Sonntag, 16. September 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. September 1917Weg mit Goldtand! Die Rheinländer haben sehr viel Gold dem Goldschatz der Reichsbank zugeführt. Unendlich viele Goldsachen aber werden noch immer von Selbstsucht zurückgehalten, ja selbst Goldmünzen verstohlen, fast wie gestohlen, verborgen. Heinrich von Treitschke erzählt uns im 1. Band seiner prächtigen Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert, daß es nach den Befreiungskriegen als eine Schmach der alten preußischen Provinzen galt, noch Silberzeug zu besitzen. In dem jetzigen Weltkrieg um Deutschlands Sein oder Nichtsein muß es als eine Schmach gelten, noch goldene Uhrketten, goldene Ohrringe und dergl. zu tragen, während die breite Masse des deutschen Volks die größten Opfer bringt und fast jedes Haus um gefallene Lieben trauert. Nun gibt es schon deutsche Männer und deutsche Frauen, die Träger protziger Goldketten und Trägerinnen schwerer goldener Ohrringe als Emporkömmlinge und Kriegswucherer ansehen und behandeln. Diesen häßlichen Verdacht setzt sich nicht aus, wer pflichtgemäß seine Goldsachen an die Goldankaufstelle am Münsterplatz verkauft. Jede Unze Gold stärkt die Goldrüstung unserer Bankfestung, sie verschafft uns Lebensmittel im Auslande, sie vernichtet die letzte Hoffnung unserer Feinde auf unseren wirtschaftlichen Zusammenbruch und verkürzt damit den Krieg.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. September 1917Das Ende der „Sommerzeit“ ist in der zugrundeliegenden Bundesratsverordnung auf den 17. d. M., morgens 3 Uhr festgesetzt. In diesen Tagen war gemeldet worden, man erwäge eine Hinausschiebung dieses Termines um 14 Tage bis vier Wochen. Es ist jedoch bis jetzt nichts bekannt gegeben worden, trotzdem eine Verlegung bis etwa zum Ende dieses Monats wohl auf allgemeine Zustimmung hätte rechnen können. Bei der jetzigen vorgerückten Zeit ist eine Aenderung nicht mehr anzunehmen, und es dürfte nun dabei bleiben, daß die „Winterzeit“ (gleichbedeutend mit der normalen mitteleuropäischen Zeit) am 17. September, morgens 3 Uhr eintritt. Es erfolgt dies in der Weise, daß in jener Nacht vom Sonntag zum Montag um 3 Uhr die Uhren auf 2 Uhr zurückgestellt werden, so daß in jener Nacht die Stunde von 2 – 3 zweimal erlebt wird. Diese Tatsache macht besonders im Fahrplan der Eisenbahnen einige Aenderungen nötig, über die sich Reisende am besten vor Antritt der Fahrt auf ihren Bahnhöfen erkundigen. Da der Uebergang von der einen zur anderen Zeitrechnung jetzt den Reiz der Neuheit eingebüßt hat, so kann man niemand empfehlen, etwa jene Nachtstunde abzuwarten, um etwas Besonderes zu erleben“. Der Privatmann stellt am besten heute abend vor dem Schlafengehen seine Uhr um eine Stunde zurück. Er kann dann ohne Gewissensbisse eine Stunde länger schlafen und hat dadurch das seinige getan zu einer ordnungsgemäßen Ueberleitung von der „Sommerzeit“ in die „Winterzeit“.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. September 1917Soldatenheim. Am letzten Sonntag waren wiederum eine große Anzahl Feldgrauer erschienen, um an dem Preiskegeln sich zu beteiligen. Die Sieger wurden mit schönen Preisen erfreut. Um 6 Uhr begann der Unterhaltungsabend und konnte der Saal kaum alle Soldaten aufnehmen. Die Darbietungen der Herren Euskirchen, Reif und Gerst fanden vielen Beifall. Die Bonner Liedertafel unter der Leitung des Herrn Musikdirektor Werth erfreute die Anwesenden durch herrliche Liederspenden und erntete reichen Beifall. Desgleichen waren die Liedervorträge der Opernsängerin Fräulein Deus sehr ansprechend, weshalb derselben volle Anerkennung zuteil wurde. Herr Wallenfang, Mitglied der Bonner Liedertafel, erhöhte die Aufmerksamkeit durch einige humoristische Vorträge. Zum Schluß spielte die Theaterabteilung des Gesellenvereins mit gutem Erfolg einen Schwank in einem Aufzug „Seine Hohei“. Zu unserer größten Freude konnten wir die Anwesenheit der Herren Oberleutnants Otto und Daniels feststellen, welche von dem Leiter der Versammlung Herrn Falkenroth begrüßt wurden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)