Samstag, 15. September 1917

     

[…] Knochensammlung. Der zu Beginn der Knochensammlung bekundete erfreuliche Eifer in der Ablieferung der Knochen hat merklich nachgelassen. Es muß daher nachdrücklich an die Pflicht erinnert werden, alle Knochen an die Metzgergeschäfte zurückzuliefern, damit sie für die Entfettung nicht verloren gehen. Die Gewinnung von Fett ist für die Lebensmittelversorgung von derart unschätzbarem Werte, daß es geradezu vaterländische Pflicht eines jeden ist, alle Knochen zu sammeln und restlos abzugeben.
   Sollten trotz alledem die Knochen in Zukunft nicht, wie es erwartet werden muß, zu Abgabe kommen, so wird unbedingt durch Verordnung bestimmt werden, daß nur der Verbraucher Fleisch erhält, der die in der Woche vorher erhaltenen Knochen abgeliefert hat. […]
Bekleidungsamt. Eine größere Anzahl Strümpfe sind der Stadt durch die Reichsbekleidungsstelle überwiesen worden. Sie werden in den einschlägigen Geschäften zu festgesetzten Preisen gegen Bezugsschein abgegeben. Auch hat die Stadt eine größere Menge Segeltuch-Schuhe mit Holzsohlen erworben, die zu einem vorgeschriebenen Preise durch die Schuhwarengeschäfte gegen Bezugsschein verkauft werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.“)

Leihgeschäfte und Pfandvermittler dürfen, wie der Oberbürgermeister nochmals bekannt macht, keine alten Kleidungsstücke und Schuhwaren annehmen, beleihen und weiter veräußern, dazu ist nur die städtische Annahmestelle Martinstraße 18 berechtigt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

U-Bootkrieg – Ernährungsfragen. Wir weisen nochmals auf den bedeutungsvollen Vortrag hin, den morgen Sonntag abend Abg. Schlittenbauer im großen Saale des Bonner Bürgervereins halten wird. Dr. S. Schlittenbauer spricht über das spannende Thema: Der Uebergang vom alten zum neuen Kriegswirtschaftsjahr. Der Vortragende ist Direktor der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft in Regensburg, die die rührigste und tätigste bäuerliche Zentralgenossenschaft Bayerns ist. Auch ist er Generalsekretär des 160.000 Mitglieder zählenden Bauernvereins. Mitglied des bayerischen Ernährungsbeirates, Mitglied des Neunerausschusses zur Förderung der Produktion beim Kriegsernährungsamte in Berlin, Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer. Er hat über politische und wirtschaftliche Fragen während des Krieges im Rheinland schon in großen Versammlungen unter reichem Beifall der Zuhörer gesprochen. Die Persönlichkeit des Vortragenden sowohl als auch der Inhalt seiner Ausführungen bürgen für einen überaus belehrenden Abend, der sicherlich großen Zuspruch finden wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)