Samstag, 19. Januar 1918

    

Die Vertreterversammlung der Bonner Studentenschaft veröffentlicht folgende Erklärung:
  
In der letzten Zeit sollen Fälle vorgekommen sein, wo für größere geldliche Unterstützungen seitens der Universitäten die Würde eines Ehrendoktors verliehen worden ist. Die Studentenschaft dankt für weitere tatkräftige Unterstützung, möchte aber Verwahrung dagegen einlegen, daß bei der Verleihung dieser Würde, die bisher nur aufgrund hervorragender wissenschaftlicher Leistungen erworben werden konnte, sich amerikanische Verhältnisse entwickeln.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Januar 1918Hochwasser. Der Rhein ist gestern in den frühen Morgenstunden noch weiter gestiegen. Um 10 Uhr vormittags erreichte das Wasser mit 6,84 Meter seinen höchsten Stand. Von da ab ging es langsam zurück und zwar bis 4 Uhr nachmittags 3 Zentimeter. Die Rheinanlagen und auch die Fahrwege standen gestern vollständig unter Wasser. Die schmutziggelben Fluten umspülen die Gärten im oberen Teil der Anlagen und weiter die am Rheinufer gelegenen Häuser. Vielfach wurden Notbrücken an den Häusern vorbei aufgeführt und einzeln sieht man auch Nachen durch die Anlagen fahren, die die Verbindung mit den angrenzenden Straßen herstellen. Der Schiffsverkehr ist sehr eingeschränkt. Nur mit größter Kraftanwendung gelingt es den wenigen Frachtschiffen, die rheinaufwärts hier vorbeifahren, gegen die starke Strömung anzukämpfen. Mit umgelegten Kaminen müssen sie unter der Rheinbrücke herfahren. Im Laufe des Nachmittags wurde von Coblenz Stillstand im Wachsen des Wassers gemeldet. Da auch von der Ahr, der Mosel, der Nahe und von anderen Nebenflüssen Zurückgehen des Wassers gemeldet wird, kann man hoffen, daß die größte Gefahr vorüber ist.
   
Im Laufe der vergangenen Nacht ging das Wasser bis 6,76 Meter zurück. Um zwei Uhr nachts trat Stillstand ein und gegen Morgen stieg das Wasser wieder langsam. Um 8 Uhr früh zeigte der hiesige Pegel wieder 6,80 Meter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Kaisersgeburtstag. Kardinal v. Hartmann macht im Kirchlichen Anzeiger bekannt: Zum ersten Male seit Beginn des Weltkrieges feiern wir das Geburtstagsfest unseres allergnädigsten Kaisers und Königs unter dem Zeichen von Friedensverhandlungen. Solange aber diese nicht zum Abschluß gebracht sind, können wir, dem Wunsche unseres allgeliebten Kaisers und dem Ernste der Zeit entsprechend, die Geburtstagsfeier unter den sonst üblichen festlichen Veranstaltungen begehen, sondern müssen sie beschränken auf eine stilles Gedenken und eine treue Fürbitte. Es ist daher auch in diesem Jahre die Feier Sr. Majestät des Kaisers und Königs in den Städten, in welchen mehrere Pfarrkirchen sind, nicht bloß in der Hauptkirche, sondern auch in den übrigen Pfarrkirchen abzuhalten. In letzteren ist sie jedoch so anzuberaumen, daß die Feier in der Hauptkirche, zu der wie bisher die Behörden einzuladen sind, nicht beeinträchtigt wird. Wir zweifeln nicht, daß die Gläubigen unserer Erzdiözese am Kaisersgeburtstage aus dankbarem Herzen für Kaiser und Reich, für Heer und Marine eifrige Gebete zum Himmel emporsenden werden, nicht minder für die Erlangung eines glorreichen Sieges und eines dauernden ehrenvollen Friedens. – Die Bischöfe Preußens haben sich entschlossen, für die Zwecke der „Kirchlichen Kriegshilfe“ am diesjährigen Geburtstagsfest unseres Kaisers, Sonntag, den 27. Januar, eine allgemeine Kirchenkollekte abhalten zu lassen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)