Montag, 9. September 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. September 1918Neues Operettentheater. Lehars volkstümlichste Operette „Die lustige Witwe“ ist das nächste musikalische Werk, das uns die Direktion bietet. Herr Direktor Steffter hat selbst die Inszenierung übernommen und die Hauptpartien mit den beliebten Kräften besetzt. Da sich die Operette Der Pußtakavalier noch immer größter Zugkraft erweist, wird erstmals am Mittwoch Die lustige Witwe in Szene gehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Ein Bonner als erfolgreicher Kampfflieger. Im bulgarischen Heeresbericht ist in letzter Zeit der Kampfflieger Fizler öfters genannt worden. Es handelt sich um den deutschen Vizefeldwebel Gerhard Fieseler, Sohn des Besitzers der Buch- und Kunstdruckerei August Fieseler in Bonn. Daß der Name vom Wolffschen Bureau mehrfach nicht richtig wiedergegeben ist, dürfte sich aus der bulgarischen Schreibart erklären. Vizefeldwebel Fieseler steht im 22. Lebensjahr und befindet sich im zweiten Jahr an der mazedonischen Front. An Kriegsauszeichnungen besitzt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das bulgarische goldene Tapferkeitskreuz 1. Klasse mit Schwertern, ferner drei weitere bulgarische Orden. Vor dem Kriege war er in Köln in der Firma M. Du Mont Schauberg, Verlag der Kölnischen Zeitung, tätig.

Städtisches Victoriabad. Die Männerschwimmhalle ist von heute ab für die Benutzung wieder geöffnet. Dienstags und Freitags steht die Männerschwimmhalle weiblichen Personen zur Verfügung. Der Preis für ein Einzelbad beträgt jetzt 50 Pfg., für Kinder unter 14 Jahren 30 PFg. Dauer- und Zehnerkarten sowie Wäsche und Seife werden nicht verabfolgt. Das städt. Freibad wird geschlossen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. September 1918Unwahre Gerüchte. Auch in hiesiger Gegend gibt es leider vaterlandslose Gesellen beiderlei Geschlechts, die sich darin zu gefallen scheinen, unwahre Gerüchte zu verbreiten, oder was noch schlimmer ist, feindliche Propaganda zu betreiben.
   Es handelt sich dabei entweder um törichte Schwätzer oder um bezahlte feindliche Agenten. Es ist die höchste Zeit, daß diesen Personen gründlich das Handwerk gelegt wird, ehe sie weitern Schaden anrichten: denn leider, es gibt immer noch Leute, die auf alles hereinfallen und alles, was sie irgendwo auf der Straße und in der Elektrischen aufgeschnappt haben, weitererzählen, als sei es verbürgte Wahrheit.
   Ein Fall, der aber noch aufgeklärt werden wird, hat sich kürzlich in einem Dorf in der Nähe von Mehlem zugetragen: Kehrt da ein Mensch in eine Wirtshaus ein und scheut sich nicht, neben andern dummen Redensarten auch die Behauptung aufzustellen, es sei gut, wenn die Franzosen hierher kämen, dann hätte alles Leid ein Ende usw. In diesem Falle handelte es sich um einen Mann, der, wie er selbst gesagt hat, für einen kriegswirtschaftlichen Betrieb reklamiert ist. Leider ist es verabsäumt worden, diesem Vaterlandverräter sofort das Maul zu stopfen oder wenigstens seinen Namen festzustellen: hoffentlich gelingt es, durch die gegebenen Anhaltspunkte ihn noch nachträglich der verdienten strengen Bestrafung entgegenzuführen.
   So etwas ist auch nur in Deutschland möglich, wo leider immer noch viele feindliche Ausländer unbehelligt ihrem Gewerbe nachgehen können: sie sind naturgemäß vielfach die willkommenen Helfer für den feindlichen Nachrichtendienst und seine Lügenpropaganda, drum Michel, werde hart! Scheue dich nicht, immer und überall dich als Deutschen zu bekennen, der nicht gewillt ist, die deutschen Interessen von jedem beliebigen Schurken gefährden zu lassen.   v. G.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)