Donnerstag, 13. September 1917

      

Die evangelische Gemeinde Bonn will zum Reformationsjubiläum die Schaffung und Unterhaltung eines zeitgemäßen, geräumigen und für absehbare Zeit auch für eine größere Zahl von Pfleglingen ausreichenden Kinder-Erholungsheimes in Angriff nehmen. In dem Aufruf des Festausschusses heißt es: „Unser Volk wird nach dem Kriege schwer um sein wirtschaftliches Dasein und Aufsteigen zu ringen haben. In und über dem Daseinskampf der Väter und Mütter werden manche Kinder doppelt der Pflege, Kräftigung und Hilfe bedürfen. Wir wollen ein leistungsfähiges Geschlecht aufwachsen sehen, gesund an Seele und Leib. Schwachen und blutarmen, in der Entwicklung zurückgebliebenen und nervösen Kindern für einige Wochen kräftige Kost, Waldluft, seelische Erfrischung zu bieten, scheint uns ein edles Ziel zu sein, würdig „des Glaubens, der in der Liebe tätig ist“, aber auch würdig der Helden, die Gut und Blut, ja ihr Leben einsetzen, das Vaterland und damit auch ihrer Kinder Heimat und Zukunftsland zu schützen. Wir bitten herzlich um Gaben für diesen Zweck. Mag jeder geben nach seiner Kraft. Jeder gehe auch im Geben dem Gewissen nach! […] Herrlich wäre es, wenn die Herbstsonne des 31. Oktober 1917 einem deutschen Frieden scheinen dürfte. Wenn Gottes Gedanken aber andere sind, dann gebe uns die Erinnerung an „1517“ neue Hoffnung und Kraft!“
   Das Reformationsjubiläum selbst soll mit einem Festgottesdienst und einer großen Gemeindeversammlung am 31. Oktober gefeiert werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Der Bonner Wochenmarkt war gestern bei durchweg flottem Verkauf ziemlich gut beschickt, besonders mit Obst, wie Aepfel, Birnen, Einmachpflaumen, Pfirsiche und Brombeeren. Gemüse war dagegen außer hiesigem Blumenkohl, der in großen Mengen, aber zu hohen Preisen zu haben war, weniger vorhanden. […] Trotz des vielen Obstes bleiben die Preise immer noch verhältnismäßig sehr hoch, was natürlich einen schlechten Verkauf hierin zur Folge hat.
   Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatze waren in fast allen Marktprodukten verhältnismäßig kleine Zufuhren, besonders in Obst. An Gemüse war nur etwas Rot- und Weißkohl, Wirsing, Blumenkohl und Spinat vorhanden. […] Der Verkauf war im allgemeinen sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich gestern bei sehr großer Auswahl, besonders in Obst, eines recht regen Zuspruchs. Die Zufuhr in Fischen ist gegenwärtig noch sehr knapp, verkauft wurden nur marinierte Bismarckheringe zu 15 Pfg. das Stück und gewässerter Stockfisch. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 12. Sept. Dem „Eisernen Kreuz von Godesberg“, das zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Helden aus der Bürgermeisterei Godesberg am 11. September 1915 zur Benagelung aufgestellt wurde, wurden gestern zu seinem zweijährigen Geburtstage von einem ungenannten Gönner 500 Mark mit folgendem Begleitschreiben zugeführt: „Als Andenken an einen auf dem Felde der Ehre gefallenen Godesberger Krieger übergebe ich dem Eisernen Kreuz zu seinem heutigen Geburtstag die Summe von 500 Mark“.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

       

Eine beachtenswerte Neueinrichtung hat das städtische Lebensmittelamt geschaffen. Die Erwartung, die Zufuhr von schnell verderblichen Gemüse- und Obstsorten könnte zeitweilig eine derart reichliche werden, daß nicht alles rechtzeitig auf dem Markte und in den Verkaufsstellen abgesetzt werden könnte, führte zu dem Gedanken, eine andere Möglichkeit der Verwertung dieser Ware zu schaffen. Eine Weitergabe an Konservenfabriken zur Verarbeitung würde zweifelsohne zu Schwierigkeiten geführt haben und wegen der notwendigen zeitraubenden Arbeiten unzweckmäßig gewesen sein, da es doch auf schnelle Verarbeitung unbedingt ankommt, soll die Güte der Ware nicht allzu sehr leiden. Als eine sehr glückliche Lösung der Frage muß daher die Anlage einer eigenen Dörranstalt bezeichnet werden. Hierbei gab es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Man konnte, wie es in anderen Städten bereits geschehen ist, unter Aufwand größerer Kosten eine neue Einrichtung herstellen, oder aber Umschau halten, ob sich nicht eine andere Gelegenheit bot, die denselben Zweck erreichte, aber mit viel geringeren Aufwendungen zum Ziele führte. Eine solche Gelegenheit wurde in der früheren Wolterschen Bierbrauerei an der Koblenzerstraße gefunden. Sie liegt nicht zu weit ab. Auch war in ihr eine, wenn auch lange nicht mehr benutzte Dörranlage vorhanden. Sie machte sich das Lebensmittelamt zunutze. Mit praktischem Verstande und geschickter Hand wurde die erforderliche Instandsetzung vorgenommen, die notwendigen Neuanschaffungen besorgt und dann die ganze Anstalt in Betrieb genommen. Nach kurzer Zeit war alles in flottem Gang und die Anstalt kann heute in ihrer Art als mustergültig bezeichnet werden. Sie genügt, um in kurzer Zeit größere Mengen Obst und Gemüse zu dörren, das so vor dem Verderben bewahrt und als willkommene Ergänzung unserer Ernährung zurückgelegt werden kann für die Wintermonate. […] Der Betrieb der Anlage wird ehrenamtlich von Herrn Kaufmann August Schorn, unserem Bonner Mitbürger, geleitet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)