Sonntag, 6. August 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. August 1916Die Gummisauger für Säuglinge. Nach einer neuen Bundesratsverordnung müssen die aus dem Auslande eingeführten Gummisauger für Säuglinge an die Handelsgesellschaft deutscher Apotheker in Berlin („Hadega“) geliefert werden. Die Sauger werden in Zukunft zum Preise von 35 Pfg. das Stück bei Inlandsware und einem voraussichtlich nicht höheren Preise bei Auslandsware verkauft. Die Sauger dürfen regelmäßig nur gegen Vorzeigung des Geburtsscheines und nur für solche Kinder, die nicht über ein Jahr als sind, abgegeben werden, und zwar aus Sparsamkeitsrücksichten für ein Kind das erste Mal nicht mehr als zwei Sauger, fernerhin aber nur gegen Rückgabe der früher bezogenen, damit daraus neue gefertigt werden können. Säuglingsheim-, Entbindungsanstalten und ähnliche Betriebe können ihren Bedarf an Saugern auch durch unmittelbaren Bezug von der Hodega decken. Die in einzelnen Verkaufsstätten etwa noch vorhandenen Gummisauger können bis zur Erschöpfung des Vorrats weiter abgegeben werden. Der Verkauf von Saugern aus Ersatzstoffen für Gummi ist nach wie vor freigegeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Sammlung von Obstkernen zur Oelgewinnung. Man schreibt uns: Die Bevölkerung Bonns ist in dankenswerter Weise der Aufforderung zur Sammlung von Kirsch-, Pflaumen-, Aprikosen- und Reineclaudenkernen nachgekommen, und täglich werden Kerne in größeren und kleinen Mengen an der Sammelstelle am Hof abgeliefert. Aber leider beachtet ein größerer Teil der fleißigen Sammler es nicht, daß gebeten wurde, die Fruchtsorten nicht zu mischen, sondern jede Sorte gesondert abzuliefern, auch müssen die Kerne sorgfältig in heißem Wasser von jedem, auch dem geringsten Ansatz von Mark gereinigt und ebenso sorgfältig getrocknet werden, sonst hat das ganze Sammeln keinen Wert. Hoffentlich genügt dieser Hinweis, um der Sammelstelle nur brauchbares Material zuzuführen.

Durch einen abgemagerten Ziehhund entstand am Samstag morgen auf dem Markt eine große Menschenansammlung. Das Tier, das in einem vierräderigen Gemüsekarren eingeschirrt war, machte in der Tat einen erbarmungswürdigen Eindruck; die Knochen traten dem Hund aus dem schmutziggelben Fell spitz hervor und es hatte den Anschein, als ob das Tier nur aus Fell und Knochen bestehe. Als mehrere Frauen mit Küchenüberresten herbeikamen, fiel der Hund gierig darüber her und verschlang es in wenigen Minuten. Die Umstehenden machten ihrem Aerger über die aus Grau-Rheindorf stammende Besitzerin des Hundes in aufgeregten Worten Luft, zumal bekannt war, daß die Herrin des Hundes sich in recht guten Verhältnissen befindet. Einige Frauen begaben sich zur Polizei, um Anzeige wegen Tierquälerei zu erstatten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)