Freitag, 18. Januar 1918

    

Die gefallenen Studenten der Universität Bonn. Die Zahl der Bonner Studenten, die im Weltkriege bisher für das Vaterland gestorben sind, beträgt nach der neuesten Ehrentafel der Universität 461. Sie ist sehr groß, der Krieg hat von der akademischen Jugend ebenso wie von allen Schichten der Bevölkerung unerhört zahlreiche Blutopfer gefordert. Vergleicht man jedoch die Gefallenenzahlen der einzelnen Kriegssemester miteinander, so ergibt sich die unter diesen Verhältnissen erfreuliche Tatsache, daß, obwohl die Zahl der Kriegsteilnehmer ständig gestiegen ist und sich mehr als verdoppelt hat, die Zahl der Gefallenen trotzdem immer geringer geworden ist. Die folgende Zusammenstellung gibt für jedes Semester die Zahl der gefallenen Studenten nach Fakultäten und insgesamt in der letzten Spalte die der Kriegsteilnehmer an. Danach sind im ersten Kriegssemester 4,48 v. H. der Kriegsteilnehmer gefallen, im zweiten 3,47 v. H., im dritten 2,14 v. H., im vierten 1,56 v. H., im fünften 1,43, v. H., im sechsten 1,04 v. H. und im laufenden siebten Kriegssemester, das allerdings noch nicht abgeschlossen ist, nur 0,52 v. H. [...]?

Die Vorräte an Kartoffeln und anderer Lebensmitteln in den Kellern der tief liegenden Stadtteile werden durch das immer noch steigende Hochwasser gefährdet. Die Bürger in den gefährdeten Stadtteilen mögen daher ihre Vorräte so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.

Der Reichsverband für den deutschen Gartenbau wendet sich in einem Aufruf an alle Bevölkerungskreise in Stadt und Land, um jeden, der viel oder wenig Grund und Boden als Eigentum oder in Pacht besitzt und einen Spaten regieren kann, zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zu bewegen. [...] Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, und wer nicht wenigstens von dem kleinen vaterländischen Fleckchen Bodens, das ihm zur Verfügung steht, Früchte für den eigenen Bedarf heranzieht, sollte in seinen Lebensmittelbezügen gekürzt werden. Erfreulich zu beachten ist es, daß immer mehr Zier- und Blumengärtnereien ihre Betriebe für den Anbau von Nahrungsmitteln eingestellt haben und daß in den Gewächshäusern und Frühbeeten schon heute alle Vorbereitungen getroffen werden, um für die kommende Frühjahrsbestellung das erforderliche Saat- und Pflanzengut heranziehen zu können. Jeder der im Gartenbau bewährten Meister im Gartenbau und der lernbegierige Schüler tue seine Pflicht!

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

Hochwasser. Im Laufe des gestrigen Vormittags ist an den Bonner Werftanlagen der Rhein über die Ufer getreten. Das Hochwasser kam so unerwartet, daß viele Güter, die in der Nähe der Landebrücken lagerten, umspült wurden, ehe man daran denken konnte, sie in Sicherheit zu bringen. [...] Heute morgen 8 Uhr wurden am hiesigen Hochwasserpegel 6.83 Meter gemessen.
   
Unsere Rheinanlagen stehen zum größten Teil unter Wasser. An vielen Stellen, namentlich im unteren Stadtteil, reicht das Wasser bis an die Häuser heran. Die Anwohner des Rheinwerfts und der anliegenden Straßen werden von der Stadtverwaltung dringend ersucht, ihre Keller unverzüglich zu räumen, damit nichts von den jetzt doppelt wertvollen Nahrungsmittelvorräten verloren geht. [...]

Kaisersgeburtstag. Die Universität feiert den Geburtstag unseres Kaisers mit einem Festakt in der Aula. Die Festrede hält Geheimer Regierungsrat Professor Winter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Soldatenheim. Der unter der Leitung des Ausschußmitgliedes Herrn Boismard stattgefundene Unterhaltungsabend am vergangenen Sonntag im Soldatenheim, Josefstraße 16, war wieder sehr abwechslungsreich. Vom Münsterchor mit seinem tüchtigen Chordirektor Dr. Veith an der Spitze wurden mehrere meist Weihnachtslieder ganz vorzüglich zu Gehör gebracht. Besonders eindrucksvoll war der Chor: „Gegrüßet seist du Himmelskind“, wobei das Tenorsolo in vorzüglicher Weise wiedergegeben wurde. Von Herrn Chordirektor Veith am Klavier wirksam unterstützt sang Frl. Keese einige hübsche Lieder mit seelenvollem Ausdruck. Auch die Duette, welche die Damen Frl. H. und M. Schewards sangen, fanden großen Beifall. [...] Frl. Lenzen und Herr Koep sorgten mit ihren hübschen heiteren Vorträgen für die nötige Abwechslung. Dieselbe heitere Note schlug an das Theaterstück, welches Mitglieder des Jugendvereins von Endenich (Präses: Herr Kaplan Fremy) mit gutem Erfolg zum Schlusse des Abends aufführten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)