Freitag, 21. September 1917

       

Der Vortrag über den Ubootkrieg gestern abend im Bonner Bürgerverein war so stark besucht, daß sehr viele Besucher mit einem Stehplatz vorlieb nehmen mußten. Der Redner, Kapitänleutnant Ernst Hashagen, Kommandant eines Ubootes, betonte, daß unsere Ubootwaffe, die erst seit Anfang dieses Jahres eine Volkswaffe im wahren Sinne des Wortes geworden sei, sich gegen den Lebensnerv unseres ärgsten Feindes richte und unbedingt zum Siege führen würde. Der Tag werde bestimmt kommen, an dem das Kartenhaus aller englischen Berechnungen zusammenbrechen werde. Er erklärte die Einrichtungen und den Betrieb der Uboote, sowie das Leben an Bord in fesselnden Ausführungen, die nachher durch zahlreiche Lichtbilder noch ergänzt wurden, und schilderte dann die Erlebnisse einer über dreiwöchigen Seefahrt auf dem von ihm befehligten Uboote. Es wurden dabei insgesamt 25.000 Bruttoregistertonnen Schiffsraum vernichtet, darunter mehrere große Dampfer mit Lebensmitteln für England. England muß jetzt bereits von der Hand in den Mund leben, Reserven an Lebensmitteln sind nicht mehr vorhanden, dazu steht England vor einer der schlechtesten Ernten, die es je gehabt hat. Mit jedem versenkten Schiffe muß die Hoffnung des britischen Inselreiches, uns schließlich doch noch zu bezwingen, kleiner werden. England weiß auch, daß es unterliegen muß, es kämpft den Kampf der Verzweiflung. Seine einzige Hoffnung ist, daß wir kleinmütig werden und nicht an dem uneingeschränkten Ubootkrieg festhalten. Diese Hoffnung soll sich aber nicht erfüllen. Wir wissen, daß wir für unser und unserer Verbündeten Dasein kämpfen, und wir lassen uns die starke Waffe, die wir in unseren Ubooten haben, nicht aus der Hand schlagen. Schwere Opfer haben wir in unserem Daseinskampfe gebracht, und auch die neue Kriegsanleihe wird keine verschlossenen Hände finden, der Sieg ist uns aber sicher, dafür bürgt uns die erfolgreiche Tätigkeit unserer Uboote. Die Ausführungen des Redners fanden am Schluß lebhafte Zustimmung.

Polnische Arbeiter für kriegswichtige Betriebe. Die Kriegsamtsstelle Koblenz, Abteilung „Afra“ (Ausländische freie Arbeiter) gibt bekannt: Voraussichtlich werden für die Wintermonate polnische freie Arbeiter zur Arbeit in kriegswichtigen Betrieben zur Anwerbung kommen. Anträge auf Beschaffung solcher Kräfte sind für den Bereich des 8. Armeekorps an obige Abteilung zu richten und bis zum 23. d. M. der zuständigen kgl. Gewerbeinspektion zur Begutachtung vorzulegen. Diese gibt über die Bedingungen im einzelnen Auskunft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Zum Geburtstag der Kronprinzessin hatten gestern die öffentlichen Gebäude geflaggt.

7. Kriegsanleihe und Werbearbeit der Jugend. Alle sollen dabei sein, mit Zeichnung und Werbung. Auch und nicht zuletzt unsere Schuljugend. Sie hat bei den bisherigen Kriegsanleihen so wacker mitgeworben, daß ganz gewiß auch dieses Mal auf sie gerechnet wird. Sie soll sich begeistert-freudig für ihr Alter das Bewusstsein sichern, schon mit jungen Füßen und Händen geholfen zu haben, als das Vaterland in entscheidender Stunde rief. Doch gewisse, leicht vermeidbare Mißstände bei einer zwar bestens gemeinten Werbung sollen nunmehr vermieden werden. Hier und da fehlte ihr die Planmäßigkeit, eine Anzahl von jugendlichen Werbern erschien wohlmöglich an demselben Tage in demselben Hause, vielleicht auch ohne den richtigen Blick für den Umfang des möglichen „Angriffs“. So lobenswert der Wettbewerb der verschiedenen öffentlichen und privaten Schule an sich ist, es muß gerade im Interesse des allen vorschwebenden Zieles eines möglichst großen Erfolges ein möglichst einheitlicher „Schlachtplan“ befolgt werden. Die Vorsteher der Schulen bezw. der Schüler werden darum gebeten, sich an die Obmänner der einzelnen Werbebezirke zu wenden, um den richtigen Platz bei der Werbung zugewiesen zu erhalten. Hilfe an der richtigen Stelle ist allein Hilfe, sie ist aber auch jetzt willkommener als je.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Aufruf!
Das Ringen um Deutschlands Zukunft, um unseres Volkes Bestand, Freiheit und Aufstieg muss nach dem Willen unserer Feinde weitergehen. So lange noch, bis auch verblendeten Augen endlich offenbar wird, daß allen Anstürmen, Kriegsbeschwerden und Gelderfordernissen unbeugsam standzuhalten das deutsche Volk bereit und fähig ist.
    Die herausfordernden Zweifel an unsere heimische Unerschütterlichkeit sind es, und sie sind es ganz allein, die den Krieg verlängern. Ja, mit einem Aufflammen unerbittlicher feindlicher Vernichtungswut, mit teurem Blut und Gut, mit einer Gefährdung des opfervoll bisher Erreichten hätten wir es alle schmerzlich und unersetzbar zu büßen, wenn wir jetzt in der geldwirtschaftlichen Kraftanspannung glaubten nachlassen zu dürfen.
    Je widerstandsfähiger aber wir des Reiches Geldwesen erhalten, um so stärkeren Widerhall wird dereinst das deutsche Wort bei den Friedensverhandlungen wecken, um so rascher werden wir in der Zeit friedlichen Wiederaufbaus den deutschen Geldwert im Ausland auf seine alte Höhe bringen – zu unserer aller Vorteil.
    Das Deutsche Reich bietet Gewähr für die Sicherheit Eurer unentziehbaren Ansprüche in allen Vermögenswerten, mit dem Einkommen und allen schaffenden Kräften der Gesamtheit seiner Bürger. Und machtvoll wie durch drei lange Jahre hindurch wird auch fernerhin zu Wasser und zu Lande die Abwehr und Schwächung unserer Feinde sein. Hinzutreten muß aber als mitkämpfende Streitmacht das lückenlose Aufgebot aller freien Gelder.
    So ergeht in schicksalsschwerer Zeit an die sämtlichen Volksgenossen mit großem, kleinem und kleinstem Geldbesitz in Stadt und Land der Ruf des schuldlos bedrohten Vaterlandes:
    Helft mit Eurem Gelde zu einem neuen, stolzen, achtungsgebietenden Zeichnungserfolg, zu einem ehernen Kraftbeweis, der uns dem ehrenvollen Frieden näher bringt!
    Zeichnet die 7. Kriegsanleihe!

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)