges entlassen worden, entbehrt, wie man uns mitteilt, jeder Begründung. Im Gegenteil hat die Zahl der Zöglinge noch zugenommen und die Wäscherei wird in unveränderter Weise weitergeführt.

Eine Anzahl deutsche Frauen mit ihren Kindern, die aus Belgien ausgewiesen wurden, trafen gestern hier ein. Die Flüchtigen, die nur einige wenige Habseligkeiten mit sich führten, erregten allseits großes Mitleid.

Die dritte Verlustliste wird soeben veröffentlicht. Von rheinischen Regimentern ist nur unser Husaren-Regiment Nr. 7 mit einem Gefallenen darin enthalten (Husar Severin Decker aus Söven bei Hennef), der auf Patrouille durch Franktireurs unter Feuer genommen worden war.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Der Bonner Bürgerverein hat für das Militärlazarett 1000 Flaschen Wein gespendet, davon 300 Flaschen schon geliefert. Seine Gesellschaftsräume, Lesezimmer, Billardzimmer usw. stellte der Bürgerverein den Offizieren zur freien Verfügung.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)