Samstag, 8. April 1916

     

Ein starker Zustrom von Frauen und Mädchen zum kaufmännischen Unterricht macht sich allenthalben bemerkbar. Um einem übermäßigen Anwachsen weiblicher Anwärter auf kaufmännische Stellungen zu steuern und zur Vermeidung unerfüllbarer Hoffnungen und zweckloser Geldausgaben hat der Handelsminister an die Regierungspräsidenten einen wichtigen Erlaß gerichtet, der im wesentlichen auf folgendes hinweist: Weibliche Personen haben sich infolge des Krieges in so großer Zahl der Beschäftigung in kaufmännischen Betrieben zugewandt, daß ein großer Teil von ihnen nach Friedensschluß auf dauernde Beschäftigung nicht wird rechnen können. Offenbar strömt eine große und das dauernde Bedürfnis weit übersteigende Zahl von Frauen und Mädchen den kaufmännischen Unterrichtsanstalten zu und legt sich dort zum Teil erhebliche geldliche Opfer auf. Ernste Bedenken bestehen namentlich in bezug auf die Teilnahme an sogenannten Schnellkursen privater Handelsschulen, die eine gründliche Ausbildung nicht vermitteln können, so daß vielfach das Schulgeld gänzlich fruchtlos aufgewendet wird und schwere Enttäuschungen schließlich unausbleiblich sind. – Wir weisen alle Eltern, deren Töchter vor der Berufswahl stehen, auf diese Mahnungen des Ministers hin.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Wegen Vergehens gegen die Verordnung über den Brotverkauf hatten sich ein Faßbinder aus Kessenich und seine Schwiegertochter gestern vor der Strafkammer zu verantworten. Ein Kind der zweiten Angeklagten war gestorben, jedoch war es nicht beim Mehlamt abgemeldet worden. Der Familie hatten sechs Brote zugestanden, die sie nach dem Tode des Kindes auch weiter entnahm. Auch das neue Brotbuch war irrtümlicherweise auf 6 Brote ausgefertigt worden und die Angeklagten unterließen es, seine Abänderung zu beantragen. Die Strafkammer verurteilte den ersten Angeklagten zu 50 Mark und die zweite Angeklagte zu 20 Mark Geldstrafe.

Städtischer Käseverkauf. In den städtischen Lebensmittel-Verkaufsstellen Maxstraße und Rathausgasse wird von jetzt ab Holländer Käse zum Preise von 2,20 Mk. für das Pfund verkauft. Der Verkauf geschieht nur in Mengen von ½ und 1 Pfund und zwar unter Vorlage des Brotbuches.

Erhöhung der Kartoffelmenge. Bekanntlich wurden bisher an jede Person täglich 1 Pfund Kartoffeln abgegeben, sodaß die Verbrauchsmenge wöchentlich 7 Pfund pro Kopf betrug. Von heute ab tritt eine Erhöhung der täglichen Verbrauchsmenge ein, und zwar werden nunmehr wöchentlich 10 Pfund an jede einzelne Person abgegeben. An diejenigen Haushaltungen, die keine Vorräte mehr haben, werden Kartoffeln wieder zentnerweise abgegeben und außerdem kann vom 10. ds. Mts. ab der ganze Bedarf bis zum 15. Juni entnommen werden. Gegen Zahlung des Kaufpreises von 7 Mark für den Zentner können Gutscheine beim städtischen Mehlamt gelöst werden. Bei Zustellung der Kartoffeln wird eine Gebühr von 25 Pfg. für den Zentner erhoben.

Der Bonner Wochenmarkt war gestern verhältnismäßig gut beschickt und auch der Verkauf war im allgemeinen befriedigend. (...) Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkte hat seit Eröffnung der neuen Verkaufsstelle auf der Maxstraße stark nachgelassen. Auch gestern war er wieder auffallend flau. Verkauft wurden: Kartoffeln, Möhren, Karotten, Erdkohlrabien und Zwiebeln.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Städtische Lebensmittelversorgung. Gegenwärtig verkauft die Stadt Bonn an ihrer Verkaufsstelle in der Maxstraße wieder frische Eier und zwar zu 13 Pfg. das Stück. Der Verkauf wickelt sich mit Rücksicht auf den großen Andrang gut ab. Es sei aber wiederholt dringend darauf hingewiesen, daß die Käufer sich doch an die Anordnungen der ehrenamtlich tätigen Herren halten wollen, da andernfalls Verzögerungen unvermeidlich sind. (...)

Gegen die Bundesratsverordnungen hatte die Inhaberin einer Bäckerei und Kaffeewirtschaft in Bonn sowie ihre Gehülfin in der Weise gefehlt, daß sie Brot und Röggelchen in großen Mengen ohne Brotbuch abgaben. Die Strafkammer verurteilte die Frau zu 200 Mk., die Gehülfin zu 50 Mk. Geldstrafe. Die Bäckerei ist bereits vor einiger Zeit behördlich geschlossen worden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)