Mittwoch, 2. August 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 2. August 1916Der Liberale Bürgerverein hatte schon vor Wochen beschlossen, das Ende des zweiten und den Beginn des dritten Kriegsjahres mit einer schlichten, ernsten, eindringlichen vaterländischen Feier in der Lese zu begehen und zu ihr, wie stets seit Beginn des Krieges, alle Mitbürger und Mitbürgerinnen ohne Unterschied der Partei einzuladen. Daß er richtig gefühlt hat, bewies der große Andrang zu dem Festsaal der Lese gestern abend. Angehörige aller Parteien, aller Stände, aller Altersklassen hatten sich vereint, um an vaterländischen Reden und Liedern den Willen zu weiterem einmütigen, festen, tapferen Widerstand gegen alle Sorgen und Bitternisse dieser großen Zeit zu stählen und mit diesem Bekenntnis unseren Helden da draußen einen, wenn auch noch so bescheidenen Bruchteil unserer unerschütterlichen Dankbarkeit zu bekunden. [...]
   Den Mittelpunkt der ganzen Feier bildete die Rede des Geheimrats Landsberg, [...] . Geheimrat Landsberg schloß mit dem Bekenntnis Deutschland, Deutschland über alles. Die ganze Versammlung fiel begeistert ein und spendete dem Festredner herzlichen, stürmischen Beifall. Damit schloß die schlichte, der ernsten Zeit würdige und erhebende Feier.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 2. August 1916Versammlung des Deutschen National-Ausschusses. Die Gedenkfeier des Deutschen Nationalausschusses im Bonner Bürgerverein hätte zweifellos eine viel stärkere Besuchsziffer, etwa 450 Personen waren anwesend, aufzuweisen gehabt, wenn nicht zu derselben Zeit in der Lese eine Gedenkfeier stattgefunden hätte, in der Geheimrat Landsberg über Kriegsziele sprach. Die Gedenkfeier des Deutschen Nationalausschusses wurde von Oberlandesgerichtspräsident a. D. Hamm mit einer kurzen Begrüßung der Anwesenden und dem Hinweis auf die in vielen Städten gleichzeitig stattfindenden Versammlungen des Deutschen Nationalausschusses eröffnet.
   Professor Dr. Hashagen führte in seiner Rede ungefähr aus: Ueber all dem Trennenden, das neuerdings wieder in Deutschland hervorgetreten ist, müssen die großen Einigungsgedanken zur Geltung gebracht werden. Es ist möglich, eine einige Kriegsstimmung aufrecht zu erhalten, wenn wir den festen Willen haben zu unerschütterlichem Vertrauen auf uns selbst und zu unerschütterlichem Mißtrauen gegen unsere Feinde. Die Gründe des Vertrauens auf uns selbst sind: die deutsche Sieghaftigkeit während des Krieges auf militärischem, technischem, wirtschaftlichem, geistigem Gebiete und der Mut im Ertragen aller Opfer, auch des Hungerkrieges. Der Lohn dieses Vertrauens ist der deutsche Friede als ein Ergebnis des Sieges. Nur der Sieg über die Feinde ist ein der deutschen Größe würdiges Kriegsziel. Nur ein einiges Volk kann dies Kriegsziel erreichen. Gegenüber diesem einen großen Kriegsziel treten die Kriegsziele im einzelnen zurück. Unerschütterliches Selbstvertrauen kann uns einigen und diesem Ziele entgegenführen. Nicht minder unerläßlich ist aber unerschütterliches Mißtrauen gegen die Feinde. Die Gründe dieses Mißtrauens sind: der Wirtschaftskrieg, der Hungerkrieg, der Kolonialkrieg, die Brüche des Völkerrechts, die Verhetzung und Knebelung der Neutralen, die niedrige Gesinnung. Mit dem allen lassen die Feinde keinen Zweifel darüber, daß sie den Deutschland aufgezwungenen Krieg zu einem Existenzkampf für Deutschland verschärft haben. Man darf sich über den tiefen Ernst eines solchen Existenzkampfes keinen Täuschungen hingeben, muß aber auch die einigende Kraft erkennen und ausnützen. Das unerschütterliche Mißtrauen gegen die Feinde ist endlich auch eine notwendige Grundlage des deutschen Friedens. Es ist nicht die Zeit, große Reden zu halten. Es kommt auf das Handeln an auf das stille Handeln des Einzelnen, auch hinter der Front. Nur dann kann die Einigkeit als wichtigste Vorbedingung des Sieges und des deutschen Friedens aufrecht erhalten werden. Pflicht jedes Deutschen ist es, an diesem großen Einigungswerke mitzuarbeiten. Nur dann ist er würdig des gegenwärtigen Krieges und des zukünftigen Friedens.
   Die Anwesenden nahmen die Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit und lebhafter Zustimmung entgegen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)