Mittwoch, 3. April 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. April 1918Die Vereinigung rheinischer Hotelbesitzer, die dieser Tage in Bonn ihre Hauptversammlung abhielt, richtete an die Regierungspräsidenten das dringende Ersuchen, sofort Maßnahmen zu treffen, daß den Gaststätten eine zur Fortsetzung der Betriebe ausreichende Belieferung mit Lebensmitteln sichergestellt werde. Man war aber einstimmig der Meinung, daß die von den Kommunen bereitgestellten Mengen nicht den Einheimischen, sondern nur dem reisenden Publikum zugute kommen dürften. Im Interesse der Weiterführung der Betriebe bezw. Streckung der Vorräte wurde im allgemeine als Richtschnur aufgestellt, den Gästen in Zukunft nur eine Suppe und einen Gang zu verabreichen; dies gelte auch für Kur- und Badeorte, soweit die Art der Kranken nicht Ausnahmen bedinge. Für die Hergabe der Säle soll künftig eine angemessene Miete erhoben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Bismarckfeier. Gestern Abend veranstaltete die Deutsche Vaterlandspartei im Festsaal der Lese-Gesellschaft eine Bismarck-Gedenkfeier, die mit dazu beitragen sollte, die Herzen frei und stark zu machen für die Pflichten der Gegenwart und die Aufgaben der Zukunft. Die Begrüßungsansprache hielt Oberlehrer Prof. Grube aus Godesberg, die Musikvorträge führte die Kapelle des Ersatz-Bataillons der 160er unter Leitung des Kapellmeisters Suchsland aus, und das weit über die Grenzen der Heimat bekannte Godesberger Soloquartett stellte seine Kunst in den Dienst des Abends.
   Eine gedankenreiche und zündende Festrede hielt Professor Dr. Friedrich von der Kölner Handelshochschule. […]

Auf dem Bonner Wochenmarkt hatte sich gestern keine einzige Verkäuferin eingefunden. Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte ebenfalls keine Zufuhren.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte bei weitem nicht so großen Zuspruch wie sonst. Auch hier waren verhältnismäßig nur kleine Zufuhren. Unter anderem war an Gemüse nur etwas Spinat und Weißkohl vorhanden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Eine Unsitte schlimmster Art hat sich in der letzten Zeit herausgebildet. An den Abenden der Sonntage herrscht ein Tumult auf den Straßen, der dem Karnevalstreiben kaum nachsteht. Schießen, Johlen und Brüllen sind an der Tagesordnung. Der Unfug zieht sich bis spät in den Nacht hinein. Es sind in der Hauptsache jugendliche Burschen und Mädchen, denen der Ernst der Zeit abgeht und die wahrscheinlich nicht gelernt haben, ihre hohen Löhne für schlimmere Zeiten zu sparen. Der an Anstand und Sitte gewohnte Einwohner steht dem wüsten Treiben machtlos gegenüber. Es häufen sich von Tag zu Tag die Stimmen, die dringende Abhülfe verlangen. Um den Feldschutz nachdrücklich auszuüben, wurden der Stadt Bonn in ausreichender Weise Militärpatrouillen zur Verfügung gestellt. Das dürfte auch hier wohl angängig sein. Die Polizeiverwaltung darf des wärmsten Dankes weitester Kreise gewiß sein, wenn sie hier unnachsichtig zu Werke geht. Kein Bürger mißgönnt es einem Feldgrauen, wenn er in gehobener Stimmung sein Liedchen singt, aber dem sonnlosen Treiben der Jugend an den Sonntagabenden muß unbedingt [entgegen] gesteuert werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)