Dienstag, 7. Juli 1914

 

Ein Serbe Popovich, der seit einigen Wochen in Bonn weilt, wird in der Zuschrift eines hiesigen Hochschullehrers an die Reichspost [Tageszeitung] in Wien mit der Mordtat in Sarajewo in Verbindung gebracht. Popovich, der sehr einflußreiche Verwandte und Freunde in Serbien besitze, habe vor der Mordtat geäußert, der österreichische Thronfolger werde den Kaiser keine zwei Jahre überleben, man werde sehen, was geschehe. Von der Mordtat habe er am gleichen Nachmittage über Paris telegraphische Nachricht erhalten. Popovich wird polizeilich überwacht.

Auskunfts- und Rechtsschutzstelle für Frauen. Man schreibt uns: Die Auskunfts- und Rechtsschutzstelle für Frauen empfiehlt Frauen, die Kummer und Sorge daheim haben, sei es, weil ihnen der Mann nicht genügend von seinem Verdienste zum Betreiben des Haushalts gibt, sei es, weil sie sonstigen Zwist haben, in die Sprechstunde zu kommen, um sich dort auszusprechen. ...

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 Auch die DRZ bringt die Popovich-Story in großer Aufmachung. Sie druckt ganzen Brief - erschienen am 4. Juli in der Wiener Reichspost - ab und stellt in der Einleitung die "serbischen Rachepläne" als bewiesen dar :

Eine Serbe, der in Bonn wohnt, hatte von den serbischen Racheplänen gegen den ermordeten Thronfolger von Österreich seit langem Kenntnis. ....

In dem Brief werden u.a. folgende Anschuldigungen gegen Popovich erhoben:

Als die Nachricht über den Erfolg [des Attentats] eingetroffen war, fuhr er mit triumphierenden Lächeln durch die Stadt und feierte den Abend über in einem serbischen Kreise.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Vorabendausgabe, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Schwere Ausschreitungen verübten am Sonntag abend zwei Männer, die mit einer Frauensperson nachts spät in eine Wirtschaft an der Sternstraße gekommen waren. Zwischen den dreien entstand ein Wortwechsel wegen eines Schnapses, und als der Wirt den Streit schlichten wollte, griffen ihn alle drei Personen an. Der Streit setzte sich auf der Straße fort, und mehrere Polizeibeamte mußten zur Hilfe herbeigeholt werden. Der Wirt erlitt erhebliche Verletzungen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)