Donnerstag, 14. November 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. November 1918Sitzung des Arbeiter-, Bürger- und Soldatenrats der Stadt Bonn.
Vorsitz: Herr Kuhnert.
Zu Beginn der Sitzung erklärt Herr Kuhnert: Es kommen sehr häufig an einzelne Mitglieder des Arbeiter-, Bürger- und Soldatenrats Zuschriften, die sich über das ein oder andere Mitglied des A.B.S. beschweren. Es kommen auch Zuschriften mit ungeheuren Beschuldigungen gegen Mitbürger. Fast alle Zuschriften sind anonym, können daher nicht verfolgt werden und wandern grundsätzlich in den Papierkorb.
   Hauptmann Arimond berichtet über den Sicherheitsdienst. Dieser Dienst hat auch vorige Nacht gut gearbeitet. Für die Organisation der Bürgerwehr wird noch heute dem Sicherheitsausschuß ein fertiger Entwurf vorgelegt werden können. Es ist gedacht, jede der vier Kompanien auf 200 Mann zu bringen. – Es wird angeregt, die Lehrerschaft zum Eintritt in die Bürgerwehr aufzufordern. Festgestellt wird, daß die Bürgerwehr ihre Führer im Einverständnis mit dem Sicherheitsausschuß selbst bestimmt. Es werden Klagen über häufige nächtliche Kraftwagenfahrten vorgetragen. Die Kraftwagenfahrten, vor allem nachts, sollen so viel wie möglich eingeschränkt werden.
Anzeige im General-Anzeiger vom 14. November 1918   Es wird mitgeteilt, daß zur Verpflegung der zurückmarschierenden, zum Teil schon in der Eifel befindlichen ersten Armee vorige Nacht bereits die ersten notwendigen Maßregeln getroffen worden sind, weiteres soll geschehen. Die Armee befindet sich, wie ein nach Bonn entsandter Vertreter berichtet hat, noch in guter Ordnung, es fehlt ihr aber dringend an Lebensmitteln. In Bonn sind noch genügend Lebensmittel der Heeresverwaltung vorhanden. Es sollen hier drei große Verpflegungsstationen für durchziehende Truppen eingerichtet werden, etwa in der bisher ungenutzten Kriegsküche an der Reuterstraße, in dem Schuppen an der Hindenburgstraße und in einem Güterschuppen. Der Lebensmittelaussschuß wird gleich nach der Vollsitzung des A.B.S. zusammentreten und Einzelheiten beschließen.
[...]
Der A.B.S. beschließt auf Anregung, das Gepäck der von Bonn abreisenden Soldaten auf dem Bahnhof zu untersuchen und doppelt vorhandene oder überflüssige militärische Bekleidungsstücke sowie unrechtmäßig erworbene Sachen zurückzuhalten.
   Beigeordneter Dr. v. Gartzen teilt ein Schreiben des bisherigen Reservelazaretts mit, daß zur Pflege und Wartung der noch in großer Zahl in Bonn liegenden Schwerverwundeten und Schwerkranken, die vorerst noch nicht Anzeige im General-Anzeiger vom 14. November 1918abtransportiert werden können, das vorhandene Lazarettpersonal und die Kommandierten dringend voll und ganz benötigt werden. Der Reservelazarettdirektor bittet daher, schleunigst zu veranlassen, dass das vorhandene Personal, auch das außerhalb Bonns beheimatete, weder entlassen noch beurlaubt wird. [...]
   Auf Antrag aus der Mitte der Versammlung wird ausdrücklich festgestellt, daß die in diesen tagen von den hiesigen Banken ausgegebenen kleinen Schecks für Bonn gesetzliche Zahlungsmittel sind und von jedem in Zahlung genommen werden müssen.
   Zum Schluß wird ein Telegramm von der ersten Armee bekannt gegeben, daß eine größere Abordnung nach Bonn unterwegs sei, um die Verpflegung zu regeln. Dadurch wird, wie betont wird, die Verpflegung der durchziehenden Truppen bedeutend erleichtert.

Im Lazarett Beethovenhalle wird Samstag 5½ Uhr ein bunter Abend zum Besten einer Weihnachtsbescherung für die Verwundeten veranstaltet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. November 1918Keine Flucht vor feindlichen Besatzungstruppen. Die Reichsleitung ersucht dringend, auf die Bevölkerung einzuwirken, daß sie ruhig an ihren Wohnsitzen bleibe und nicht aus Furcht vor feindlicher Besatzung fliehe. Die Ernährungslage verbietet es, jetzt größere Bevölkerungsverschiebungen vorzunehmen, da die Zuziehenden in anderen Kommunalverbänden nicht mitversorgt werden können. Flüchtende würden daher dem größten Elend entgegensehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Der Telegrammverkehr hat sich seit einiger Zeit außerordentlich gesteigert, sodaß der Betrieb bei dem durch die Kriegsverhältnisse eingeschränkten Bestand an Personal und Leitungen sehr erschwert ist. die Schwierigkeiten sind jetzt noch wesentlich vermehrt, weil das Betriebspersonal allerorten in große, Umfang an Grippe erkrankt ist, infolgedessen haben sich vielfach die Telegrammassen nur dadurch bewältigen lassen, daß sie zum Teil mit der Post versandt worden sind. [...]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)