Montag, 26. August 1918

   

Lazarett-Bilder. Der Bonner Lazarettseelsorger Daniel Schäfer hat seine in den hiesigen Lazaretten gewonnenen Eindrücke und Erlebnisse in einem Büchlein „Lazarett-Bilder“ aufgezeichnet, das bereits in zweiter Auflage im Buchhandel erschienen ist. Das Büchlein soll, so schreibt der Verfasser, auch für die Zeit nach dme Kriege seine Leser erinnern an so manches stille Heldentum im Krankenzimmer der Lazarette, an das große, stille Dulden der Krieger, an die ertragene Qual und Pein auf verborgenem Kampfplatze des Leidens, und das Gedenken daran soll uns die tiefe Dankbarkeit zu allen Kriegsinvaliden und Kriegsbeschädigten fest ins Herz wurzeln. […]

Einbrecher besuchten in der Nacht zum Sonntag eine Zigarrenfabrik an der Koblenzer Straße. Sie erbeuteten mehrere Tausend Zigarren.

Raubgesindel scheint sich im Kottenforst aufzuhalten. Vor etwa zwei Wochen wurde ein Soldat, der nachts von einem Gange nach Meckenheim durch den Kottenforst zurückgehen wollte, angefallen und durch Schüsse verletzt. Er hatte starken Blutverlust und wurde in besorgniserregendem Zustande in das hiesige Marienhospital gebracht, befindet sich jetzt aber schon wieder besser. Auch ein Ueberfall auf einen Förster ist versucht worden, dieser erwehrte sich aber der Angreifer mit seiner Flinte.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Musikkonkurrenz. Sehr geehrte Redaktion! Die in der letzten Stadtverordneten-Versammlung gemachte Aeußerung des Herrn Stadtverordneten Henry, daß „die städtischen Musikleiter sich in bekannter Weise Konkurrenz machten“, kann ich nicht unerwidert lassen. Es ist sicher noch nicht vergessen, daß das städtische Orchester in Friedenszeiten 14 bis 16 Symphonie-Konzerte im Winter veranstaltete. Da das Orchester wegen der Einberufung des größten Teils seiner Mitglieder leider aufgelöst werden mußte, fielen diese gen. Konzerte weg. Eine Anzahl Musikverständiger und Musikliebhaber wandte sich deshalb an mich, mit der Bitte, wenigstens einige Symphonie-Konzerte zu veranstalten und diesem Wunsche entsprach ich gerne, umsomehr, als für mich auch das Sprichwort „Rast‘ ich, so rost‘ ich“ galt. Dank meiner Verbindungen konnte ich ein großes Symphonie-Orchester zusammenstellen und 7 Symphonie-Konzerte im Stadttheater einrichten. Daß die Konzerte einem wirklichen Bedürfnis entsprechen, beweist ihr überraschend glänzender Besuch. Ich will nicht erwähnt lassen, daß andere Konzerte, mit denen ich persönlich nichts zu tun habe, im vergangenen Winter ebenfalls sehr großen Zuspruch hatten und ausverkauft waren: ich nenne nur diejenigen der Frau Elly Ney, Frl. Edyth Walter. […] Dies nur zur Aufklärung!
   Heinrich Sauer, Königlicher Musikdirektor und städtischer Kapellmeister.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Die innigen Beziehungen zwischen Stadt und Land – Hamsterverkehr genannt, aber zu größtem Teile notwendiger Versorgungsverkehr – spiegeln sich wieder in den Zahlen der mit den Kleinbahnen beförderten Personen. Auf den Köln-Bonner-Kreisbahnen, umschließend die Vorgebirgsbahn und Rheinuferbahn, wruden im Mai 1917 rund 827.000 Personen befördert; im Mai 1918 waren es rund 952.000, das sind insgesamt 125.500 mehr. Für die Rheinuferbahn bedeutet das sogar, weil sich die Inanspruchnahme dahin verschoben hat, 142.800 Personen, also für den Tag 4765 Personen mehr, denn auf der Vorgebirgsbahn sind es weniger geworden, etwa 582 für den Tag.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)