Mittwoch, 13. März 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. März 1918Flieger-Alarm.
Auf Anordnung des Garnisonkommandos wurden gestern mittag Alarmsignale (durch Sirenen, Fabrikpfeifen, Kirchenglocken und Hornisten) gegeben, weil „Luftgefahr“ gemeldet worden war. Der Alarm wurde nach etwa einer halben Stunde wieder aufgehoben nach dem Eingang der Meldung, daß „Luftgefahr vorüber“ sei. Glücklicherweise sind die feindlichen Flieger nicht bis Bonn gekommen. Anscheinend hat die Bevölkerung den Alarm für einen Probealarm gehalten. So konnte z. B. beobachtet werden, daß Kinder in Scharen den Hornisten nachliefen. Es wird daher bei dieser Gelegenheit noch einmal nachdrücklichst darauf hingewiesen, daß die Möglichkeit einer Heimsuchung durch feindliche Flieger auch in Bonn immerhin besteht. Es wäre bedauerlich, wenn die Einwohnerschaft erst durch Schaden klug gemacht und zur Befolgung der des öfteren gegebenen Verhaltensmaßregeln veranlaßt würde.

Ferner wird uns geschrieben:
Gestern mittag um 12.35 Uhr mußte zum ersten Mal in Bonn Fliegeralarm für den Ernstfall erfolgen. Es wurden feindliche Flieger gemeldet, und die Bevölkerung mußte gemahnt werden. Aus diesem Grunde traten die Alarmvorrichtungen, Sirene, Kirchenglocken, Trompeter, Signale in Tätigkeit. Trotzdem nur dauernd Mitteilungen über die letzten Fliegerangriffe, z. B. in Mainz, in den Zeitungen verbreitet worden sind und daraus hervorgeht, daß Todesfälle in erster Linie darauf zurückzuführen sind, daß die Bevölkerung nicht rechtzeitig Deckung suchte, kümmerte sich hier in Bonn kaum ein Mensch um den Alarm. Diese Nachlässigkeit muß aufs Schärfste getadelt werden, und es sei besonders darauf hingewiesen, daß diejenigen, die nicht den Vorschriften über entsprechende Deckung bei Fliegerangriffen nachkommen, sich sogar strafbar machen. Wenn die Flieger erst über dem Stadtbilde sind, so ist es zum Deckungsuchen natürlich zu spät, und wenn die ersten Bomben einfallen, so verlieren die meisten Menschen vollends den Kopf und wissen nicht einmal die einfachsten Maßnahmen für ihren Schutz zu finden. Das hat sich in anderen Städten wiederholt gezeigt. Warum sollen wir hier in Bonn auch noch wieder erst mit den trüben Erfahrungen beginnen, die in anderen Städten gemacht sind? Die Bevölkerung wird daher noch einmal eingehend gemahnt. Sobald die Sirene ertönt, müssen die Straßen leer werden, und jeder muß in irgend einem Hause Schutz suchen. Die Straßenbahnen halten an, die Fahrgäste haben auszusteigen, die Fuhrwerke haben ebenfalls stillzuhalten und sind, soweit angängig, ebenfalls unter Deckung zu bringen. Vor allen Dingen muß es aber aufs Schärfste getadelt werden, daß sich Schüler ohne Rücksicht auf die Alarmsignale in keiner Weise darum kümmern, wie sie in Deckung gelangen können. Es gibt keinen Probe-Alarm mehr. Jeder Alarm, der jetzt erfolgt, bedeutet tatsächliche Fliegergefahr, und zwar dauert die Fliegergefahr so lange, wie die Sirene ertönt. Erst mit dem Abstellen der Sirene ist die Gefahr vorüber, und die Bevölkerung kann wieder in gewohnter Weise ihrer Wege gehen.
   Glücklicherweise sind die angemeldeten feindlichen Flieger nicht bis Bonn gekommen, so da der Alarm kurz vor 1 Uhr, nach etwa 20 Minuten Dauer durch Abstellen der Sirene aufgehoben werden konnte. [...]

Kriegsanleihe und Arndt-Eiche.
Im Osten, wo mit ungeheurer Uebermacht Rußland seine Millionenheere nach Deutschlands und Oesterreichs Hautstädte siegreich zu führen wähnte, ist nach dem Zusammenbruch der feindlichen Macht die Sonne des Friedens aufgegangen, die mit ihren goldenen Strahlen jene Gefilde wiederbeleben und erwärmen wird, die in Blut und Zerstörung erstarrt waren! Im Osten ist der feindliche Ring zersprengt, der die Mittelmächte lähmend und erdrückend umschließen sollte, und friedlichem Schaffen und arbeitsfreudiger Tätigkeit ist der Weg wieder gebahnt! Wie sollen wir hierfür unseren Dank bekunden? Wiederum ruft das Vaterland! Es heischt von uns die Mittel, um den Frieden, den die Westmächte durch Verständigung mit uns nicht schließen wollen, durch siegreichen Endkampf zu erzwingen! Wer möchte da abseits stehen, wer nicht das Letzte dem Vaterland geben, wo der Lorbeer dem Sieger winkt? Im Osten Frieden! Im Westen der Sieg!
    Gold und Geld dem Vaterland!
    Doch wie viele, die freiwillig und freudig zum Schutz der Heimat gen Osten zogen, deckt der kühle Rasen; nimmer schauen sie die Segnungen des Friedens, den sie mit ihrem Herzblut erkämpft. Auch Bonner Krieger sinds gewesen! Danken wir es ihnen, indem wir ihrer Witwen und Waisen gedenken!
    Mitbürger, verhärtet Eure Herzen nicht! Ist Euch der Friede nicht eine Gabe wert für die Arndt-Eiche, für die Witwen und Waisen der Bonner Krieger?

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Kriegsanleihe als Zahlungsmittel. Der Herr Reichskanzler (Reichsschatzamt) hat sich im Einvernehmen mit dem Herrn Kriegsminister damit einverstanden erklärt, daß nach der Demobilmachung beim Verkauf entbehrlicher Bestände der Heeresverwaltung, insbesondere von Pferden, Kriegsanleihe, und zwar zum Ausgabewert, in Zahlung genommen wird, so daß, wenn sich der Wert der Kriegsanleihe innerhalb des Kaufpreises hält, Herauszahlungen in barem Gelde nicht erforderlich sind.

Verkaufe keiner Kriegsanleihen an Privatpersonen, die bei dem Handel immer eigene Vorteile zum Schaden des Verkäufers suchen und finden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Hausfrauen Bonns werden auf die Anzeige der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe in der vorliegenden Nummer aufmerksam gemacht. Die dort angezeigten Einrichtungen: Strumpf- und Wäscheflickerei, Kleiderberatung und Schuhkurse, verdienen die Beachtung aller Kreise, denn sie bezwecken beste Erhaltung, Ausnutzung und Streckung aller vorhandenen Bekleidungsvorräte. Jede erwünschte Auskunft wird zu den angegebenen Zeiten von den betreffenden Stellen gerne erteilt. Bemerkt sei noch, daß von heute ab Strümpfe wieder zum Flicken abgegeben werden können.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)